Bilanz nach sechs Monaten KriegSo leistet die Vereinigung „LUkraine“ Hilfe – in Luxemburg und in der Ukraine

Bilanz nach sechs Monaten Krieg / So leistet die Vereinigung „LUkraine“ Hilfe – in Luxemburg und in der Ukraine
Nicolas Zharov, Präsident von „LUkraine“ Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Heute am ukrainischen Nationalfeiertag sind es genau sechs Monate her, dass Russland seinen Nachbarn überfiel. Die Vereinigung der Ukrainer in Luxemburg, „LUkraine“, zog auf einer Pressekonferenz Bilanz über ihre bisher geleistete humanitäre Hilfe. Die Vereinigung wünscht sich allerdings auch, dass sich Luxemburg Initiativen anschließt, die Russland als Terrorstaat verurteilen.

Zehn Ambulanzen und 770 Tonnen an humanitären Hilfsgütern wie nicht verderbliche Lebensmittel, Hygieneprodukte und Kindersachen hat LUkraine eigenen Angaben zufolge bereits in die Ukraine geliefert. Vor exakt sechs Monaten, am 24. Februar, überfiel Russland seinen Nachbarn im Süden. Seitdem konzentriert die Vereinigung, die bereits vor acht Jahren, im April 2014, gegründet wurde (zwei Monate, nachdem Russland die Krim annektiert hatte), ihre Arbeit einerseits auf die Unterstützung von Flüchtlingen in Luxemburg und andererseits auf Hilfslieferungen in die Heimat.

Vor dem Haus, in dem LUkraine auf Kirchberg untergebracht ist, stand am Dienstagmorgen ein Feuerwehrauto, das in wenigen Tagen ebenfalls in die Ukraine gebracht wird. Insgesamt plant die Vereinigung, fünf solcher Wagen zu schicken. Neben den genannten Hilfsgütern seien durch LUkraine auch bereits 13.000 Lebensmittelpakete in der Ukraine verteilt worden. Laut Informationen auf der Webs7eite der Vereinigung wurden insgesamt 1,4 Millionen Euro für die Bedürfnisse der ukrainischen Bevölkerung gesammelt.

Seit kurzem sei auch eine Wasseraufbereitungsanlage dorthin unterwegs, sagte Nicolas Zharov, Präsident der Vereinigung, anlässlich einer Pressekonferenz. Wasseraufbereitungsanlagen seien sehr wichtig, weil es in einigen Regionen kein sauberes Wasser mehr gebe. Die von LUkraine finanzierte Anlage könne 38.000 Liter am Tag aufbereiten.

Ein Baum für jeden Spender

Die Hilfe konzentriert sich auf die Region Donezk, wohin auch die Feuerwehrwagen und Ambulanzen geliefert werden bzw. wurden. Mit der dortigen Militärverwaltung und der ukrainischen Organisation „Greening of the Planet“ unterzeichnete LUkraine kürzlich ein gemeinsames Memorandum, um der Zusammenarbeit, die bereits seit ein paar Monaten läuft, eine offizielle Grundlage zu geben. Hanna Krysyuk, Beraterin des Kommissars für Menschenrechte am ukrainischen Parlament und Gründerin von „Greening of the Planet“, bedankte sich per Videokonferenz bei allen Spendern aus Luxemburg. Sie möchte einen Baum für jeden Spender pflanzen. Es werde bestimmt ein schöner Park, meinte sie.

Der ebenfalls online zugeschaltete Chef der Militärverwaltung der Region Donezk, Pavlo Kylylenko, griff die Idee auf und zeigte sich erfreut über einen solchen Park, doch erst müsste die Ukraine noch den Krieg gewinnen.

Kriegsverbrechen dokumentieren

Laut offiziellen ukrainischen Angaben wurden bis dato über 28.000 Kriegsverbrechen dokumentiert, 5.514 Opfer habe es bisher offiziell unter der ukrainischen Zivilbevölkerung gegeben. Neben dem obersten Ziel, den Krieg so bald wie möglich zu beenden und zu gewinnen, ist es den Ukrainern auch besonders wichtig, Kriegsverbrechen zu dokumentieren, um die Täter später zur Rechenschaft ziehen zu können. Durch die Vermittlung von LUKraine erhält die ukrainische Polizei nun Handscanner aus Luxemburg, die ihr die Arbeit erleichtern sollen.

Auf die Frage, wie die Polizei denn sicher gehen könne, ob die Beweise, die gesammelt werden, nicht angezweifelt werden können, meinte der ebenfalls per Videokonferenz zugeschaltete Ruslan Goriachenko, Leiter der Menschenrechtsabteilung der ukrainischen Polizei, die Aufgabe seiner Behörde sei es, die Beweise zu sammeln. Die Aufgabe der Gerichte sei es später, darüber zu urteilen.

Sieben Länder hätten bereits die Aktionen Russlands als Genozid anerkannt; das lettische Parlament habe Russland sogar als Unterstützer von Terrorismus bezeichnet. LUkraine wünscht sich, dass sich Luxemburg solchen Initiativen anschließt.

Die Hilfe in Luxemburg

Die Arbeit von „LUkraine“ verfolge zwei Ziele, erklärte Zharov: Einerseits hilft die Vereinigung, die Grundversorgung der Menschen in der Ukraine zu gewährleisten, andererseits will sie die Zukunft ihrer Landsleute in Luxemburg aktiv mitgestalten. Sie habe mehr als 1.000 Geflüchteten (etwa 20 Prozent aller ukrainischen Flüchtlinge) in Luxemburg eine Gastfamilie vermittelt. Des Weiteren hilft LUkraine mit Informationen, Sprachkursen und psychologischer Betreuung; mittlerweile habe man sogar sechs Psychotherapeuten eingestellt.

Seit dem Beginn der Flüchtlingswelle nach Luxemburg seien auch bereits um die fünf Prozent der Menschen wieder aus dem Großherzogtum abgereist, entweder in ein anderes Land oder sogar wieder zurück nach Hause. Nicolas Zharov betonte, dass der weitaus größte Teil der Geflüchteten wieder zurück in ihre Heimat wolle. Doch solange sie in Luxemburg lebten, helfe seine Organisation bei ihrer Integration, wie z.B. bei der Arbeitssuche und den dafür notwendigen Sprachkursen.

Weitere Projekte für die Zukunft seien einerseits die Wiedereröffnung der ukrainischen Schule, die bis zum Beginn der Pandemie funktionierte, und andererseits die Schaffung eines ukrainischen Zentrums, wo sich Ukrainer und Luxemburger austauschen können.

Offiziellen Angaben zufolge sind bisher 33,7 Millionen Quadratmeter Wohnraum durch Bombenangriffe zerstört worden
Offiziellen Angaben zufolge sind bisher 33,7 Millionen Quadratmeter Wohnraum durch Bombenangriffe zerstört worden Foto: Editpress/Julien Garroy

Handscanner made in Luxemburg

Die ukrainische Polizei begibt sich überall dorthin, wo Menschenrechtsverletzungen passieren, um sie zu dokumentieren. Finden solche Beweisaufnahmen in normalen Zeiten ab und zu statt, ist die Polizei deswegen nun quasi permanent im Einsatz, wie z.B. nach Bombenangriffen. Beweise an einem Tatort aufzunehmen, kostet einerseits Zeit, doch andererseits möchte die Ukraine so viele Kriegsverbrechen wie möglich dokumentieren.
Und da kommt ein Unternehmen aus Luxemburg ins Spiel: „Artec 3D“, eine weltweit operierende Firma mit Sitz in Hamm, produziert (hier in Luxemburg) 3D-Scanner, darunter auch mobile Handscanner, von denen nun auch die ukrainische Polizei profitieren soll. Durch die Vermittlung von „LUkraine“ erhält sie nun solche Hilfsmittel. Die Scanner erlauben ihr, minutenschnell einen Tatort zu scannen und Tatbestände zu dokumentieren, was einen bedeutenden Zeitgewinn darstellt. Wie eine Sprecherin der Firma „Artec 3D“ dem Tageblatt sagte, würden die Scanner im Moment von der ukrainischen Polizei getestet.

Miette
25. August 2022 - 22.51

Es gibt niemals Sieger in Kriegen.

Puschkin
24. August 2022 - 11.41

@Beobachter/ Richtig, die Ukraine kann den Konflikt nicht gewinnen, Europas Einwohner werden nachhaltig geschwächt und die ehrlichen braven friedliebenden Amis profitieren. Quo vadis?

Beobachter
24. August 2022 - 7.31

Solidarität mit der Ukraine, die Ukraine muss den Krieg gewinnen, wir müssen unsere Freiheit verteidigen! Alles schön, aber zu welchem Preis. Die Sanktionen schaden Europa mehr als Russland, bald wird es Unruhen in Europa geben.Der Amerikanische Freund will nicht nur die Russen schwächen, den Euro hat er schon in den Keller geschickt, Preise steigen weiter. Bald wird Schluss sein mit Solidarität und Ukraine Hörigkeit , viele werden frieren, die Miete nicht mehr zahlen können, sich nicht mehr richtig ernähren, Hunger leiden......Die Ultra Rechten werden das Ruder übernehmen, und eine Wende einleiten.Wir steuern in ein schwarzes Loch, so oder so.