TransportSpanien folgt Luxemburgs Beispiel: Gratisticket für Nahverkehr bringt Fahrgastrekord

Transport / Spanien folgt Luxemburgs Beispiel: Gratisticket für Nahverkehr bringt Fahrgastrekord
Einwohner nutzen den öffentlichen Verkehr auf den Inseln kostenlos  Foto: Freepik

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„Was nichts kostet, ist nichts wert“, behauptet ein altes Sprichwort. Doch Spanien beweist gerade mit einem Null-Euro-Ticket, dass sich ein kostenloser Nahverkehr sehr wohl großer Wertschätzung erfreut. Seit die spanische Regierung in Madrid auf den Balearischen und den Kanarischen Inseln den Gratis-Fahrschein eingeführt hat, nutzen dort so viele Fahrgäste wie noch nie Bahnen und Busse. Diese Nahverkehrspolitik sei „ein Schlüsselelement bei der Erreichung der Klimaziele und der Reduzierung der Luftverschmutzung“, erklärt Spaniens Verkehrsministerium.

Nach dem großen Erfolg im vergangenen Jahr verlängerte die Regierung in Madrid dieses Freifahrt-Experiment auf Mallorca, Teneriffa und den umliegenden kleineren Inseln um ein weiteres Jahr. Mehr als 120 Millionen Euro lässt sich die Mitte-links-Regierung des Sozialdemokraten Pedro Sánchez den kostenlosen Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) in 2024 auf den Balearen und den Kanaren kosten. In Europa keine Neuheit: Luxemburg ist den Schritt bereits am 1. März 2020 gegangen und Malta folgte im Oktober 2022. Kann das Null-Euro-Ticket ein Modell auch für andere Länder sein?

Fakt ist jedenfalls, dass die Fahrgastzahlen auf den spanischen Ferieninseln im vergangenen Jahr auf Rekordhöhe stiegen. Und zwar derart, dass es zum Beispiel in den Stadtbussen von Palma de Mallorca zu Stoßzeiten schwierig war, überhaupt einen Platz zu ergattern. Über 40 Prozent mehr Busnutzer registrierte Palmas Stadtverwaltung im vergangenen Jahr. Die Kanaren, zu denen auch die bekannten Inseln Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote gehören, melden ähnliche Zuwachsraten.

Kostenlose Nutzung nur für Einwohner

Allerdings haben die Millionen Touristen, die auf diesen Inselgruppen Ferien machen, das Nachsehen. Die kostenlose ÖPNV-Nutzung gilt nur für Bewohner, die offiziell beim Einwohnermeldeamt mit Hauptwohnsitz registriert sind und entsprechend vor Ort ihre Steuern zahlen. Zehntausende Ausländer, die dort ihren Zweitwohnsitz haben, aber nicht offiziell gemeldet sind, gehen leer aus und müssen den normalen Fahrpreis bezahlen.

Die freie ÖPNV-Fahrt ist bei der Bevölkerung so beliebt, dass auch die neuen konservativen und autofreundlichen Machthaber, die in den letzten Regionalwahlen auf den Inseln ans Ruder kamen, keinen Kurswechsel einleiten wollten. Sie baten Spaniens Premier Sánchez, die Finanzierung des kostenlosen Nahverkehrs auf den Inseln beizubehalten. Spaniens konservative Volkspartei hatte im Frühjahr 2024 die Sozialdemokraten auf den Balearen und den Kanaren in die Opposition geschickt und seitdem beim Klima- und Umweltschutz gebremst.

Auf dem spanischen Festland hat es die nationale Regierung ebenfalls erfolgreich geschafft, mit einer großzügigen Subventionspolitik den Nahverkehr anzuschieben. Etwa mit Gratis-Abos für Pendler, welche die Nahverkehrszüge oder die staatlichen Überlandbusse benutzen. Zudem mit einer üppigen Subventionierung der Bus-, Untergrund- und Straßenbahntarife im städtischen ÖPNV, wodurch die Abos für Vielfahrer um rund 50 Prozent gesunken sind.

Insgesamt machte Regierungschef Sánchez für 2024 1,5 Milliarden Euro für den kostenlosen oder subventionierten Nahverkehr im ganzen Land locker. Sánchez kann sich durch die neusten landesweiten Fahrgastzahlen, die das nationale Statistikamt gerade veröffentlichte, bestätigt fühlen. Die Nutzerzahlen für Bahn, Bus und Nahverkehrszüge stiegen in 2023 in ganz Spanien um mehr als 18 Prozent.

Auch wenn noch keine verlässlichen Studien darüber vorliegen, ob dies im Gegenzug eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs und der Abgasbelastung in den Städten brachte. Aber der Umwelt geschadet hat die größere Nutzung des ÖPNV sicherlich nicht. Im Madrider Verkehrsministerium sieht man das Land auf dem richtigen Weg „zu einer gesünderen und nachhaltigeren Mobilität“.

Spaniens Millionenstädte Madrid und Barcelona, die wegen der hohen Luftverschmutzung durch Stickstoffdioxid (NO2) am Pranger standen, melden derweil, dass erstmals die europäischen NO2-Grenzwerte wieder eingehalten werden. Der Ausbau von Verkehrsumweltzonen, die wachsende Verbreitung von Elektro- und Hybridautos und auch die stärkere Nutzung des umweltfreundlichen Nahverkehrs scheinen also doch Früchte zu tragen.

Hat denn niemand die Spanier gewarnt?
13. Februar 2024 - 18.00

Der es hier eingeführt hat wurde nicht fürstlich dafür belohnt, im Gegenteil.