Donnerstag23. Oktober 2025

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SpanienStraßenschlachten nach Prügelattacke auf Rentner

Spanien / Straßenschlachten nach Prügelattacke auf Rentner
Lokale Polizisten und Beamte der Guardia Civil versuchen, die Unruhen in Torre Pacheco einzudämmen Foto: Martín C./EUROPA PRESS/dpa

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Nach einer brutalen Prügelattacke auf einen Rentner ist die Lage im südostspanischen Ort Torre Pacheco eskaliert.

In der Kleinstadt in der Region Murcia, rund zehn Kilometer vom Mittelmeer entfernt, kam es in mehreren Nächten zu Ausschreitungen. Rechtsextreme Gruppen riefen in sozialen Netzwerken offen zur „Jagd auf Migranten“ auf. Die spanische Regierung reagierte mit einem massiven Polizeiaufgebot – doch die Lage bleibt angespannt.

Torre Pacheco ist eine Gemeinde mit rund 40.000 Einwohnern, davon etwa 30 Prozent mit marokkanischen Wurzeln. Die Stadt lebt hauptsächlich vom Agrarexport, doch durch ihre Nähe zur Mittelmeerküste liegt sie auch im Umfeld einer beliebten Ferienregion.

Auslöser der Gewalt war der Angriff auf Domingo M., einen 68-jährigen Rentner, der am frühen Morgen beim Spazierengehen von einem Unbekannten zusammengeschlagen wurde. „Er kam einfach auf mich zu und fing an, mich zu schlagen“, sagte er der Lokalzeitung La Verdad. Zwei weitere Begleiter des Täters sollen in der Nähe gewesen sein, haben offenbar bei der Tat zugeschaut, aber nicht eingriffen. Laut Polizei wurde dem Opfer nichts entwendet; ein Raubüberfall wird ausgeschlossen.

Am Montag teilte die Sprecherin der regionalen Sicherheitsbehörden in Murcia mit, dass zwei der drei mutmaßlich Beteiligten festgenommen wurden. Beide hätten dem inzwischen identifizierten Haupttäter bei dessen Flucht geholfen. Die Nationalität der drei Verdächtigen wurde offiziell nicht mitgeteilt, Medienberichten zufolge stammen sie aus Nordafrika. Das Motiv bleibt unklar.

Aufruf zur Besonnenheit

Nach dem Prügelangriff hatte die Stadt zu einer Demonstration gegen die Gewalttat aufgerufen. Doch der Protest kippte: Rechtsextreme, über soziale Netzwerke mobilisiert, nutzten die Empörung zur Stimmungsmache gegen Einwanderer. In San Antonio, einem mehrheitlich von marokkanisch-stämmigen Familien bewohnten Viertel, kam es zu Übergriffen. Autos wurden beschädigt, Läden angegriffen, mehrere Menschen verletzt.

„Die Gewalt kommt von außen“, betonte Bürgermeister Pedro Ángel Roca. „Torre Pacheco will in Frieden leben.“ Auch die Sprecherin der örtlichen Sicherheitsbehörden, Mariola Guevara, warnt: „Es gab Aufrufe zu Hass und Gewalt in sozialen Netzwerken. Solche Botschaften dürfen in einer Demokratie keinen Platz haben.“ Murcias regionaler Regierungschef Fernando López Miras (PP) rief zur Besonnenheit auf: „Vertrauen wir in den Rechtsstaat. Gewalt darf keine Antwort auf Gewalt sein.“ Spaniens Innenministerium schickte inzwischen Sondereinheiten in die Stadt, um eine weitere Eskalation zu verhindern.

Rechtspopulisten gießen Öl ins Feuer

Während Regierungsvertreter zur Ruhe aufrufen, gießt Spaniens aufsteigende rechtspopulistische Partei Vox zusätzlich Öl ins Feuer. Deren Regionalchef José Ángel Antelo forderte massenhafte Deportationen von Immigranten. „Wir werden sie alle abschieben“, erklärte er. Die nationale Parteiführung von Vox hatte vor Kurzem öffentlich erklärt, dass sie Millionen Einwanderer und ihre Nachkommen ausweisen wolle. Die Einwanderungspolitik der spanischen Mitte-links-Regierung von Premier Pedro Sánchez sei dafür verantwortlich, „dass unsere Alten auf der Straße angegriffen werden“.

Unter den marokkanisch-stämmigen Einwohnern wächst unterdessen die Angst. Nabil Morino, Vorsitzender der islamischen Gemeinde, lebt seit über 14 Jahren in Torre Pacheco. „Dieses Land hat mir gegeben, was mein eigenes mir nicht geben konnte: Arbeit“, sagt er. Doch nun fürchtet er um die Sicherheit seiner Familie: „Meine Kinder haben geweint.“ Sie hätten Angst, dass sie auf der Straße angegriffen werden. Viele Migranten in dem Ort fühlen sich pauschal verurteilt.

Die kommenden Tage werden zeigen, ob die Polizeipräsenz in dieser Einwanderungshochburg die Situation stabilisieren kann – oder ob Torre Pacheco zum Symbol einer eskalierenden Debatte um Migration in Spanien wird.

Zeltzaam
15. Juli 2025 - 17.19

I think some information is lacking. How likely is it that they did not know each other. No robbery. Seems to be personal.