Abseits des Trubels, auf einem kleinen, fast versteckten Platz im Wald von Zoufftgen, kürte sich Sofia Snäll am Sonntag zur U20-Meisterin im Hammerwurf. Mit einer Weite von 56,50 Metern übertraf sie alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in sämtlichen Alterskategorien. Eigentlich hatte die 17-Jährige gehofft, an diesem Tag zum siebten Mal in diesem Jahr den Landesrekord zu knacken. Doch die Wetterbedingungen machten ihr einen Strich durch die Rechnung. „Ein neuer Landesrekord wäre natürlich großartig gewesen, aber ich bin trotzdem zufrieden mit meiner Leistung“, resümierte Snäll.
„Es war nicht unbedingt Rekord-Wetter, trotzdem hat sie weit geworfen“, blickte ihr Trainer Steve Tonizzo auf den Wettbewerb zurück. „Der Kreis hier wird nicht oft benutzt und war auch durch den Regen ein bisschen schmierig. Da kann man nicht richtig Gas geben. 56,50 Meter wären vor einem Jahr aber immer noch vier Meter über dem damaligen Landesrekord gewesen. Im Großen und Ganzen sind wir deswegen zufrieden.“
Am 30. Juni 2024 hatte Snäll die nationale Bestmarke erstmals verbessert. Damals warf sie 52,67 Meter. Seitdem hat sie sich um mehr als fünf Meter gesteigert. Vor drei Wochen schraubte sie den Landesrekord auf 58,08 Meter hoch. „Es kommen Talent, Trainingsfleiß und ein progressiver Aufbau zusammen“, erklärt Tonizzo. „Sie kommt nach und nach immer besser in Form und zeigt gute Leistungen.“
Beginn mit 13 Jahren
Dabei hat Snäll das Hammerwerfen erst vor vier Jahren für sich entdeckt – und das eher durch Zufall. „Mein Vater hat schon immer Leichtathletik betrieben, vor allem Sprint“, erzählt sie. „Mit dem Alter ging das aber nicht mehr so gut. Deswegen hat er mit dem Werfen angefangen.“ Snäll begleitete ihren Papa zum Training und versuchte sich dann auch selbst in dieser technischen Disziplin, die bei jungen Athleten in Luxemburg eher selten ist. Snäll war jedoch begeistert. „Seitdem werfe ich“, sagt sie. Zuvor hatte sie selbst keinen Kontakt zur Leichtathletik, sie spielte bis dahin nur Basketball.
„Ich denke, dass ich eigentlich im perfekten Alter mit dem Hammerwerfen angefangen habe“, so die CSL-Sportlerin. „13 Jahre klingt vielleicht spät. Der Hammerwurf ist aber auch eine Disziplin, mit der man nicht zu früh anfangen kann, weil es ziemlich anstrengend ist. Der Hammer ist schwer und man braucht Kraft.“ Dabei muss das Gerät — das aus einer 4-kg-Kugel, einem Draht und einem Griff besteht — zunächst mit Drehungen um den eigenen Körper geschwungen und dann mit hoher Geschwindigkeit abgeworfen werden.

„Man braucht Kraft, aber die Technik ist das Wichtigste“, sagt Snäll. „Diese entwickelt sich mit der Wiederholung. Man muss vor allem viel werfen, um zu lernen, bei der Drehung zum richtigen Zeitpunkt den Fuß aufzusetzen, immer schneller zu werden und dann auf den Punkt abzuwerfen. Es sind viele Details, die über die Weite entscheiden. Wenn man dann einen guten Wurf landet, ist das ein supergutes Gefühl. Das gefällt mir, glaube ich, am besten an der Sportart.“
Wenn man einen guten Wurf landet, ist das ein supergutes Gefühl. Das gefällt mir, glaube, ich am besten an der Sportart.
Dieses Gefühl hatte sie auch vor drei Wochen, als sie den Landesrekord auf 58,08 Meter stellte. Snäll hat mit dieser Weite ihr ausgegebenes Saisonziel bereits jetzt erreicht. „Ich bin glücklich und sehr stolz auf meine Ergebnisse“, sagt sie. „Mein nächstes Ziel ist es nun, die 60 Meter zu knacken. Das wäre wirklich super.“
Es ist ein realistisches Ziel, wie auch ihr Trainer findet. „Ihre guten Würfe bei ihren bisherigen Wettbewerben waren noch nicht so weit wie manchmal im Training“, erklärt Tonizzo. „Ihre besten Würfe an 58 Meter und einmal darüber hinaus sind sehr regelmäßig. Ich glaube, wenn sie bei einem Wettbewerb einen voll trifft, können wir noch weiter gehen. Dafür muss viel zusammenkommen, man muss den Wurf perfekt treffen.“
Dazu wird Snäll in diesem Jahr noch einige Gelegenheiten bekommen. Nächste Woche startet sie mit der luxemburgischen Nationalmannschaft bei den European Athletics Team Championships in Maribor (Slowenien). Dazu liegt ihr Fokus in diesem Sommer auf den U20-Europameisterschaften im August im finnischen Tampere.
Leichtathletik und Basketball
„Letztes Jahr war ich schon bei der U18-EM dabei. Damals erhielt ich eine Wildcard. Das heißt, ich hatte mich nicht qualifiziert, konnte aber trotzdem teilnehmen. Für die U20-EM habe ich mich jetzt aus eigener Kraft qualifiziert, worauf ich ziemlich stolz bin. Das wird mein bisher größter Wettbewerb und ich hoffe, dass ich dort weit werfen kann.“

Derzeit kombiniert Snäll noch Leichtathletik und Basketball. Sie spielt bei der Résidence Walferdingen im Cadettes-Team und mit der Damen-Mannschaft in der Nationale 2. Zur Schule geht sie ins Athenée, wo sie derzeit die „Deuxième“ besucht. „Das alles ist sehr viel“, erzählt sie. „Ich trainiere jeden Tag. Meine Eltern unterstützen mich dabei und fahren mich überall hin. Manchmal trainiere ich auch mit meinem Vater zusammen. Das macht auch Spaß.“ Beide Sportarten will sie für das kommende Jahr weiter miteinander vereinbaren. „Wenn ich dann zur Uni gehe, werde ich mich aber wahrscheinlich nur noch auf die Leichtathletik konzentrieren.“
Denn wie viele junge Sportler verfolgt auch Snäll einen großen Traum. „Die Olympischen Spiele wären ein sehr großes Ziel. Das ist natürlich noch sehr weit weg. Aber ich habe noch viel Zeit und muss noch viel lernen.“
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