Letzter Schultag in den Grundschulen von Luxemburg. Anne Kayser kommt mit dem Rad in der rue Batty Weber zum Stehen – vor der Schule, von der sie ihre Kinder abholt. Kurz nimmt sie sich Zeit, um über die neuen Verkehrsmaßnahmen im Viertel zu sprechen. Seit dem 7. Juli läuft dort ein Pilotprojekt zur Verkehrsberuhigung: Überall gilt auf dem Limpertsberg nun Tempo 30, neue Einbahnstraßen wurden eingerichtet und es wurden oder werden 38 Bremsschwellen montiert. Für einige fehlt noch die Genehmigung der „Administrations des ponts et chaussées“, wie der Mobilitätsschöffe der Stadt Luxemburg, Patrick Goldschmidt (DP), dem Tageblatt erklärt.

„Die Schocktherapie der Stadt war gut – einfach so viel Chaos anrichten, dass die Leute ihre Gewohnheiten ändern müssen“, scherzt Anne Kayser bei dem Gespräch vor der Schule. Die 43-Jährige lebt mit ihrer Familie in der rue de Roses auf dem Limpertsberg, die seit dem 7. Juli eine Einbahnstraße ist. Das hat nicht nur positive Auswirkungen: Seit auch eine frühere Zufahrtsstraße zum Viertel – die rue Belle-Vue – zur Einbahn erklärt wurde, weichen viele auf die enge Rosenstraße aus. „Vor unserer Tür ist jetzt mehr Verkehr und der ist nicht langsam“, sagt Anne Kayser. Tempo 30 galt in ihrer Straße schon vorher, aber daran halten sich ihr zufolge längst nicht alle.
Auch die neue Einbahnregelung in der Rosenstraße wurde in den ersten Tagen des Pilotprojektes oft ignoriert, so Kayser. Ihr zehnjähriger Sohn Pierre – der an diesem Dienstagnachmittag gerade aus der Schule kommt und in die Ferien startet – bestätigt: „In den letzten Tagen sind viele Autos falsch durch die Straße gefahren.“ Seine Mutter geht davon aus, dass man sich an die veränderte Straßenführung gewöhnen wird. Über den frisch markierten Radweg vor ihrer Haustür freut Anne Kayser sich – auch wenn dieser mitten an einem Baum endet: „Das ist verbesserungsfähig.“
Anfängliches Chaos
Schon vor diesem Gespräch an der Schule räumt Patrick Goldschmidt (DP) am Dienstagmorgen am Telefon ein, dass es anfangs Verwirrung wegen der neuen Maßnahmen gab. „Es ist normal, dass es bei einer Änderung während der ersten Woche Chaos gibt. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt“, sagt der Mobilitätsschöffe. Ihm zufolge werden sich die Leute den Sommer über an die neuen Regeln gewöhnen. Im Größen und Ganzen sei die Stadt aber zufrieden mit dem Start des Pilotprojekts.
Um auf dieses aufmerksam zu machen, steht am Eingang zum Limpertsberg nahe der rue des Roses ein großes Schild, mit dem die Stadt die Verkehrsteilnehmer dazu aufruft, Wohngebiete zu meiden. „Projet d’apaisement du quartier – Réorganisation de la circulation – Evitez donc les quartiers residentiels“ ist in weißer Schrift auf rotem Grund zu lesen. Eine klare Botschaft, die Maureen Stoll gut findet. Auch sie holt an diesem Dienstagnachmittag ihre Kinder von der Schule ab.
Die Mutter von zwei Kindern macht sich schon länger Gedanken über die Verkehrssicherheit im Viertel: Nach einem schweren Autounfall mit sechs Verletzten im März in der Avenue Victor Hugo startete sie gemeinsam mit anderen Menschen aus dem Viertel eine Unterschriftensammlung: Am Ende forderten 453 Personen in einem offenen Brief an die Stadt Luxemburg mehr Verkehrssicherheit. Maureen Stoll freut sich darüber, dass die Gemeinde das bereits geplante Pilotprojekt – das sechs Monate dauern soll – zügig umgesetzt hat.
„Ich freue mich über die Hubbel. Alles, was gemacht wird, ist positiv“, sagt Maureen Stoll mit Blick auf die sogenannten Berliner Kissen – Bremsschwellen zur Verkehrsberuhigung. Doch ein Problem bleibt für die Mutter zweier Kinder bestehen: „Wir sind weit davon entfernt, dass die Leute hier nicht mehr rasen.“ Ein kurzer Rundgang durchs Viertel reicht, um das zu sehen: Manche halten sich an Tempo 30, andere bremsen nur kurz vor den Kissen ab und beschleunigen gleich wieder. Ob die Erhebungen nach Ende des Pilotprojekts bleiben, ist offen. Das Tempolimit auf 30 km/h bleibt laut Patrick Goldschmidt überall bestehen.
Nachbesserungen gefordert
Trotz aller Verbesserungen sagt Maureen Stoll klar: „Das reicht nicht aus.“ Ihr zufolge wurde für einige Schwachstellen auf dem Limpertsberg nämlich keine Lösung gefunden – wie zum Beispiel dem ganz oben am Limpertsberg gelegenen Platz „Square André“. Wie vor Ort zu sehen ist, rauschen Autos weiterhin mit über 30 km/h vorbei, hinzu kommen laut Maureen Stoll Busse, die oft die Sicht vom Gehweg auf die Straße versperren. Ihr zufolge eine gefährliche Mischung für die vielen Kinder und Jugendlichen auf dem Weg zur Schule. Berliner Kissen sind unmittelbar rund um den Platz keine vorgesehen.
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Einen Überblick zu den neuen Maßnahmen des Pilotprojekts zur Verkehrsberuhigung auf dem Limpertsberg, in Hollerich und Merl gibt es auf vdl.lu. Anmerkungen, Fragen oder Kritik können dem zuständigen kommunalen Dienst per Mail an [email protected] zugeschickt werden.
„Der Platz ist ein Schwachpunkt des Viertels, der aber nicht verändert wird“, pflichtet Nora Elvinger Maureen Stoll bei. Auch sie steht an diesem Nachmittag vor der Schule und hat eine klare Meinung zum Pilotprojekt: „Die Stadt hat ihren Plan dafür erstellt und präsentiert. Besser wäre es gewesen, die Leute von Anfang an einzubeziehen.“ Trotzdem begrüßt sie die neuen Maßnahmen: „Es wird etwas getan und das ist gut. Ich hoffe aber, dass noch etwas nachgebessert wird.“ Wie viele im Viertel blickt sie jetzt gespannt auf den Herbst, wenn der Schul- und Berufsverkehr wieder voll anlaufen. „Der Härtetest kommt im September.“
Nachbessern muss die Stadt tatsächlich – vor allem in Merl. Auch dort und in Hollerich wurde u.a. das Tempolimit von 30 ausgeweitet, zehn Bremsschwellen angebracht und neue Einbahnstraßen eingerichtet. Doch in der Merler rue de la Barrière führt eine Einbahnregelung dazu, dass mehr Autos durch die Wohngegend fahren – statt weniger. Das löste bei den Menschen vor Ort, aber auch den Insassen der Fahrzeuge Ärger aus. „Uns ist da ein Denkfehler passiert“, räumt Patrick Goldschmidt ein. „Das haben wir nach einem Tag gemerkt und wurden zu Recht dafür kritisiert. Wir nehmen diese Maßnahme zurück. Ziel ist die Beruhigung der Viertel – nicht das Stiften von Chaos.“ Ob das der Stadt gelungen ist, wird sich spätestens im Herbst zeigen.
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D'Produzente vun Drohnen wäerten an de nächste Joeren décke Boni machen. Haut schécken se nach Blutbaxtere mat Drohne vun A op B. Mar wäerten ons dichteg Enterpreneur, an iwwermar jidderee mat Drohnen iwwert déi sensibel Quartier Lampertsbierg, Märel-Belair asw vun A op B fléien. Vive de Klimaschutz.
SUPER mee et soll ee nëmmen Virschrëften a Régelen etc aféieren déi een och ëmmer an iwerall kontrolléieren an eventuell dann och sanktionnéiere kann. Dât ass hei absolut net de Fall.