Donnerstag23. Oktober 2025

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Mehr als DekoStudie zeigt tiefe emotionale Bindungen zu Zimmerpflanzen

Mehr als Deko / Studie zeigt tiefe emotionale Bindungen zu Zimmerpflanzen
Zimmerpflanzen erleben seit Jahren einen Boom  Foto: Unsplash

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Sie reden mit ihrer Pflanze? Keine Sorge, das ist völlig normal – sagt zumindest die Wissenschaft. Eine Studie aus Australien zeigt, wie intensiv unsere Beziehungen zu Zimmerpflanzen wirklich sind.

Grün statt grau: Zimmerpflanzen sind für viele mehr als Dekoration – sie sind emotionale Anker im Alltag. Wie eng die Verbindung vieler Menschen zu ihren Zimmerpflanzen ist, zeigt eine aktuelle Studie der University of South Australia. Die Forschenden untersuchten dabei, wie stark sich Menschen mit ihren Pflanzen identifizieren – und was das über das Verhältnis zwischen Mensch und Natur verrät.

Heraus kam: Zimmerpflanzen sind für einige ähnlich enge Begleiter wie ein Haustier oder ein Kind. „Viele von uns bauen eine tiefgehende, bedeutungsvolle Beziehung zu ihren grünen Mitbewohnern auf“, schreibt Brianna Le Busque, Dozentin für Umweltwissenschaften an der australischen Universität, in einem Begleitartikel zur Studie. Manche betrachten ihre Pflanzen demnach sogar als Teil der Familie, machen sich Sorgen um deren Gesundheit und trauern, wenn eine Pflanze stirbt.

Tausende Jahre alte Praxis

Zimmerpflanzen erleben seit Jahren einen Boom – nicht nur in Australien. Der weltweite Markt für Pflanzen in Innenräumen wird laut Prognosen bis 2031 auf über 28 Milliarden US-Dollar anwachsen. Das Bedürfnis nach Natur in den eigenen vier Wänden hat sich gerade während der Corona-Pandemie verstärkt, als der Zugang zu Parks und Gärten vielerorts eingeschränkt war.

Dabei ist das Halten von Zimmerpflanzen keineswegs neu: Schon die alten Ägypter brachten im 3. Jahrhundert v. Chr. Pflanzen ins Haus. In Pompeji lassen sich ähnliche Spuren finden, und auch im mittelalterlichen England dienten Pflanzen in Innenräumen medizinischen und kulinarischen Zwecken.

Für ihre Studie befragte Le Busque gemeinsam mit ihrem Team 115 Australierinnen und Australier im Alter von 18 bis 69 Jahren. Die Teilnehmenden besaßen im Schnitt 15 Zimmerpflanzen – eine Person sogar ganze 500. Insgesamt wurden 51 Pflanzenarten genannt, besonders häufig Sukkulenten, Monstera und Efeutute.

Die Pflanzen standen meist im Wohnzimmer, in der Küche oder im Schlafzimmer – Orte, an denen man sich viel aufhält und die Atmosphäre bewusst wahrnimmt. Die Befragten nannten insgesamt elf Vorteile von Zimmerpflanzen. Die Hälfte hob die optische Wirkung hervor: Pflanzen würden Räume „weicher machen“ und „Farbe bringen“. Andere berichteten von besserer Luftqualität und einer beruhigenden Wirkung. Weniger häufig genannte Aspekte waren Hilfe bei der Etablierung von Routinen, Ablenkung oder sogar eine Verbesserung der körperlichen Gesundheit.

Wie das eigene Kind

Interessant ist vor allem, wie unterschiedlich intensiv die emotionale Bindung zu den Pflanzen ausfällt. Etwa 14 Prozent der Teilnehmenden, die eine gültige Antwort abgegeben haben, zeigten eine besonders enge Beziehung zu ihren Zimmerpflanzen. Sie sprachen davon, ihre Pflanzen wie Kinder zu behandeln, litten mit, wenn ein Blatt abbrach, und berichteten, dass sie verstorbene Pflanzen sogar im Garten bestatteten. Etwa 42 Prozent der Befragten beschrieben eine engagierte, aber nicht ganz so tiefgehende Beziehung: Sie gaben an, gerne Zeit mit ihren Pflanzen zu verbringen, Freude daran zu haben, sie zu pflegen, und Stolz zu empfinden, wenn sie gedeihen. Dennoch war die emotionale Komponente nicht so ausgeprägt wie in der ersten Gruppe.

Rund ein Viertel der Teilnehmenden hatte hingegen nur eine eingeschränkte Beziehung zu den Pflanzen. Zwar empfanden sie die Präsenz von Grün im Raum als angenehm, doch Pflegeaufwand und emotionale Bindung blieben gering. Für sie waren Pflanzen eher nette Begleiter im Alltag – aber nicht viel mehr. Und schließlich gab es eine kleinere Gruppe von etwa zwölf Prozent, die kaum oder gar keine Beziehung zu ihren Zimmerpflanzen pflegten. Einige sagten, sie hätten die Pflanzen geschenkt bekommen und sich nie besonders darum gekümmert. Andere meinten, Sukkulenten bräuchten ohnehin kein Wasser – also vernachlässigten sie sie einfach.

Le Busque betont, dass Zimmerpflanzen weit mehr als dekorative Elemente sind: „Unsere Forschung legt nahe, dass Zimmerpflanzen unser Leben auf eine Weise bereichern können, die wir gerade erst zu verstehen beginnen.“ Frühere Studien hätten bereits gezeigt, dass Zimmerpflanzen positive Emotionen fördern, Produktivität steigern, Stress senken und sogar körperliche Beschwerden lindern können.

Die Untersuchungen wurden 2020 während der Covid-19-Pandemie durchgeführt. Das sei wichtig zu erwähnen, betont Le Busque, denn in dieser Zeit hätten viele Menschen weniger Zugang zur Natur gehabt, was die emotionale Verbindung zu Zimmerpflanzen zusätzlich verstärkt haben könnte. Daher sei es notwendig, diese Zusammenhänge auch im post-pandemischen Kontext weiter zu erforschen. „Indem wir die Beziehung zwischen Menschen und Pflanzen verstehen, können wir dazu beitragen, das Potenzial der Natur zur Verbesserung unserer Gesundheit und unseres Wohlbefindens freizusetzen“, meinte die Forscherin.