Montag3. November 2025

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Internet„Sovereign Cloud“ – Luxemburg baut seine eigene Wolke

Internet / „Sovereign Cloud“ – Luxemburg baut seine eigene Wolke
Benjamin Revcolevschi und Claude Strasser haben ein strategisches Partnerschaftsabkommen unterzeichnet Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Die Luxemburger Post und die französische OVH-Gruppe wollen hierzulande eine „Sovereign Cloud“ aufbauen. Ein entsprechendes Abkommen wurde am Montag unterzeichnet. Innerhalb einiger Monate wollen sie so einen großen Beitrag zu Luxemburgs Unabhängigkeit im Internet leisten.

Es ist hinlänglich bekannt, dass digitale Daten, die Europas Grenzen überschreiten, in Ländern wie den USA oder China nicht vor dem Zugriff Dritter geschützt sind. Abhilfe schaffen soll nun die Errichtung von einer oder mehreren sogenannter „Sovereign Clouds“. Diese sollen sicherstellen, dass im Internet gespeicherte Daten die nationalen Grenzen nicht verlassen.

Die Cloud ist eine Dienstleistung, zu der der Zugang ein- und ausgeschaltet werden kann

Benjamin Revcolevschi, Generaldirektor von OVHcloud

In Datenzentrum der Luxemburger Post in Kayl wurde am Montagnachmittag ein diesbezügliches „strategisches Partnerschaftsabkommen“ zwischen der Post-Tochter DEEP und dem Unternehmen OVHcloud unterzeichnet. Das Besondere an dieser angekündigten nationalen Cloud ist, dass man sich für die genutzte Technologie nicht, wie gewöhnlich, für US-Anbieter wie Google oder Microsoft entschieden hat, sondern eben für OVH aus Frankreich. Liefern wird OVH sowohl die notwendigen Server als auch die Open-Source-Software. Betreiber der Plattform, die Unternehmen und Organisationen hierzulande angeboten werden wird, ist DEEP, ein vor kurzem gegründetes Tochterunternehmen der Luxemburger Post, in dem sie ihr Telecom- und ICT-Angebot für Firmenkunden gebündelt hat.

Sechs Jahre Erfahrung

OVHcloud hat bereits sechs Jahre Erfahrung mit der Technologie gesammelt, erläutert Geschäftsführer Benjamin Revcolevschi am Montagnachmittag. Bisher jedoch wurde die Technik nur großen Unternehmen angeboten, die eine eigene interne Plattform zur Datenspeicherung im Internet wollten. Eine Firma wie DEEP, die das Angebot an Kunden weitergeben will, ist hingegen neu.

Im Post-Datenzentrum in Kayl steht bereits heute eine Test-Infrastruktur für die nationale Luxemburger Cloud. Innerhalb der kommenden Monate soll diese nun in mehreren Post-Datenzentren in Luxemburg ebenfalls aufgebaut werden. DEEP wird die betreffende Plattform zur Verwaltung der online gespeicherten Daten dann nach und nach, zwischen Sommer dieses Jahres und Anfang 2026, anbieten. Zu den frühen Nutzern wird beispielsweise LuxTrust zählen.

Wirtschaftsminister Lex Delles bei der Besichtigung des Datenzentrums in Kayl
Wirtschaftsminister Lex Delles bei der Besichtigung des Datenzentrums in Kayl Foto: Post Luxembourg/Anthony Dehez

Vor allem „in diesen geopolitisch schwierigen Zeiten“ sei es wichtig, europäische Partner zu haben, hebt Wirtschaftsminister Lex Delles, der extra für die Unterschrift nach Kayl gekommen war, hervor. „Dies ist eine gute, europäische Lösung.“ Er sieht die neue Aktivität als eine logische Fortsetzung der Aktivitäten der Post-Gruppe, die seit rund 15 Jahren im Bereich der Datenzentren aktiv ist.

Es gehe darum, Daten zu schützen, ihren Export über die Grenzen zu verhindern, ausländischen Staaten keinen Zugang auf sie zu gewähren und, wie man neuerdings gelernt hat, einen möglichen Shutdown zu verhindern, so Benjamin Revcolevschi weiter. „Die Cloud ist eine Dienstleistung, zu der der Zugang ein- und ausgeschaltet werden kann.“

Weiter unterstreicht er, dass in Europa 75 Prozent des Marktes von Akteuren aus den USA dominiert sei – und das, obwohl es in praktisch allen Bereichen mittlerweile seriöse europäische Alternativen gebe. Es spiele jedoch eine wichtige Rolle, ob europäisches Kapital hinter einer Firm steckt oder nicht. Es gehe darum, sicherzustellen, dass sich an europäische Regeln gehalten wird. „Die Welt hat sich verändert“, erinnert er. Und: „Die Zeit der Unsicherheit wird weiter andauern.“

Auch François Thill, zuständig für die „Cellule cybersécurité“ im Wirtschaftsministerium, unterstreicht die Wichtigkeit, den Zugang zu unseren Daten zu sichern. „Befinden sich die Daten erst mal in anderen Ländern, dann haben wir keine Kontrolle mehr darüber, was damit passiert.“ Dabei sei immer mehr von unserem Leben mit der Cloud in Verbindung. „Das muss gesichert sein.“

Auf Basis europäischer Technologie

Die nun anlaufende Sovereign Cloud von DEEP ist nicht die erste in Luxemburg. Es gibt bereits Clarence, ein Gemeinschaftsunternehmen vom Telekommunikationsunternehmen Proximus und dem staatlichen Datenzentren-Betreiber LuxConnect. Auch diese garantiert den Kunden, dass ihre Daten in dem Land bleiben, wo sie wollen.

Die Post sieht sich als eine Alternative, die rein auf europäischer Technologie basiert. Als einen der wenigen europäischen Champions dieser Technologie bezeichnet Claude Strasser, Geschäftsführer der Post, die französische OVH-Gruppe.

 Foto: Editpress/Didier Sylvestre

„Es geht um eine Form der Freiheit, der Unabhängigkeit“, so DEEP-Geschäftsführer Sébastien Genesca. „Unser Ziel ist es, den Kunden eine Wahl zu geben.“ Er wünscht sich, dass Europas Staaten mit dem guten Beispiel vorangehen und auf europäische Produkte und Apps statt lediglich auf Gewohnheit und Einfachheit setzen.

Die Frage der Abhängigkeit von dritten beschäftigt auch Fabrice Aresu von LuxTrust. Die Geopolitik habe die Entwicklung nun mit einem Fußtritt weiter angekurbelt, sagt er. Wichtig sei dabei jedoch auch die Frage der Kosten. Diese sollen laut Post niedriger ausfallen als bei anderen Anbietern.

Die Unterschriften von Montag sind dabei nicht allein den letzten Monaten zu verdanken. Die Kontakte mit der Post laufen bereits länger.


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Nomi
1. April 2025 - 16.23

Wann mer dann elo och nach een Europae'eschen "Whatsapp" etc ob dei' Server krei'en dann kennen mer so'en "Trump stay at home" !