Donnerstag30. Oktober 2025

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ForumStopp der Unterwasser-Sabotage: Isabel Wiseler-Lima und Riho Terras über die Macht der EU 

Forum / Stopp der Unterwasser-Sabotage: Isabel Wiseler-Lima und Riho Terras über die Macht der EU 
  Foto: Johan Nilsson/TT News Agency/AP/dpa

Hybride Bedrohungen haben sich zu erheblichen Herausforderungen für die globale Sicherheit entwickelt. Fremde Einflussnahme und Desinformation erfolgen oft durch subtile, verdeckte Maßnahmen, die darauf abzielen, Staaten zu destabilisieren, Spaltungen zu schaffen und die öffentliche Wahrnehmung zu manipulieren – ohne direkte Konfrontation.

Eine der meist alarmierenden Formen hybrider Bedrohungen ist die Sabotage kritischer Unterwasserinfrastruktur, darunter Energie- und Datenkabel, die sowohl für nationale als auch internationale Stabilität essenziell sind. Solche Angriffe, die häufig als Unfälle getarnt werden, können verheerende Folgen haben, wie jüngste Vorfälle in der Ostsee zeigen. Diese Angriffe verdeutlichen die Verwundbarkeit globaler Infrastrukturen durch hybride Kriegsführungstaktiken und erfordern eine entschlossene Reaktion zum Schutz essenzieller Ressourcen.

Innerhalb von 15 Monaten wurden an vier verschiedenen Gelegenheiten mehrere Unterwasser-Energie- und Datenverbindungen in der Ostsee erheblich beschädigt. Verantwortlich waren Schiffe, die von oder nach Russland unterwegs waren und mit ihren schweren Ankern Kabel und Pipelines über den Meeresboden schleiften.

Nur die Gutgläubigsten könnten solche Vorfälle als bloße „Unfälle“ bezeichnen – unabhängig von den offiziellen Behauptungen. Die Anker und Ketten dieser Schiffe wiegen über zehn Tonnen und sinken nicht ohne Vorwarnung auf den Meeresgrund. Die finnischen Behörden haben zwar keine schlüssigen Beweise für eine vorsätzliche Sabotage gefunden, schließen aber eine russische Beteiligung nicht aus. Ob die Schäden absichtlich verursacht wurden oder nicht, kann auch als zweitrangig betrachtet werde, denn jegliche Beschädigung kritischer Unterwasserinfrastruktur (CUI) muss als schwerwiegender Angriff auf unsere gemeinsame Sicherheit betrachtet werden.

Weltweites Phänomen

Der russische Geheimdienst ist immer darauf bedacht, keine belastbaren Beweise zu hinterlassen, die vor Gericht verwendet werden könnten. Doch das Fehlen rechtlicher Beweise bedeutet nicht automatisch, dass es sich um Unfälle handelt. In hybriden Operationen ist das Leugnen immer eine Schlüsselstrategie.
Das Problem beschränkt sich auch nicht auf die Ostsee – es ist ein weltweites Phänomen. Russland – und möglicherweise andere feindliche Akteure – kartieren bereits kritische Infrastrukturen weltweit. Ähnliche Vorfälle wurden im Ärmelkanal, im Atlantik entlang transatlantischer Kommunikationskabel und in vielen anderen Regionen festgestellt.

Die Unterwasserkabelinfrastruktur in der Ostsee spielt eine entscheidende Rolle sowohl für die Energieversorgung als auch für die Datenübertragung – sie ist ein Teil eines weitreichenden Netzwerks. Dichte Netze von Unterwasser-Energie- und Telekommunikationsleitungen erstrecken sich über das Mittelmeer, die Nordsee, die Küsten Spaniens und Portugals, den Ärmelkanal und die Kanarischen Inseln. Diese Verbindungen sind essenziell für die Energiesicherheit und die globale Telekommunikation.

Unterwasserkabel transportieren den Großteil des internationalen Datenverkehrs im Wert von mehreren Billionen Euro. Doch steigende geopolitische Spannungen und zunehmende Cyberbedrohungen haben die Besorgnis um die Sicherheit dieser wesentlichen Infrastruktur verstärkt. Um Sabotageakte gegen Unterwasserkabel in der Ostsee zu verhindern, ist ein vielschichtiger Ansatz erforderlich, der technologische, strategische und kooperative Maßnahmen kombiniert.

Zusätzlich zu den laufenden Überwachungsmaßnahmen der NATO muss die EU entschlossen handeln. Die erste Priorität ist die Bekämpfung einer der Hauptursachen – die der Sanktionsumgehungsflotte. Unabhängig von ihrer Flagge sind diese Schiffe keine unabhängigen Betreiber – sie sind russische Stellvertreter.

Die EU muss ihre wirtschaftliche und diplomatische Macht nutzen, um diese faktisch russische Flotte am Betrieb zu hindern und die Umgehung von Sanktionen zu unterbinden. Die Eigentümer und Betreiber dieser Schiffe müssen sanktioniert werden. Zudem müssen die Konsequenzen für die Beschädigung kritischer Unterwasserinfrastruktur erheblich verschärft werden, um eine wirksame Abschreckung zu gewährleisten. Diese Schiffe müssen außerdem für Verstöße gegen die Seesicherheitsvorschriften zur Rechenschaft gezogen werden, da ihr schlechter Zustand und ihre veraltete Ausrüstung ein ernsthaftes Umweltrisiko darstellen.

Verstärkte Überwachung

Zweitens ist eine verstärkte Überwachung dieser Schiffe unerlässlich. Wenn wir verpflichtende Kameras (CCTV) für Fischereifahrzeuge fordern können, sollte derselbe Standard für die Kapitänsbrücke von Frachtschiffen gelten. Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation schreibt bereits automatische Identifikationssysteme (AIS) vor – nun sollte sie auch eine verpflichtende CCTV-Überwachung für Schiffe durchsetzen, die in der Nähe kritischer Infrastrukturen operieren. Zudem muss das Ausschalten von AIS – eine zunehmend verbreitete Praxis verdächtiger Schiffe – deutlich härtere Strafen nach sich ziehen.

Schnelles und entschlossenes Handeln der Mitgliedstaaten, der NATO und der EU ist entscheidend, um weitere Sabotageakte oder sogenannte „Unfälle“ zu verhindern. Die Beschlagnahmung der Eagle S durch die finnischen Behörden ist ein hervorragendes Beispiel und sollte Schule machen. Die Schwelle für ein Eingreifen zum Schutz unserer CUI muss so niedrig wie möglich sein.

Schließlich spielt auch die öffentliche Bewusstseinsbildung eine entscheidende Rolle. Wir müssen erkennen, dass wir von feindlichen Kräften gezielt angegriffen werden. Russland, seine Verbündeten und seine Stellvertreter müssen echte Konsequenzen spüren – nicht nur verbale Verurteilungen.

Isabel Wiseler-Lima, MdEP, EVP-Fraktion/Luxemburg (CSV), stellvertretendes Mitglied des Sicherheits- und Verteidigungsausschusses
Isabel Wiseler-Lima, MdEP, EVP-Fraktion/Luxemburg (CSV), stellvertretendes Mitglied des Sicherheits- und Verteidigungsausschusses Foto: Editpress/Alain Rischard
Riho Terras, MdEP, EVP-Fraktion/Estland, stellvertretender Vorsitzender des Sicherheits- und Verteidigungsausschusses
Riho Terras, MdEP, EVP-Fraktion/Estland, stellvertretender Vorsitzender des Sicherheits- und Verteidigungsausschusses Foto: Fred Marvaux/European Union 2025

Herry
21. Februar 2025 - 7.49

Das was Frau Wiseler und ihr Kollege da von sich geben,
das weis schons lange jeder Bürger und ist gar nicht neu,
egal was mit dem man sich bemerkbar macht dass man
noch präsent ist und weiterhin dickes Steuergeld einsäckelt.

RCZ
20. Februar 2025 - 11.22

Selbst vereint bleibt die EU nur ein Schwächling der das Weltgeschehen kaum verändern kann!

Mire
20. Februar 2025 - 10.46

JJ
Es geht nicht um Retourkutschen von wem auch immer. Es geht nur drum dass die EU Politiker nicht mehr darüber sprechen nur über die wo man dem Russen die Schuld geben kann. Die EU Bürger haben ja auch ein Recht drauf zu wissen was jetzt bei Nordstream geschehen ist. Ob es jetzt Freund oder Feind war sollte bei der Veröffentlichungen keine Rolle spielen.

JJ
20. Februar 2025 - 9.16

Mire/Luxmann,
nach dem Motto " Du hast mich gehauen,dann haue ich dich" ? Sie meinen also Europa sollte die Russen gewähren lassen? Ob Kabel oder Nordstream-Europa ist betroffen. Man kann eine Schweinerei doch nicht mit einer anderen entschuldigen. Wir haben Putin auf der einen Seite und jetzt kommt der Potus auf der anderen noch hinzu. Wir haben jetzt die letzte Chance Einheit in der Union zu zeigen.

fraulein smilla
20. Februar 2025 - 9.12

Die Sprengung von Nordstream 2 waren Hobbytaucher auf einem Segeltoern , oder ?

Mire
20. Februar 2025 - 8.20

Dann soll Frau Lima und Herr Terras öffentlich über Nordstream 2 sprechen und den Leuten erzählen wer dann jetzt dran Schuld ist. Gibt es einen Grund wieso man dies in der Vergessenheit haben will. Wären es die Russen gewesen wäre dies bestimmt nicht in einer Schublade gelandet.

Luxmann
20. Februar 2025 - 7.51

Wer zuerst northstream sabotiert muss halt mit einer gegenreaktion rechnen.