Freitag17. Oktober 2025

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Gründer von „Mango“Sohn unter Verdacht: Wurde der spanische Milliardär und Modezar Isak Andic gewaltsam getötet?

Gründer von „Mango“ / Sohn unter Verdacht: Wurde der spanische Milliardär und Modezar Isak Andic gewaltsam getötet?
Isak Andic, Montserrat-Berg in Katalonien: Aus 100 Metern in die Tiefe gestürzt. Fotos: AFP/Freepik

War der Sturz von Isac Andic im Montserrat-Gebirge ein Unfall oder ein Verbrechen? Die spanische Polizei ermittelt offenbar unter höchster Geheimhaltung gegen seinen Sohn Jonathan. Ein rätselhafter Fall, der Spaniens Modewelt erschüttert.

Fast ein Jahr nach dem mysteriösen Tod des spanischen Modezars, Milliardärs und Mango-Gründers Isak Andic hat der Fall eine unerwartete Wendung genommen. Wie Spaniens größte Zeitung El País exklusiv berichtet, ermittelt die Polizei nun wegen des Verdachts auf ein mögliches Tötungsdelikt. Bis vor Kurzem galt der Sturz des 71-Jährigen an einem nebligen Morgen im katalanischen Montserrat-Gebirge noch als tragischer Unfall.

Am 14. Dezember 2024 war Andic bei einer Wanderung mit seinem Sohn Jonathan im Naturpark Montserrat, rund 40 Kilometer nordwestlich der katalanischen Mittelmeermetropole Barcelona, mehr als 100 Meter in die Tiefe gestürzt. Die Polizei ging zunächst von einem Unglück aus; die Ermittlungen wurden bald darauf sogar vorläufig eingestellt. Doch Zweifel blieben – der Fall wurde wieder eröffnet.

Zweifel an Aussagen von Andics Sohn

Nach Angaben von El País ermittelt die zuständige Untersuchungsrichterin in Barcelona nun gegen den ältesten Sohn des zu Tode gekommenen Multimilliardärs. Der 44 Jahre alte Jonathan Andic war der einzige Zeuge und Begleiter seines Vaters an jenem verhängnisvollen Morgen. „Die Polizei arbeitet seit Monaten unter strengster Geheimhaltung an dem Fall“, schreibt El País.

Die Ermittler wollen eine Reihe von Widersprüchen in den Aussagen des Sohnes festgestellt haben. Seine erste Vernehmung kurz nach dem Unfall sei chaotisch verlaufen, die zweite – einen Monat später und unter Beisein seines Anwalts – habe neue Unstimmigkeiten offenbart. „Jonathan Andic beschrieb Ereignisse, die nicht mit den Spuren am Unfallort übereinstimmten“, zitiert El País aus Ermittlerkreisen.

Das Blatt La Vanguardia, die wichtigste Zeitung in Barcelona, bestätigt die überraschende Wende der Ermittlungen: „Die Untersuchungsrichterin hat den Sohn des Gründers von Mango formell als Beschuldigten eingestuft.“ Die Polizei habe in den vergangenen Tagen das Mobiltelefon von Jonathan Andic beschlagnahmt, um weitere Hinweise zu finden.

Rätselhafter Tod im Montserrat-Gebirge

Der Tatort – ein Abschnitt eines beliebten Wanderwegs im Montserrat-Gebirge in der Nähe Barcelonas – gilt nicht als gefährlich. Die Behörden prüften nach Andics Tod die Wanderroute und sahen keinen Anlass, Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen.

Die Umstände des Todes auf der beliebten Wanderstrecke waren von Beginn an rätselhaft. „Es gab keine Zeugen, niemand sah oder hörte etwas“, berichtet La Vanguardia. Nach Aussagen des Sohnes soll der Vater an einem Abhang ausgerutscht und dann abgestürzt sein. Doch diese Erklärung überzeugte die Ermittler nicht.

Zu den Zweifeln trug offenbar bei, dass die Lebensgefährtin des zu Tode gekommenen Unternehmers laut El País in ihrer Aussage auf angespannte Beziehungen zwischen Vater und dem ältesten Sohn Jonathan hingewiesen habe. Andic war geschieden und hat aus seiner erster Ehe drei Kinder.

Familientragödie überschattet Modeimperium

Die Familie des Modezaren äußerte sich bisher kaum, demonstriert aber öffentlich Zusammenhalt. In einer Stellungnahme, die beide Zeitungen zitieren, heißt es: „Die Familie Andic hat in all diesen Monaten keine Kommentare zum Tod abgegeben und wird dies auch weiterhin nicht tun. Sie respektiert die laufenden Ermittlungen, arbeitet mit den Behörden zusammen und ist überzeugt, dass sich die Unschuld von Jonathan Andic erweisen wird.“

Der Tod des Modemilliardärs hatte im Dezember 2024 weit über Spanien hinaus Bestürzung ausgelöst. Die Marke Mango, 1984 von Isak Andic gegründet, gehört mit mehr als 2.700 Geschäften in über 120 Ländern zu den bekanntesten spanischen Modelabels – auch im deutschsprachigen Raum.

Andic, Sohn türkisch-jüdischer Einwanderer, hatte die Firma von einem kleinen Jeansladen in Barcelona zu einem weltweiten Modeimperium aufgebaut. Mit einem geschätzten Vermögen von mehr alsdrei Milliarden Euro galt er als einer der reichsten Männer Spaniens.

Fall bleibt offen

Nach seinem Tod übernahm Andics Vertrauter Toni Ruiz den Vorsitz des Mango-Verwaltungsrats. Ruiz würdigte den Gründer damals mit den Worten: „Isak war ein Vorbild für uns alle. Er hat sein Leben dem Mango-Projekt gewidmet und einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen.“

Zehn Monate nach dem Tod bleibt der Fall rätselhaft. Trotz der Ermittlungen gegen den Sohn gibt es noch keine klaren Beweise für ein Verbrechen. Die Kriminalpolizei stützt sich auf Indizien, Aussagen und die Auswertung von Handydaten.

Ein Ermittler: „Wir haben noch kein vollständiges Puzzle, aber genug Teile, um nicht länger an einen Unfall zu glauben.“ Für die Polizei ist der Fall komplex: kein Zeuge, keine eindeutigen Spuren, nur zwei Männer allein auf einem Wanderpfad. Der Ausgang des Verfahrens sei daher „ungewiss“, heißt es aus Justizkreisen.

Es bleibt offen, ob die Polizei je klären kann, was an jenem Morgen in Montserrat wirklich geschah – ein tragischer Sturz oder ein Verbrechen. Sicher ist nur: Das Lebenswerk des Modezaren steht seither im Schatten einer Familientragödie.