Amokfahrt in TrierStreife konnte die Wahnsinns-Tat nicht verhindern: So lief der Polizeieinsatz ab

Amokfahrt in Trier / Streife konnte die Wahnsinns-Tat nicht verhindern: So lief der Polizeieinsatz ab
In den Stunden nach der Tat wurde ein Großteil der Fußgängerzone streng abgeriegelt, so wie hier der Zugang zum Hauptmarkt. Nach der Spurensicherung wurde die Sperrung am Mittwoch aber schon wieder ganz aufgehoben. Foto: Frank Goebel

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Der folgende Text unterscheidet sich von vielen, die der Trierische Volksfreund bisher veröffentlicht hat. Er macht deutlich, warum die Polizei so schnell vor Ort war, zeigt aber auch, wie die Tat ablief. Der Trierische Volksfreund und das Tageblatt halten ihn für vertretbar und wichtig, weil er den Einsatzablauf erklärt.

Viereinhalb Minuten hat die Amokfahrt in Trier gedauert. Dann stellte die Polizei den Mann, der vielen Familien unsägliches Leid zufügte.

Wie aber konnten die Beamten das überhaupt so schnell schaffen? Jacke vom Haken, Schlüssel packen, runterlaufen, einsteigen, losfahren….das alles kostet Zeit. Und woher wussten die Polizisten überhaupt, wo sie den Täter finden würden? Anders als bei früheren Amokfahrten in anderen Städten hatte der Wagen den Tatort ja verlassen.

„Die Alarmierungsketten haben optimal funktioniert. Man muss aber auch ein klein bisschen Glück haben“, sagt Polizei-Pressesprecher Uwe Konz. Glück der Ermittler war in diesem Fall, dass zwei Zivilstreifen gerade dienstlich in Trier-Nord unterwegs waren, als um 13.47 Uhr der erste Notruf einging. Kurz zuvor, um 13.46 Uhr war der 51-jährige Trierer mit einem SUV von der Konstantinstraße in die Brotstraße eingebogen und hatte sein erstes Opfer tödlich verletzt. Die Beamten brachen ihren Einsatz in Trier-Nord sofort ab, gaben Gas und fuhren Richtung Porta Nigra. Auch bei der Kripo am Hauptbahnhof machte sich sofort eine Streife auf den Weg. Währenddessen setzte der 51-jährige Trierer seine Todesfahrt durch die Innenstadt fort, fuhr Zick-Zack-Linien. Die Details sparen wir aus – die Folgen sind bekannt.

„Der Mann stand rauchend neben seinem Auto“

Verfolgt wurde der Amokfahrer laut Konz von einem Streifenwagen, der zufällig gerade in der Innenstadt unterwegs war. Wo genau die Streife die Verfolgung aufnahm, gibt das Präsidium derzeit nicht preis. „Aber die Kollegen konnten nicht dranbleiben. Er fuhr zu schnell“, sagt Konz. Videoaufnahmen aus einem Imbiss zeigen, wie der Geländewagen mit zig Kilometern pro Stunde vorbeiraste. Mit einer solchen Geschwindigkeit hätten die Polizisten ihm niemals folgen können, ohne selbst Menschen zu gefährden. Also fuhren sie vorsichtig durch die Fußgängerzone hinterher und gaben laut Präsidium per Funk durch, welche Route der Täter wählte.

Zurück zu den schrecklichen Taten: In der Simeonstraße tötete der 51-Jährige erneut einen Menschen. Dann bog der Amokfahrer an der Porta Nigra nach rechts in die Christophstraße ein und stoppte den Wagen auf dem Bürgersteig. „Der Mann stand rauchend neben seinem Auto als die Beamten eintrafen“, sagt Konz.

Obwohl das so wirken könnte, als hätte der Täter nur darauf gewartet, festgenommen zu werden, waren die Polizisten schwer gefordert, mental und körperlich. Der 51-Jährige wehrte sich heftig, als die Einsatzkräfte ihn überwältigten. Auf dem Video eines Augenzeugen sieht man, wie drei Polizisten ihn vor der geöffneten Kofferraumklappe seines Autos auf den Boden drückten. Zwei weitere Männer sicherten den Zugriffsort ab. Ein uniformierter Polizist telefonierte über dem Täter kniend. Dann kam es zu hektischen Wortwechseln. „Ist das das Kennzeichen?“, rief der Uniformierte gegen die Martinshörner an. „Mach die Klappe runter!“, sagte er mehrmals zum Kollegen in Zivil. Der Mann schloss den Kofferraum. „Ja, das ist es“, sagte der uniformierte Polizist schließlich ins Telefon und wirkte erleichtert.