Nahost-KonfliktTeherans gefürchtete Brigaden: Einfluss der Revolutionsgarden weit über Iran hinaus

Nahost-Konflikt / Teherans gefürchtete Brigaden: Einfluss der Revolutionsgarden weit über Iran hinaus
Kommandeure der Kuds-Truppe des Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) und Esmail Qa’ani (M)  Foto: Iranian Supreme Leader's Office/ZUMA Press Wire/dpa

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Am Großangriff des Iran auf Israel sind am Wochenende auch die Revolutionsgarden der islamischen Republik beteiligt gewesen. Nicht zuletzt deshalb wollen die USA und die EU die iranische Elitetruppe nun mit härteren Sanktionen belegen.

Washington stufte die Revolutionsgarden bereits 2019 als Terrororganisation ein. Seit ihrer Gründung nach der Islamischen Revolution 1979 haben sich die mächtigen Revolutionsgarden zu einem Staat im Staate entwickelt, der das Land nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich dominiert.

Revolutionsführer Ajatollah Khomeini stellte die Pasdaran, wie die Truppe auf Persisch heißt, damals aus informellen Milizen zusammen, um die neuen Machthaber in Teheran gegen einen Staatsstreich zu schützen. Inzwischen handelt es sich bei den Revolutionsgarden unter Führung von Kommandeur Hussein Salami um eine Parallelarmee mit eigenen Boden-, Luft- und Seestreitkräften. Die britische Denkfabrik International Institute for Strategic Studies (IISS) schätzt ihre Stärke auf 190.000 Mann.

Zu den Revolutionsgarden zählt auch die Basidsch-Miliz, die immer wieder brutal gegen Demonstranten vorgeht und eigenen Angaben zufolge Hunderttausende Freiwillige mobilisieren kann. Die Marineeinheiten der Garden sind für die Sicherheit des Persischen Golfs und der vor allem für Öltransporte wichtigen Straße von Hormus zuständig.

Während die Revolutionsgarden sich selbst als „Bewahrer der (iranischen) Revolution und ihrer Errungenschaften“ sehen, gelten sie Kritikern als größtes Hindernis für einen gemäßigteren Kurs des schiitischen Iran.

Der Einfluss der paramilitärischen Revolutionsgarden reicht in der Golfregion und im Nahen Osten weit über den Iran hinaus. Nach der Revolution spielten die Garden eine wichtige Rolle beim „Export der Revolution“ und unterhielten enge Kontakte zu militanten Oppositionsgruppen in den Nachbarstaaten. Insbesondere standen sie Pate bei der Gründung der libanesischen Hisbollah-Miliz. Die sunnitischen Monarchien am Golf sehen die Garden daher als Bedrohung ihrer Macht.

Erheblichen Einfluss im Innern

Für die Auslandseinsätze der Revolutionsgarden sind die Al-Kuds-Brigaden zuständig. Im Irak kämpften sie gegen die sunnitische Dschihadistenmiliz Islamischer Staat und beeinflussten die Regierungsbildung. Im Januar 2020 töteten die USA mit einer Drohne den damaligen Kommandeur der Brigaden, Kassem Soleimani, in Bagdad.

Im Jemen unterstützen die Al-Kuds-Brigaden die Huthi-Rebellen und in Syrien kämpfen sie seit Jahren an der Seite der Truppen von Machthaber Baschar al-Assad. Dass die Al-Kuds-Brigaden an dem brutalen Hamas-Überfall am 7. Oktober auf Israel beteiligt gewesen sein sollen, bestreiten sowohl Teheran als auch die radikalislamische Palästinenserorganisation.

Bei einem Israel zugeschriebenen Angriff auf ein Konsulargebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus wurden am 1. April sieben Mitglieder der Revolutionsgarden getötet, darunter zwei ranghohe Al-Kuds-Generäle. Den Großangriff auf Israel in der Nacht zum Sonntag mit mehr als 300 Drohnen und Raketen – erstmals von iranischem Staatsgebiet aus – bezeichnete Teheran als Vergeltung dafür.

Die Revolutionsgarden sind nicht nur ein mächtiger Akteur der Außenpolitik Teherans, sondern haben auch erheblichen Einfluss im Innern. Sie unterstehen nicht dem Präsidenten oder dem Parlament, sondern nur dem geistlichen Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei. Frühere Mitglieder der Garden sind in vielen Institutionen und in der Politik präsent.

Die Revolutionsgarden herrschen zudem über ein milliardenschweres Wirtschaftsimperium. Sie sind nicht nur im Rüstungssektor aktiv, sondern haben auch wichtige Firmen im Bau-, Elektrizitäts-, Telekommunikations- und Medienbereich. So kontrollierten die Revolutionswächter bis zu 80 Prozent der iranischen Wirtschaft, sagte die Iran-Expertin Katajun Amirpur in einem Interview mit der Konrad-Adenauer-Stiftung. Zehn Prozent der Bevölkerung würden durch die Garden alimentiert.

Mit den Einnahmen aus ihren Unternehmen finanzierten die Revolutionsgarden Waffenkäufe, Auslandsoperationen und das iranische Atomprogramm, schreibt der US-Thinktank Council on Foreign Relations auf seiner Website. Die bisherigen US-Sanktionen hätten die Einnahmen der Garden nicht geschmälert. (AFP)