Die Sonne steht im Zenit. Es ist warm und das lange Wochenende steht vor der Tür. Über ein Dutzend Personen versprechen sich am Freitag am Seeufer von Insenborn Abkühlung und Entspannung. Eine Gruppe Jugendlicher hat Badetücher auf dem Rasen ausgebreitet. Ihre Haare sind noch nass vom Sprung ins Wasser. „Die anderen gehen schwimmen, aber mir ist es zu riskant“, sagt Dorian, der die Gefahr durch die Blaualgen ernst nimmt.
Das Wasserwirtschaftsamt hat am 13. Juni eine Badeverbot für den Stausee angekündigt, da größere Mengen an Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt, festgestellt wurden. Erst am gestrigen Dienstagabend wurde das Verbot wegen der niedrigen Temperaturen wieder aufgehoben. Am vergangenen Freitag galt das Verbot allerdings noch – was die vier jungen Erwachsenen nicht überprüfen konnten. „Wir haben die Website vom Wasserwirtschaftsamt besucht, doch da wurde eine Fehlermeldung angezeigt“, sagt Rafael, der nicht weit vom Stausee wohnt. „Dann haben wir versucht, anzurufen, doch niemand ist rangegangen. Also haben wir uns dazu entschieden, uns einen eigenen Eindruck zu machen und das Wasser sieht in Ordnung aus.“ Darauf angeschrieben, teilt das Wasserwirtschaftsamt mit, dass der Fehler auf der Website seit Dienstag behoben sei.

Doch zurück zum Freitagnachmittag vor Nationalfeiertag. Cody und Catherine sitzen in Badeklamotten am See. Das junge Paar ist aus Wolwelingen angereist und hat eigenen Aussagen zufolge nichts von den Blaualgen mitbekommen. Das Wasser sei ihnen ganz gewöhnlich vorgekommen. Vor ihnen planschen die beiden Freundinnen Zoé und Mbumba aus Belgien im See. Auf die Blaualgen angesprochen, schrecken sie kurz im Wasser hoch und fragen, was jetzt mit ihnen passieren würde. Andere wiederum wissen von den Cyanobakterien im See, die auch Blaualgen genannt werden. Zwei Angelruten stehen am Ufer. Sie gehören dem 23-jährigen Max und dessen Gefährten. Max ist aus Käerjeng angereist und zum ersten Mal zum Fischen am Stausee. „Wir lassen uns nicht davon abhalten. Wir essen die Fische nicht, sondern werfen sie zurück ins Wasser. Einen haben wir soeben verschenkt.“
Was sind Blaualgen?
Blaualgen, auch Cyanobakterien genannt, zählen zu den ältesten Lebensformen der Welt und kommen überwiegend in Süßwasser und Feuchtböden vor. Die Massenvermehrung von Cyanobakterien kann die Wasserqualität mindern und die Nutzung beeinträchtigen. Die Bedingungen für eine Vermehrung sind vielfältig. Sonneneinwirkung, hohe Temperaturen, wenig Wasserbewegung und ausreichend Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff begünstigen jedoch die Reproduktion. Die Bakterien produzieren Toxine, die für Mensch und Tier gesundheitsgefährdend sein können. Ihr vermehrtes Aufkommen sorgt daher regelmäßig für Badeverbote.
Das macht doch nichts
Ebenso wenig abschrecken lässt sich Sabrina aus Arlon. Sie treibt gut gelaunt im Wasser. Darauf angesprochen, ob sie keine Reaktionen durch die Blaualgen fürchte, sagt sie nur: „Das macht doch nichts. Manche Leute reagieren stärker auf das Wasser, aber mir ist noch nie etwas passiert.“

Im Nachbarort Lultzhausen drücken die Blaualgen hingegen die Stimmung. 23 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 19 Jahren sollten eigentlich im See Tauchübungen vollführen, stattdessen müssen sie sich nun in der Wassersportanlage mit Aktivitäten an Land zufrieden geben. „Wir tragen die Verantwortung für die Kinder und deswegen können wir das Risiko nicht eingehen“, sagt Lynn von der „Fédération luxembourgeoise des activités et sports sub-aquatiques“ (FLASSA). „Obwohl die Kinder wussten, dass sie nicht tauchen dürfen, sind alle gekommen. Wir lassen uns jetzt Wasserspiele auf der Wiese einfallen.“ Man hoffe derweil, dass die Blaualgen dieses Jahr nicht zum Dauerproblem werden, denn der Stausee sei der einzige See im Land, der sich aufgrund seiner Tiefe zum Tauchen eigne.
Schlecht fürs Geschäft
Gegenüber der Wassersportanlage betreibt „Chiche!“ einen kleinen Imbissladen mit libanesischer Küche. Die Zweigstelle hatte Anfang Mai eröffnet und es wurde viel Hoffnung in die schöne Lage mit Blick auf den See gesteckt. Jetzt merkt Mohammed hingegen deutlich, dass die Anwesenheit der Blaualgen die Kundschaft fernhält. „Im Mai, als wir geöffnet haben, war der Andrang sehr hoch. Aber seit der Meldung kommen deutlich weniger Leute hierhin.“ Während Mohammed sehnlichst auf das Ende der Blaualgenplage wartet, genießen die Bewohner von Insenborn die selten gewordene Ruhe am Wochenende.

Für sie ist die Parksituation in den letzten Jahren zu einer Belastung geworden. Überall stehen Schilder, die auf das Parkverbot hinweisen. „Vor zwei Jahren musste ich bei einer Polizeikontrolle beweisen, dass ich hier wohne“, erinnert sich Mayssa. Der Andrang sei dermaßen hoch gewesen, dass niemand ins Dorf gelassen wurde. An den Wochenenden sei es besonders schlimm. Dann würde die Polizei auch mehrmals patrouillieren, um das Verkehrschaos in den Griff zu bekommen. Von den Blaualgen hat Mayssa nichts gewusst, aber sie freut sich darüber, dass jetzt weniger Touristen kommen. Tatsächlich wirken die Straßen wie leer gefegt.
Für Monique ist es etwas zu ruhig. Die Rentnerin ist vor ein paar Jahren zusammen mit ihrem Mann aus Mondorf hierhin gezogen. „An den Wochenenden ist es hier normalerweise voll, aber jetzt ist es leer“, stellt Monique fest. „Die Leute hinterlassen dabei viel Müll und werden frech, wenn man sie darauf anspricht. Aber das hat sich in letzter Zeit gebessert.“ Sie vermisst die weitaus größere Stadt Mondorf, hier sei ihr dann doch zu wenig los.
De Maart

Ein komplettes Badeverbot wäre angebracht,
da wird doch Trinkwasser aus dieser Kloake gewonnen, oder ?
Wie stehts denn mit Umwelt usw. ???
@Besserwësser,
..a 4.) wa mir an der Klinik leien mat Vergëftungen,da bezuele mir dat aus eegener Täsch.
1) Wësse mir et besser, 2) loosse mer eis néischt virschreiwen an 3) ass et jo souwisou nëmmen eng Schikân fir de Leit Angscht ze machen an se vun Séi ewéch ze hälen.
Schlecht für's Geschäft,zu ruhig im Dorf und "das macht doch nichts". Noch Fragen?
Experten "go home" und alle Mann an den See.
Oh mei.