Tageblatt: Welche Faktoren können eine Bindehautentzündung auslösen?
Dr. med. vet. Simone Mousel: Ein erhöhtes Risiko besteht bei brachyzephalen Hunderassen mit vergrößerten Lidspalten und Hängelidern. Auch angeborene Fehlstellungen wie das Entropium (Rolllid), die Distichiasis (zusätzliche Wimpernreihe) oder die ektopischen Zilien (versprengte Wimpern) können zu einer Bindehautentzündung führen. Weitere Auslöser sind trockene Augen, Fremdkörper im Auge sowie Allergien. Bei Katzen wird eine Konjunktivitis hingegen meist durch Viren, wie das Herpesvirus, oder Bakterien, wie Mykoplasmen oder Chlamydien, verursacht.
Wie unterscheidet sich eine Bindehautentzündung von einer Augenverletzung?
Bindehautentzündungen sind meist nicht oder nur geringfügig schmerzhaft. Im Gegensatz dazu sind Hornhautverletzungen fast immer schmerzhaft. Ein deutliches Anzeichen dafür ist, dass das Tier häufig blinzelt oder das Auge zukneift. Bei einer Hornhautverletzung ist der Ausfluss oft wässrig, während er bei einer Bindehautentzündung auch eitrig sein kann. Wenn ein Haustier starke Schmerzen am Auge zeigt, ist es unerlässlich, schnellstmöglich einen Tierarzt aufzusuchen.
Welche Symptome deuten auf eine Konjunktivitis hin?
Bei einer Konjunktivitis sind die Bindehäute im Auge gerötet und die Blutgefäße im Augapfel deutlich sichtbar. Oft tritt zudem ein wässriger bis eitriger Ausfluss auf.
Welche Maßnahmen sind bei den ersten Anzeichen einer Bindehautentzündung zu ergreifen?
Bei einer leichten Rötung kann man versuchen, das Auge mit physiologischer Kochsalzlösung oder einem speziellen Augenreiniger für Tiere zu spülen. Das regelmäßige Reinigen des Auges entfernt Allergene und Erreger und beugt zudem Entzündungen der Lidränder vor, die durch Verkrustungen entstehen können. Bleibt eine Besserung aus, sollte man einen Tierarzt aufsuchen.
Welche Untersuchungen sind notwendig, um eine Bindehautentzündung und deren Ursache zu bestimmen?
Neben einer allgemeinen Untersuchung und der Anamnese wird der Tierarzt eine detaillierte Augenuntersuchung durchführen. Dabei werden das Sehvermögen und die Augenreflexe getestet. Mittels Schirmer-Tränen-Test wird die Tränenproduktion gemessen und mit einem Fluorescein-Test die Unversehrtheit der Hornhaut überprüft. Außerdem wird kontrolliert, ob ein Fremdkörper unter den Augenlidern ist und ob es Anzeichen für eine Entzündung im Augeninneren gibt. Bei Bedarf wird zudem der Augeninnendruck gemessen.
Welche Mittel werden zur Behandlung eingesetzt?
Neben der Behandlung der zugrunde liegenden Ursache sollten die Augen regelmäßig gespült werden. Zudem kommen oft antiseptische oder antibakterielle sowie pflegende Augentropfen und Salben zum Einsatz. Bei Hunden können zusätzlich entzündungshemmende Augentropfen verschrieben werden, um die Schwellung der Bindehäute schneller zu reduzieren. Bei Verdacht auf eine Herpesinfektion werden bei Katzen antivirale Augengele eingesetzt, da aufgrund der viralen Ursache auf kortisonhaltige Augenprodukte verzichtet werden sollte. Eine normale Bindehautentzündung heilt innerhalb von ein bis zwei Wochen vollständig ab.
Lassen sich Bindehautentzündungen durch Impfungen verhindern?
Staupe, gegen die jeder Hund geimpft sein sollte, kann neben anderen Symptomen auch eine Bindehautentzündung verursachen. Bei Katzen sind Bindehautentzündungen häufig Teil des Katzenschnupfenkomplexes. Eine regelmäßige Impfung gegen Herpesviren und Chlamydien kann daher die Häufigkeit solcher Entzündungen verringern.

De Maart
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