Mittwoch5. November 2025

Demaart De Maart

BelgienTerror-Verdächtiger in Brüssel erschossen

Belgien / Terror-Verdächtiger in Brüssel erschossen
Polizeiabsperrung im Brüsseler Viertel Schaerbeek, wo der Terrorverdächtige „neutralisiert“ wurde Foto: John Thys/AFP

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Nach dem kaltblütigen Mord an zwei Schweden am Montagabend melden die belgischen Behörden einen schnellen Fahndungserfolg. Entwarnung geben sie aber noch nicht.

Erleichterung in Brüssel: Wenige Stunden nach dem Terrorattentat, bei dem am Montagabend zwei Schweden auf offener Straße erschossen worden waren, hat die Polizei den mutmaßlichen Täter gestellt und nach eigenen Angaben „neutralisiert“. Der 45-jährige Tunesier Abdesalem S. sei seinen Schussverletzungen erlegen, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstagvormittag mit.

Bei dem Mann wurde eine Waffe gefunden, die offenbar beim Anschlag vom Montagabend zum Einsatz gekommen sein soll. Nach Medienberichten handelt es sich um eine Kalaschnikow. Der Täter soll mit einem Motorroller unterwegs gewesen sein und gezielt nach schwedischen Fußballfans gesucht haben. Am Montagabend spielte in der Stadt die schwedische Fußballnationalmannschaft gegen Belgien. In einem Video soll er Rache für den „Islamischen Staat“ geschworen haben. Einen Bezug zum Angriff der Terrorgruppe Hamas in Israel gab es zunächst nicht. 

Der Terrorismus wird uns niemals besiegen, bleiben wir friedlich und einig

Alexander De Croo, Belgiens Premierminister

Die belgische Regierung kam noch in der Nacht zu einer Krisensitzung zusammen. Das Fußballmatch wurde abgebrochen, das Stadion evakuiert. Zudem hatten die Behörden die höchste Terrorwarnstufe in Brüssel ausgerufen und die Bewohner aufgerufen, in der Nacht zu Hause zu bleiben. Am Dienstagmorgen hatte sich die Lage in der belgischen Hauptstadt aber wieder normalisiert und am Abend wurde die Terrorstufe herabgesetzt. 

„Der Terrorismus schlagt blindwütig zu“, erklärte Premierminister Alexander De Croo. Die Belgier, die bereits 2016 eine Terrorwelle erlebt hatten, würden sich davon jedoch nicht einschüchtern lassen. „Der Terrorismus wird uns niemals besiegen, bleiben wir friedlich und einig“, so der Regierungschef. Anders als 2016 wurde kein Militär auf die Straßen geschickt.

Debatte über abgelehnte Asylbewerber

Zunächst war fraglich, ob es sich bei Abdesalem S. um einen Einzeltäter handelt. Von seiner Tat wurde ein Video gedreht, was auf einen oder mehrere Komplizen hindeutet. „Wir können nichts ausschließen“, betonte Innenministerin Annelies Verlinden. In dem Video hatte der mutmaßliche Terrorist seine Tat mit den Koran-Verbrennungen in Schweden begründet. Schwedens Justizminister Gunnar Strömmer sagte der Nachrichtenagentur Reuters, man stehe in Kontakt mit den belgischen Behörden. Die Regierung in Stockholm hatte vor Angriffen im Ausland gewarnt. Mitte August verstärkten die Behörden ihre Terrorwarnung.

Man gehe derzeit nicht von einem Netzwerk, sondern einem Einzeltäter aus, teilte Premierminister Alexander De Croo dann am Dienstagabend mit. Die Motive für die Tat seien noch unklar. Es habe zuvor mehrere Anzeigen gegen den Täter gegeben, aber keine Hinweise auf eine bevorstehende Tat.

Dass der Terrorismus ausgerechnet in Brüssel zuschlägt, löst bei vielen Bürgern der Stadt Unverständnis und Wut aus. Schon 2016 war der Terror aus einem anderen Land – damals Frankreich – importiert worden. Diesmal konzentriert sich die Debatte auf Tunesien und die Frage, wieso die Behörden nicht härter gegen abgelehnte Asylbewerber und polizeibekannte Gefährder vorgehen. Der Anschlag löste auch im Ausland große Anteilnahme aus. Im Europaparlament in Straßburg hielten die Abgeordneten eine Schweigeminute ab.

In Belgien sind derzeit mehr als 600 Personen als radikale Islamisten registriert. Polizei und Justiz schaffen es jedoch nicht, sie allesamt zu überwachen. Im Falle des nun verdächtigten Tunesiers hatte es wiederholt Warnungen gegeben; die Polizei hat den Mann jedoch nicht als Gefährder eingeschätzt. (mit AFP und dpa)