Donnerstag6. November 2025

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MagdeburgTäter wirr und radikal – Bemühen um Aufklärung nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt

Magdeburg / Täter wirr und radikal – Bemühen um Aufklärung nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt
Buden des Weihnachtsmarktes, das Rathaus und die Johanniskirche spiegeln sich in einer Regenpfütze Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Das Vorgehen erinnerte an islamistische Attentäter. In dieses Raster passt der Täter von Magdeburg zwar nicht, doch auffällig war er. Was folgt daraus?

Nach dem tödlichen Anschlag von Magdeburg bemühen sich die Behörden weiter um Aufklärung. Wie aus Sicherheitskreisen bekannt wurde, verdichten sich die Hinweise auf eine psychische Erkrankung des Täters Taleb A. Zuletzt hatte sich dieser in sozialen Medien zunehmend wirrer und radikaler geäußert. In einem Interview bezeichnete sich der 50-Jährige als Fan von Elon Musk und der AfD, die angeblich die gleichen Ziele wie er verfolge – gleichzeitig sah er sich jedoch als politisch links.

Für diese Einschätzung spricht auch die Entscheidung, dass das Verfahren vorerst weiter in Sachsen-Anhalt geführt wird. Der Generalbundesanwalt habe die Übernahme des Verfahrens abgelehnt, sagte Justizministerin Franziska Weidinger (CDU). Der Generalbundesanwalt ist für Verfahren im Bereich des Staatsschutzes zuständig, also der politisch motivierten Kriminalität.

Taleb A. war am Freitagabend mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt von Magdeburg gerast und hatte fünf Menschen getötet sowie mehr als 200 verletzt. Der Arzt aus Bernburg südlich von Magdeburg stammt aus Saudi-Arabien, lebt seit 2006 in Deutschland und erhielt 2016 Asyl als politisch Verfolgter. Er war in den vergangenen Jahren mehrfach auffällig geworden und sitzt derzeit in Untersuchungshaft.

Zahl der Verletzten gestiegen

Die Zahl der Verletzten hat sich nach Informationen der Staatsanwaltschaft inzwischen erhöht. Sie liege nun bei bis zu 235, sagte ein Sprecher. Es hätten sich noch weitere Menschen in der Uniklinik und bei Ärzten gemeldet. Nicht auszuschließen sei aber, dass es Doppelzählungen gegeben habe. Bislang war von 200 Verletzten die Rede gewesen. Die Zahl der Todesopfer liege weiter bei fünf. Bei dem Anschlag wurden ein neunjähriger Junge sowie vier Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren getötet. Bei einem Sondertermin im Universitätsklinikum Magdeburg spendeten am Montag viele Menschen spontan Blut.

Den zuständigen Bundesbehörden war Taleb A. seit spätestens Anfang 2015 ein Begriff. Wie das Innenministerium in Schwerin mitteilte, informierten Vertreter des Landes Mecklenburg-Vorpommern im Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum das Bundeskriminalamt am 6. Februar 2015 über mögliche Anschlagsabsichten des Mannes. Anlass für die Meldung seien Drohungen gegenüber der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern im April 2013 und ein Jahr später gegen eine Kommunalbehörde in Stralsund gewesen. Taleb A. habe angekündigt, Handlungen vorzunehmen, die internationale Beachtung fänden.

Nach Angaben von Innenminister Christian Pegel (SPD) lebte der heute 50-Jährige von 2011 bis Anfang 2016 in Mecklenburg-Vorpommern und absolvierte in Stralsund Teile seiner Facharztausbildung. Mit der Landesärztekammer habe es Streit um die Anerkennung von Prüfungsleistungen gegeben. Gegenüber der Sozialbehörde in Stralsund habe er versucht, mit Drohungen die Gewährung von Hilfe zum Lebensunterhalt durchzusetzen.

Nach Drohungen nicht als Gefährder eingestuft

Laut Pegel hatte das Amtsgericht Rostock Taleb A. wegen der Drohungen gegenüber der Ärztekammer zu einer Geldstrafe verurteilt. Die vorhergehenden Ermittlungen hätten jedoch keine Hinweise auf reelle Anschlagsvorbereitungen ergeben und auch keine islamistischen Bezüge offengelegt. Nach dem Vorfall in Stralsund sei der Mann im Rahmen einer sogenannten Gefährderansprache von der Polizei auf Konsequenzen hingewiesen worden. Ihm sei gesagt worden, dass man ihn künftig genauer beobachten werde. Als Gefährder sei der Mann jedoch nicht eingestuft worden, sagte Pegel.

Der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, erklärte im ZDF, der Mann habe eine islamfeindliche Einstellung gehabt und sich auch mit rechtsextremen Plattformen beschäftigt. Es sei aber noch nicht abschließend möglich zu sagen, ob die Tat politisch motiviert gewesen sei.

Durchs Raster gefallen?

Am kommenden Montag wollen sich der Bundestags-Innenausschuss und das Parlamentarische Kontrollgremium für die Nachrichtendienste zu Sondersitzungen treffen. Der FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle hält die Behörden zum Teil für überfordert. Die Raster dort passten auf Täter, die bestimmte islamistische, rechtsextreme oder linksextreme Motive haben, sagte er im Deutschlandfunk.

Es gebe aber eine „Ohnmacht“, wie mit Menschen umgegangen werden solle, die über Jahre in wirrer Art und Weise Gewaltdrohungen äußerten und etwa unter Verfolgungswahn litten sowie psychische Probleme hätten. Deren Zahl sei „durchaus groß“, so Kuhle. Wenn es dann noch viele unterschiedliche Zuständigkeiten bei den Behörden gebe, fielen solche Täter durchs Netz.

Der geschäftsführende Bundesjustizminister Volker Wissing äußerte sich ähnlich und wies auf Auffälligkeiten des späteren Täters hin. „Nach dem, was bisher bekannt ist, waren seine politischen Äußerungen jedoch so wirr, dass kein sicherheitsbehördliches Schema auf ihn passte“, sagte Wissing den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

„Ich halte es für möglich, dass wir daraus Konsequenzen für unsere Sicherheitsarchitektur ziehen müssen. Und ich halte es für geboten, dass wir darüber eine ernsthafte Debatte führen“, so Wissing. Es seien aber noch viele Fragen offen. Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck äußerte die Hoffnung, der Anschlag möge nicht zum Thema für den Bundestagswahlkampf werden.

Pin Mac
24. Dezember 2024 - 8.03

Lo gin erem Ausrieden gesicht......an dono sollen Affer nach Matleed mat him hun....ewei emmer