Franz Ferdinand: „The Human Fear“

Im Jahr 2004 eroberten Franz Ferdinand mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum die Indie-Herzen. Darauf finden sich solch brillante Songs wie „Darts Of Pleasure“, „Take Me Out“ und „Michael“. Die Platte lief seinerzeit unaufhörlich. Bis 2018 erschienen vier weitere Alben, die nicht mehr die Genialität des Debüts übertreffen konnten, aber auch nicht enttäuschten. Parallel dazu gab es Veränderungen innerhalb der Band: Im Jahr 2016 stieg Gitarrist Nick McCarthy aus, für den Julian Corrie (Keyboard, Gitarre) und Dino Bardot (Gitarre) dazustießen.
Vor vier Jahren nahm Schlagzeuger Paul Thomson seinen Hut, der seitdem von Audrey Tait ersetzt wird. Sie und die Gründungsmitglieder Alex Kapranos (Gesang, Gitarre) und Bob Hardy (Bass) gingen mit Produzent Mark Ralph in die schottischen AYR Studios und nahmen elf Songs auf, die dem Albumtitel „The Human Fear“ zu widersprechen scheinen. Es sind keine Songs, die einen das Fürchten lehren oder zum Trübsal blasen anregen. Sie sind belebend und frohlockend („Built It Up“, „Night Or Day“) und treiben einem ein Lächeln ins Gesicht.
Warum das Album dennoch so heißt, wie es heißt, erklärt Kapranos: „Dieses Album zu machen, war eine der lebensbejahendsten Erfahrungen, die ich je gemacht habe, aber es heißt trotzdem ‚The Human Fear‘. Angst erinnert dich daran, dass du am Leben bist. Ich glaube, wir alle sind in gewisser Weise süchtig nach dem Rausch, den sie uns geben kann. Wie wir darauf reagieren, zeigt, wie menschlich wir sind. Hier sind also ein paar Lieder, die den Nervenkitzel des Menschseins in der Angst suchen.“ Dazu zählen der Discostampfer „Hooked“, die sehnsüchtige Ballade „Tell Me I Should Stay“ und die Hits „Audacious“, „Night Or Day“ und „Cats“. Franz Ferdinand mögen gealtert sein und sich verändert haben, aber sie wissen noch, wie man tolle Songs schreibt.
Mogwai: „The Bad Fire“

Es bleibt ein Rätsel, wie es Mogwai immer wieder gelingt, die Erwartungen ihrer Fans nicht zu enttäuschen. Sie haben bis dato kein schlechtes Album abgeliefert. Das gilt auch für „The Bad Fire“. Mit John Congleton, der zuletzt mit Explosions In The Sky und Sleater-Kinney gearbeitet hatte, trafen sich Mogwai in den Chem19 Studios im schottischen Blantyre, um ihr elftes Studioalbum anzugehen, sofern man diverse Soundtracks nicht mit einrechnet.
Die Studioarbeit war nach dem Erfolg des Vorgängers „As The Love Continues“, der 2021 in den schottischen und in den UK-Charts auf Platz eins stand, vermeintlich kein Selbstläufer. Zumal es seitdem im Bandumfeld nicht an persönlichen Schicksalen mangelte. Im Begleittext zum Album heißt es dazu: „Wir hatten mit vielen Verlusten zu kämpfen und in Barrys Fall mit einer schweren Familienkrankheit einer seiner Töchter. Als wir wieder zusammenkamen, um dieses Album zu schreiben und aufzunehmen, fühlte es sich wie eine Zuflucht an. Und mit John Congleton haben wir das Gefühl, dass wir etwas Besonderes geschaffen haben. Wir hören oft von Leuten, dass unsere Musik ihnen geholfen hat, harte Zeiten in ihrem Leben zu überstehen, und ich glaube, das trifft ausnahmsweise auch auf uns zu.“
Musik als heilende Kraft oder zumindest als schmerzlinderndes Mittel für die Hörer und dieses Mal auch für die Bandmitglieder – insbesondere für den erwähnten Keyboarder und Gitarristen Barry Burns. Sie gingen zuvor durch ihre persönlichen Höllen – der Albumtitel „The Bad Fire“ ist ein umgangssprachlicher schottischer Ausdruck für Hölle. Aber wenigstens konnten sie diese negativen Erfahrungen dazu nutzen, hypnotische Songs im Wechselspiel zwischen laut und leise sowie zwischen Rock und elektronischen Elementen zu schreiben. Und es wird auch wieder Platz für etwas Gesang.
De Maart
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