Seit einiger Zeit wird heftig über die Zukunft des TICE, dem interkommunalen Transportsyndikat der Südgemeinden, diskutiert, dies da die Trägergemeinden die hohen Kosten scheinbar nicht mehr stemmen können.
Die derzeit auf dem Tisch liegende Lösung sieht vor, dass der Staat mit einsteigt, die Finanzierung übernimmt und künftig logischerweise auch den Ton im neuen „syndicat mixte“ angibt.
So weit, so gut. Was allerdings suboptimal an dieser Lösung erscheint, ist der Umstand, dass die Anzahl der Busse und der Fahrer des TICE gegenüber dem Ist-Bestand reduziert werden soll, zudem sollen wichtige Leistungen ganz eingestellt werden (zum Beispiel Nachtbus) oder an Privatunternehmen vergeben werden (zum Beispiel Citybus, Schülertransport); das Tageblatt berichtete davon.
Also eine innovative Organisationsoptimierung klingt anders, oder? Eher vermittelt das vorgelegte „Konzept“ den Eindruck, dass man derzeit zwar noch scheut, den TICE sofort ganz abzuwickeln, und ihn deshalb mal vorläufig auf niedrigem Niveau einfrieren möchte, um ihn anschließend langsam ganz ausbluten zu lassen.
Dass es zu diesem eher unsympathischen Konzept absolut sinnvolle, zukunftsorientierte Alternativansätze gibt, möchte ich nachfolgend ausführen.
In Luxemburg existieren derzeit drei öffentliche Busbetriebe, welche allesamt historisch gewachsen sind:
– der TICE, der ursprünglich, wie der Name es vermuten lässt, ein interkommunales Straßenbahnnetz in den Südgemeinden betrieb, welches leider in den 50er-Jahren aufgegeben und durch Busse ersetzt wurde;
– der CFL-Busbetrieb wurde als Ersatz für stillgelegte Bahnstrecken geschaffen, bedient allerdings heute im Rahmen des RGTR zum Teil andere Strecken;
– die Stadt Luxemburg (VdL) verfügt über einen in Eigenregie betriebenen Busbetrieb (AVL) zur Bedienung des Stadtgebietes, welcher die frühere Straßenbahn zunächst ergänzte und anschließend ganz ablöste.
Anmerkung: Die heutige Straßenbahn wird nicht von der Stadt Luxemburg, sondern von der Gesellschaft Luxtram betrieben.
Man stellt bei näherer Betrachtung fest, dass alle drei öffentlichen Busakteure (TICE, CFL-Bus und AVL) in ihrer Größe absolut überschaubare Busbetriebe sind, woraus der Vorschlag resultiert, diese drei Einheiten doch künftig in einem einzigen öffentlichen Betrieb zusammenzuführen, um so eine erhebliche Effizienzsteigerung sowie Kostenreduktion zu erreichen.
Einige Beispiele, welche diese Überlegung verdeutlichen:
– zentrale Verwaltung;
– zentraler medizinischer und psychologischer Dienst;
– auf dem Gebiet von Luxemburg Stadt könnten die Betriebshöfe von AVL und CFL zusammengelegt werden, wodurch ein Betriebshof inklusive Werkstatt eingespart würde;
– zentrale Umlaufplanung von Bussen und Fahrpersonal;
– zentrale Dienstplanung des Fahrpersonals;
– IT-seitig, substanzielle Einsparung, da jeweils nur noch ein Tool zur Erstellung von Umlaufplänen und Diensten benötigt wird;
– IT-seitig, substanzielle Einsparung, da nur noch ein Depotmanagement-System inklusive Lademanagement für E-Busse benötigt wird, welches alle Standorte abdeckt;
– zentrale Verwaltung der beiden Werkstätten Luxemburg-Stadt und Esch/Alzette, inklusive gemeinsamer IT-Tools;
– zentrale Ersatzteilverwaltung und Beschaffung;
– zentrale Fahrzeugbeschaffung;
– effizienterer Einsatz der Betriebsreserve;
– eine einzige, zentrale Leitstelle.
Betreffend die Frage, ob ein derartiger öffentlicher Busbetrieb denn künftig eigenständig oder aber eher an ein bestehendes öffentliches Unternehmen aus dem ÖPNV-Bereich angegliedert werden sollte, habe ich drei Szenarien bewertet, nämlich das eines eigenständigen Busbetriebs, das einer Angliederung an Luxtram sowie das einer Angliederung an die CFL.
Schnell wird klar, dass ein völlig eigenständiger Betrieb nicht die optimale Lösung darstellt, da insbesondere der verwaltungsseitige Unternehmensteil sowie eine eigene IT-Abteilung neu aufzubauen wären. Mit einer derartigen Struktur wären die Kosteneinsparungen wohl an geringsten.
Luxtram baut und betreibt derzeit sehr effizient und erfolgreich das neue Tramnetz. In Anbetracht des Umstands, dass das Netz in den kommenden Jahren noch stark ausgebaut werden soll, was diesen innovativen Betrieb sehr stark beanspruchen wird, ist kaum vorstellbar, diese Gesellschaft zusätzlich noch mit der Verwaltung eines Busbetriebs, welcher zudem um ein Vielfaches größer wäre als Luxtram selbst, zu belasten, ohne das Tram-Projekt ernsthaft zu gefährden.
Somit hat sich schnell herauskristallisiert, dass die CFL die ideale Trägergesellschaft für diesen öffentlichen Busbetrieb wären, ja als öffentlicher Transportdienstleister und größter Arbeitgeber Luxemburgs wäre ein größerer Busbetrieb geradezu komplementär!
Dabei ist es wichtig, hervorzuheben, dass für die CFL auch als Eisenbahnverkehrs-Unternehmen interne Bus-Kompetenz absolut unverzichtbar ist, organisiert der CFL Busbetrieb doch stets den Schienenersatzverkehr, sei es im Rahmen vorab geplanter Baustellen im Bahnnetz oder im Rahmen kurzfristiger Störungen im Bahnbetrieb.
Natürlich bedürfte es CFL-seitig in der Verwaltung einer Aufstockung des Personals, allerdings ist die benötigte Struktur in allen Bereichen bereits vorhanden. Auch IT-seitig ist die CFL bestens aufgestellt, zudem sind, zum Beispiel was Werkstatt-, Umlauf- und Dienstplanungstools sowie Depotmanagement-System betrifft, Synergien mit dem Bahnbereich durchaus realistisch.
Zum Personal: Das Personal der drei Betriebe wird natürlich übernommen und behält sein öffentliches Statut. Neueingestellte Personale erhalten das öffentliche CFL-Statut.
Weitere Entwicklung des öffentlichen Busbetriebs: Ein derart für die Zukunft optimierter öffentlicher Busbetrieb muss natürlich künftig an der Weiterentwicklung des ÖPNV-Angebots in Luxemburg beteiligt werden, das heißt künftig auch mit neuen Aufträgen bedacht werden.
Zu den Gemeinden: Logischerweise müssen die derzeitigen TICE-Gemeinden sowie die Stadt Luxemburg so wie bisher betreffend die auf ihrem Gebiet zu erbringenden Transportleistungen mitbestimmen können. Dazu bedarf es gegebenenfalls der Schaffung eines gemeinsamen Gremiums mit dem zuständigen Ministerium. Zusätzlich müssen sich die Gemeinden engagieren, dem Busbetrieb geeignete Flächen zur Installierung der Betriebshöfe zur Verfügung stellen.
Es ist mir wichtig, zu betonen, dass meine Überlegungen darauf abzielen, den öffentlichen Busbetrieb sinnvoll zu modernisieren und somit dauerhaft und nachhaltig abzusichern. Ich sehe ihn nicht als Konkurrenz, sondern vielmehr komplementär zu den bestehenden privaten Busbetrieben.
De Maart
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