Freitag17. Oktober 2025

Demaart De Maart

Was kommt auf uns zu?„Surviving Trump 2.0“ – Die Erwartungen vom Chefvolkswirt der AXA-Gruppe für 2025

Was kommt auf uns zu? / „Surviving Trump 2.0“ – Die Erwartungen vom Chefvolkswirt der AXA-Gruppe für 2025
Gilles Moëc, Chefvolkswirt der AXA-Gruppe: „Wir befinden uns ja hier in Luxemburg – einem der letzten verbleibenden stabilen Orte in Europa“ Foto: Christian Muller

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Gilles Moëc, Chefvolkswirt der AXA-Gruppe, war vor kurzem in Luxemburg, um zu erläutern, was er für das kommende Jahr erwartet. Aus welcher Richtung er mit den größten möglichen Veränderungen rechnet, war bereits aus dem Titel seines Vortrags ersichtlich: „Surviving Trump 2.0“.

Das Jahr 2024 ist noch nicht vorbei – aus der Sicht der Investoren kann aber bereits eine positive Schlussfolgerung gezogen werden: Es war ein gutes Jahr. Die Wirtschaft wuchs, die Inflation war auf dem Rückzug, die Kurse an den Märkten zogen an. Um zu hören, wie es nun weitergeht, hatte AXA IM-Kunden, Geschäftspartner und Journalisten zum Vortrag des Chefvolkswirts der AXA-Gruppe eingeladen.

Gilles Moëc verwies darauf, dass Donald Trump, der nun bald sein zweites Mandat als US-Präsident antreten wird, radikaler vorgehen wird als bei seinem ersten Mandat. Für die US-Wirtschaft werde das kurzfristig positive Folgen haben. Langfristig dürften jedoch eher die „toxischen“ Elemente in den Vordergrund drängen, schätzt er. Für 2025 ist er damit zuversichtlicher als die meisten seiner Kollegen und erwartet eine Wachstumsrate von 2,3 Prozent in den USA. Für 2026 ist er dann weniger optimistisch und rechnet nur noch mit einem Plus von 1,5 Prozent.

Ihn beschäftige dabei vor allem die Inflation, die sich in den USA bereits vor Trump „hartnäckig“ hält. Das liege unter anderem daran, dass die Arbeitslosigkeit in den USA relativ stabil und das Beschäftigungswachstum insgesamt „ziemlich robust“ sei. Diese positive Lage auf dem Jobmarkt drücke die Gehälter und damit die Inflation nach oben, erklärte Moëc.

Höhere Inflation in den USA

Nach Trumps Amtsantritt befürchtet Moëc nun einen weiter zulegenden Druck auf die Preise und einen Wiederanstieg der Inflationsrate. Von den vielen staatlichen Kürzungen, über die Multimilliardär Elon Musk redet, erwartet Gilles Moëc offenbar nicht viel. Er geht davon aus, dass Donald Trump das Defizit weiter vergrößern wird, um so unter anderem Steuervergünstigungen zu finanzieren. Moëc glaubt, dass das Defizit von aktuell sechs auf bis zu acht Prozent steigen wird. „Höhen, wie man sie selbst in Frankreich nicht sieht.“ Das dürfte dann die staatliche Verschuldung und kurzfristig die Wachstumsrate anheben. Auch die Deregulierung dürfte die Konjunktur weiter anheizen.

Eher negativ dürften sich dabei die angekündigten Massenabschiebungen auf die Wirtschaft auswirken, erwartet der Volkswirt. Selbst wenn sie nicht so umgesetzt werden können wie angekündigt, dann werde doch wohl allein die Signalwirkung dazu führen, dass weniger Menschen ins Land kommen werden. Die wiederum werden auf dem Arbeitsmarkt fehlen, was dann die Gehälter und die Inflationsrate weiter antreiben könnte. „Die Teuerungsrate wird jedenfalls nicht auf zwei Prozent zurückgehen, und die Fed wird die Leitzinsen nicht viel weiter kürzen können“, prognostizierte Moëc.

Langsames Wachstum in China

Als „mögliche Opfer“ der neuen US-Wirtschaftspolitik sieht der AXA-Chefvolkswirt China und Europa. „Für China sind wir nicht super optimistisch“, sagte er. Man gehe davon aus, dass sich die tatsächliche Wachstumsrate immer weiter von der offiziell angestrebten Fünf-Prozent-Marke entfernen wird. „Das chinesische Wachstumsmodell steht vor tiefgreifenden Problemen.“

Ein Handelskrieg mit den USA wird nicht helfen. Zölle in Höhe von zehn Prozent würde der Kontinent aber verkraften.

Gilles Moëc, Chefvolkswirt der AXA-Gruppe

Unter anderem auf dem notleidenden Wohnimmobilienmarkt sieht Moëc keine schnelle Besserung. „Die staatlichen Maßnahmen wirken kaum.“ Die Verkäufe seien immer nur noch halb so hoch wie zu den guten Zeiten. „Aus anderen Ländern weiß man, dass es Jahre dauert, um Ungleichgewichte im Wohnimmobilienmarkt zu beheben.“ In China derweil sei zudem die Bevölkerung nicht mehr am Wachsen. Auch sei in den letzten Jahren bereits so viel investiert worden, dass es keinen qualitativen Aufholbedarf zu wohlhabenden Ländern mehr gibt. „Dieser Bereich ist auf absehbare Zeit kein Wachstumsmotor mehr.“

Um Gegenzusteuern, versuche China nun, in andere qualitative Märkte zu investieren, etwa in den Sektor der Elektroautos, erklärte Moëc weiter. Doch hierfür werden Absatzmärkte benötigt. Und während klar sei, „dass die USA das nicht wollen“, beginne auch Europa zu zögern. „Das alles stimmt uns nicht optimistisch für China.“

„net-0“ gut für Europas Wirtschaft

In Europa ist die Stimmung in der Wirtschaft bereits seit zwei Jahren insgesamt schlecht, sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch bei den Dienstleistungen, sagte Moëc weiter. Zwar steigen die Gehälter, doch die Menschen sparen – anstatt zu konsumieren. Ein Zeichen von Angst und Unsicherheit. „Ein Handelskrieg mit den USA wird nicht helfen. Zölle in Höhe von zehn Prozent würde der Kontinent aber verkraften“, so der Volkswirt.

In der Eurozone rechnet er dabei 2025 nur mit einer Wachstumsrate von einem Prozent, gefolgt von 1,3 Prozent in 2026. „Niedriger als in den USA – wie gewöhnlich“, fügte er hinzu. Vor allem Deutschland und Frankreich würden bedeutend langsamer als ihr Potenzial wachsen. „Wir befinden uns ja hier in Luxemburg. Einem der letzten verbleibenden stabilen Orte in Europa“, konnte er sich als Kommentar nicht verkneifen.

Dass Moëc etwa für 2026 in Europa mit leicht mehr Wachstum rechnet, liegt auch an seinen Inflationserwartungen: Während er für die USA mit einem Zuwachs auf 3,2 Prozent rechnet, erwartet er in Europa einen Rückgang auf 1,7 Prozent. In diesem Sinne sei das Potenzial für Zinssenkungen in Europa größer.

Seinen Vortrag beendete Gilles Moëc mit einem leicht optimistischen Punkt für Europa. Wie auch immer man zu einer Klimadebatte stehe, „net-0“ und Elektrifizierung seien absolut im Interesse des Kontinents, hob er hervor. „Jahr für Jahr gibt Europa etwa drei Prozent seines BIP aus, um in anderen Ländern fossile Energieträger zu kaufen. Wenn wir nun in weniger CO₂-Ausstoß investieren, dann lohnt sich das. Drei Prozent der Wirtschaftsleistung können wir zurückerlangen.“

Stip
24. Dezember 2024 - 11.05

Et ass nach nie eng Zopp esou warm giess gin wéi se gekacht gin ass.

Nomi
20. Dezember 2024 - 15.42

Gett et keng Experten dei' net nemmen vun Wuesthum dreemen ?

Mir breichten mol een deen eis mol geif Modeller weisen wei' et ohni Wuesthum kennt virun go'en !

Luxmann
20. Dezember 2024 - 8.48

Da wuerde ich mir mal keine grossen sorgen machen.
Wer momentan ein paar millionen euro auf seinen konten hat oder diese summe in immobilien/aktien besitzt wird diese auch noch nach Trump 2.0 haben.
Und wer aktuell nichts besitzt wird dies wahrscheinlich auch noch in 4 jahren tun...es sei denn ein sehr gluecklicher umstand wie ein lottogewinn oder eine unerwartete erbschaft aendern da etwas.