„Wir sprechen heute im Namen aller, die verstummt sind“, eröffnete Ana Pinto, Präsidentin von LVDS, die öffentliche Debatte zur Petition 3409. Hinter den Zahlen verbirgt sich die Forderung einer Gesetzesreform in Bezug auf geschlechtsspezifische Gewalt und deren Einfluss auf die Kinder der Betroffenen. Mehrere Unterstützende hatten sich aus Solidarität mit LVDS vor der Abgeordnetenkammer eingefunden. Hinter deren Türen ging Pinto hart mit der Justiz und den Sozialdiensten ins Gericht. Dies zog sich wie ein roter Faden durch die Diskussion.
Kritikpunkte
Es war von langwierigen Prozeduren und von unvertretbaren Entscheidungen im Hinblick auf das Sorge- und Besuchsrecht gewalttätiger Elternteile die Rede. Der harsche Umgang mancher Polizeikräfte mit Betroffenen – auch gegenüber Frauen mit ungültiger Aufenthaltserlaubnis – war ebenfalls Thema. Genauso wie die hohen Anwaltskosten, teils im sechsstelligen Bereich, die für einen Prozess fällig sind. „Nur wenige Betroffene können sich das leisten“, so Pinto. Ein besonders berührender Moment: Pinto las aus dem Brief einer Jugendlichen an ihren Angreifer vor, die sich in Folge einer Vergewaltigung das Leben nahm.
Damit sich weder das noch die Gewaltakte wiederholen, unterbreitete LVDS der Abgeordnetenkammer einen Gesetzesentwurf. Er enthält 57 Artikel, welche die Organisation anderthalb Jahre lang ausarbeitete. Nach ihren Prioritäten befragt, nannten die Vertreterinnen von LVDS die Schaffung eines Gerichts für geschlechtsspezifische Gewalt. Die zuständigen Fachkräfte sollen eine Expertise für das Thema mitbringen. Neben der Strafverfolgung und der Verordnung von Schutzmaßnahmen für die Überlebenden müssten sie auch in der Lage sein, Notfallentscheidungen für deren Kinder zu fällen.
Das sagt die Politik
Die anwesende Justizministerin Elisabeth Margue (CSV) stellte in Aussicht: Die Neugründung eines Gerichts gestalte sich schwierig, vielmehr würde sie verstärkt auf die entsprechenden Weiterbildungen setzen. Die Regierung strebe zudem eine Überarbeitung des Strafgesetzbuches an. An dieser Stelle sei an einen Artikel des Tageblatt erinnert: Dort lehnte Margue die Aufnahme von Femizid (Frauenmord) als eigenständiges Vergehen in den „code pénal“ ab, unter anderem mit dem Argument, vor dem Gesetz seien alle gleich und auf Mord stehe ohnehin die Höchststrafe.
Die Abgeordneten selbst verlangten derweil nach einer Bestandsaufnahme: Was halten die Vertreterinnen von LVDS vom neuen Aktionsplan gegen geschlechtsspezifische Gewalt (PAN)? Was von dem Ende April gegründeten „Centre national pour victimes de violence“ (CNVV)? Die Kritik fiel kurz aus. Der Aktionsplan lege weder Prioritäten noch das Budget der Ministerien für die Umsetzung fest. Im CNVV fehle es hingegen an einer separaten Anlaufstelle für Kinder und an gynäkologischer Betreuung. Die Erweiterung der Öffnungszeiten sei wünschenswert. Der Kritik am PAN entgegnete die Ministerin für Gleichstellung und Diversität, Yuriko Backes (DP): „Mir war es wichtig, das Dokument nicht zu datieren, weil wir seine kontinuierliche Verbesserung und Anpassung beabsichtigen – in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft. Meine Priorität war es, einen holistischen Plan zu erarbeiten.“ Sie bestehe auf die Umsetzung der 62 Maßnahmen.
Nach diesen Ausführungen gab die Präsidentin der Petitionskommission, Francine Closener (LSAP), das Wort erneut an Ana Pinto. Jene bedankte sich für das Interesse, machte jedoch klar: „Wir verlassen den Raum heute nicht mit einer Danksagung und einem Händedruck. Wir wollen in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden.“ Die Abgeordneten zogen sich daraufhin zur Beratung zurück und kehrten mit dem Vorschlag zurück, die einzelnen Passagen des Gesetzentwurfs von LVDS auf die Tagesordnung der zuständigen Kommissionen zu setzen. Das „Comité de coopération entre les professionnels dans le domaine de la lutte contre la violence“ werde das Dokument ebenfalls prüfen. „Wir danken Ihnen für Ihren Einsatz. Sie nehmen uns Arbeit ab“, beendete Closener die Debatte. „Wir brauchen Sie. Bitte geben Sie nicht auf.“
De Maart

Seit 1995 weise ich öffentlich darauf hin, daß die Nazipropaganda aus dem unfehlbaren päpstlichen "Luxemburger Wort" Gewalt in allen Schattierungen zu allen Zeiten Vorschub leistet. Die Betroffenen schämen sich, sie haben keine Lobby.
▪Abgeseilt in den Tod. Bei Fluchtversuchen kamen binnen zehn Tagen zwei Patienten ums Leben. (…) (Télécran, 14.08.1999)
▪La loi muette (24.09.1999) " (…) La loi est muette sur les autorisations spéciales relatives aux modalités des soins sous contrainte, comme l'isolement, la contention physique et la médication imposée. Il y a des pays où il ne va pas de soi qu'un placement en service psychiatrique fermé, et à fortiori une hospitalisation librement consentie, aille de pair avec la carte blanche de faire usage, quelle que soit d'ailleurs l'expertise des intervenants, à l'isolement, à la contention et à la médication de force. Le comité européen pour la prévention de la torture et des peines ou traitements inhumains ou dégradants a insisté dans son rapport de 1993 de réglementer, ne fut-ce qu'à l'échelle de l'établissement encore et toujours concerné par l'exclusivité des placements au Luxembourg, les lignes de conduite à adopter dans les cas de soins psychiatriques sous contrainte. De nombreux 'modes d'emploi' existent dans la littérature. Les comités d'éthique hospitaliers devraient à notre sens être consultés à ce propos, afin de prévenir, encore une fois, les dérives excessivement sécuritaires tant à l'extérieur qu'à l'intérieur de l'institution." S'il faut reconnaître que la loi de 1988 a le mérite par rapport à celle de 1880 d'avoir introduit le sujet de droit et les droits (et les libertés) de l'Homme, il convient en revanche de déplorer qu'elle est largement pervertie dans ses applications quotidiennes. Aussi, les droits du patient sont-ils baffoués par l'excès laissé à l'arbitraire et les resserrements sécuritaires de la société contemporaine. Remarquons qu'en Allemagne, où tout placement est décidé par le juge sur base d'une requête, d'un certificat médical et d'une audience du patient. (…)" (Texte présenté au Xme Congrés de l' "Association Latine pour l'Ananalyse des Systèmes de Santé" (CALASS) à Luxembourg en date du 24 septembre 1999 par le Dr. Paul HENTGEN, Centre Hospitalier Neuro-Psychiatrique, 17, Avenue des Alliés, L-9012 Ettelbrück) ▪Un intervenant dans la salle (16.12.2000) (…) Le ministre Carlo WAGNER souligna que si le passage par le CHNP est parfois nécessaire à la sécurité, le traitement de la psychiatrie va vers une différentiation des structures et un traitement plus humain. Un intervenant dans la salle estima que garder un patient dans une structure fermée, surtout une vie entière, équivaut à une atteinte aux droits de l'Homme et à la dignité humaine et il demanda l'avis du ministre à ce sujet. Il mit l'accent sur le fait qu'en égard à la sécurité, le pourcentage des malades mentaux responsables de délits n'est pas plus élevé que dans d'autres couches de la population. Suivant cet intervenant, des études faites dans ce domaine à l'étranger sont parvenues à de tels résultats. Le ministre répondit qu'éliminer totalement les structures fermées lui semble toutefois synonyme de risque. (Luxemburger Wort, 16.12.2000) MfG, Robert Hottua
@Guy Mathey
Verstinn ech dat richteg: wann elo eng Lobby mat engem selwer geschriwwene Gesetzesprojet kënnt, wéi z.B. ABBL, UEL, etc, da soll et do och "leicht fallen, die sich aufdrängenden Anpassungen seht zeitnah vorzunehmen"? Oder dierfen och nach aner Interessegruppen an Akteuren zu Wuert kommen?
Die überaus engagierte Vereinigung "La Voix des survivant(e)s (LVDS)" hat mit der Ausarbeitung eines detaillierten Gesetzes Projekts wirklich Grosses geleistet und verdient somit absoluten Respekt.
Dass es allerdings überhaupt solcher privater Initiativen bedarf, um eine Anpassung nicht zeitgemässer Gesetzgebungen anzustossen, sollte allerdings grundsätzlich zu denken geben und aus diesem Umstand sollten ebenfalls die sich aufdrängenden Konsequenzen gezogen werden.
Dank der aufwändigen, von LVDS geleisteten, Vorarbeit, sollte es den Parteien des demokratischen Spektrums, welche sich logischerweise allesamt den Opferrechten verpflichtet fühlen, leicht fallen, die sich aufdrängenden Anpassungen seht zeitnah vorzunehmen.