Ein Lichterspektakel am Himmel, ein „feuriger Wasserfall“, der die berühmte Hafenbrücke hinabstürzt: Das berühmte Silvesterfeuerwerk in Sydney ist zu Recht ein Höhepunkt des Jahres. Das koordinierte Feuerwerk ist eines der schönsten der Welt. Rund eine Milliarde Menschen schaut weltweit zu – ein besseres Marketing für die Stadt und ganz Australien ist kaum vorstellbar.
Doch das Feuerwerk ist nicht ohne Kontroverse: Vor allem zur Jahreswende 2019/20 lösten die Raketen wegen der katastrophalen Buschfeuer, die damals große Teile im Osten des Landes verwüsteten, eine Debatte aus. Damals wurde sogar diskutiert, den Hafen künftig mit Hunderten von Drohnen zu erleuchten, anstatt Feuerwerkskörper abzuschießen. Während der beiden Pandemiejahre veranstaltete die Stadt dann zwar weiterhin ein Feuerwerk, doch die Menschen wurden angehalten, Menschenmengen zu meiden und lieber – wie der Rest der Welt – vom Fernseher aus zuzuschauen.
„Mit einem Knall“ ins neue Jahr
Dieses Jahr will die Metropole aber wieder voll durchstarten und es wird erwartet, dass auch die Besucherzahlen wieder auf das Niveau vor Covid-19 zurückkehren werden. Vor der Pandemie erlebten stets über eine Million Menschen das Feuerwerk live. Die italienische Familie, die das Spektakel in Sydney seit 25 Jahren veranstaltet, hat in diesem Jahr besonders hart an der Vorführung gearbeitet. Man wolle „mit einem Knall“ ins neue Jahr starten, wie der Kreativdirektor Fortunato Foti dem lokalen australischen Sender ABC sagte. Er versprach „etwas ganz Besonderes“ für das erste volle Feuerwerk nach Covid.
Laut Foti wird das diesjährige Feuerwerk von nochmals mehr Punkten gestartet als normal. Auch zum Familienfeuerwerk um 21 Uhr ist ein größeres Spektakel geplant. Dort wird es unter anderem eine Show der sogenannten „First Nations“, der indigenen Bewohner Australiens, geben. In Fotis Programm soll die Hafenbrücke im Mittelpunkt stehen und in verschiedensten Farben erleuchtet werden. Insgesamt haben 50 Leute mehr als 100.000 Feuerwerkskörper installiert. In der achtminütigen Vorführung um Mitternacht sollen acht Tonnen Feuerwerkskörper abgefeuert werden.
Eine italienische Familientradition
Bei den Fotis hat die Produktion von Feuerwerkskörpern Tradition: Großvater Celestino Foti brachte die Kunst einst auf den fünften Kontinent, als er 1952 mit seiner Familie von Italien nach Australien auswanderte. Die Fotis arbeiten bereits seit dem Jahre 1793 in der Pyrotechnik – damals begann die Tradition in Messina in Sizilien. Die Planungen für das jährliche Silvesterfeuerwerk in Sydney starten im Normalfall bereits acht Monate vor Silvester. Denn die Feuerwerkskörper müssen produziert werden und eine Choreographie muss entwickelt werden, damit das Feuerwerk exakt zur ausgewählten Musik passt.
Besonders intensiv ist die Arbeit dann in den Tagen vor der Jahreswende. Während die meisten Australierinnen und Australier am Pool liegen und ihren Weihnachtstruthahn verdauen, muss Foti mit seinen Leuten am Hafen aufbauen. Das Feuerwerk selbst wird über mehrere Computer gestartet. Foti selbst steht um Mitternacht meist wie der Dirigent eines Orchesters ganz oben auf der Hafenbrücke und überwacht, dass alles nach Plan läuft.
500 Dollar für den besten Spot
In einem früheren Interview gestand der Pyrotechniker einst ein, dass er selbst „so konzentriert“ sei, dass er das Feuerwerk gar nicht genießen könne. Erst wenn alles vorbei sei und er das Geschrei der Menge höre, könne er sich entspannen und sich freuen. „Es ist herrlich, so viele Menschen unterhalten zu können“, sagte er damals. „Deswegen sehe ich uns auch als Entertainer.“
Dieses Entertainment lässt sich Sydney inzwischen einiges kosten. An über 20 Orten in der Stadt müssen Besucher Eintritt zahlen, um das berühmte Feuerwerk sehen zu können – teilweise bis zu 500 Australische Dollar, umgerechnet rund 320 Euro. Letzteres hat viele Einheimische verärgert: „Es ist ein öffentlicher Platz“, sagte der Sydneysider Anthony El Helou beispielsweise der ABC. Er fände es deswegen nicht „fair“, an Silvester zu versuchen, daraus Kapital zu schlagen. Auch Sam Allen kritisierte die hohen Kosten. „Ich denke, es sollte eine familienfreundliche Veranstaltung sein“, meinte die Australierin. Die hohen Ticketpreise würden Familien aber fast automatisch ausschließen.
Das Feuerwerk kann live und kostenlos im Internet mitverfolgt werden unter: https://www.sydneynewyearseve.com/live-stream/
De Maart
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