Das Tageblatt hat vor Kurzem über mehrere Fälle von Online-Betrug berichtet. Einige der Betroffenen haben sich seither zusammengefunden, um einander zu unterstützen. Die Gruppe besteht inzwischen aus 44 Mitgliedern – Tendenz steigend, wie die Betroffene Alice Pauly berichtet. Auch beim Tageblatt melden sich immer mehr Betrugsopfer.
Ein Betroffener wurde bereits im Dezember von einem vermeintlichen BIL-Mitarbeiter wegen eines Sicherheitsproblems angerufen. Er habe daraufhin einen Link erhalten und seine Daten eingegeben. Das habe ihn 12.000 Euro gekostet – eine Summe, die er nicht besaß. Sein Konto sei nun im Minus und die Bank verlange das Geld zurück. Einer weiteren Betroffenen erging es ähnlich: Ein Fake-Bankangestellter habe sie im Dezember auf „komische Bewegungen auf meinem Konto“ aufmerksam gemacht – sie solle ihre Visa-Karte sperren. Dazu müsse sie eine LuxTrust-Anfrage annehmen – die App habe sich automatisch geöffnet. Im Stress habe sie die Anfrage akzeptiert und 4.100 Euro verloren. Laut der Bank ihr Fehler – sie hätte den Betrug erkennen müssen. Wiederum andere berichten von Fake-Webseiten, auf die sie über Google gelangt sind. Keinem der Betroffenen ist die Fälschung aufgefallen. Lediglich die außergewöhnliche Ladezeit beim Log-in kommt immer wieder zur Sprache – und der Verlust von Tausenden von Euros.
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Die Betrugsmaschen werden immer vielfältiger und raffinierter, was es für die Kunden zunehmend schwieriger macht, Fakes und Scammer zu erkennen. Psychologische Druckmittel wie Angst und Stress aufgrund von vorgetäuschten Sicherheitsproblemen erschweren die Lage zusätzlich. Dennoch scheint die Regierung ihre Augen bisher vor dem Problem zu verschließen. Der Rechtsanwalt Tom Krieps spricht gegenüber dem Tageblatt von „behördlich anerkannter Straflosigkeit“. Die bestehenden Gesetze seien nicht hilfreich, denn die Täter wüssten genau, dass ihnen nichts passiert. Ohne einen passenden Gesetzestext ändere sich nichts – und dieser komme nicht, „weil einfach gesagt wird, jeder muss aufpassen“.
Aufpassen, aber worauf?
Doch wie können sich die Leute schützen? Darüber hat das Tageblatt mit Bee Secure gesprochen. „Offizielle Institutionen wie Banken fragen am Telefon nicht nach sensiblen Informationen“, sagt ein Mitarbeiter am Freitag. Gibt sich jemand als LuxTrust-Mitarbeiter aus, ist dies besonders verdächtig. Denn: „LuxTrust ist eine Art digitaler Ausweis, das hat nichts mit der Bank zu tun.“ Kunden sollten ihre Daten generell nie per Telefon oder E-Mail weitergeben.
Wer die Bank-Webseite per Computer aufsucht, sollte auf Suchmaschinen verzichten – sicherer sei es, den Link einzutippen oder im Browser ein Lesezeichen anzulegen. Die generelle Empfehlung von Bee Secure lautet jedoch, die Apps zu nutzen. Wer eine Transaktion über LuxTrust autorisiert, solle zudem stets die angezeigten Angaben überprüfen: Woher stammt die Anfrage? Um welchen Betrag handelt es sich? Worum geht es?
Ein Beispiel
Um Fake-Webseiten zu erkennen, helfe es, zu wissen, wie eine URL richtig gelesen wird. Wie das geht, verrät ein Video von Bee Secure am Beispiel https://www.paypal.com-pay.to/a/2394/post. Seriöse Links beginnen demnach generell mit „https“. Danach sucht man den ersten Schrägstrich im Link (hier: .to/a) und liest von rechts nach links, um den Namen der Firma zu erkennen. Im Beispiel handelt es also nicht um „paypal.com“, sondern um „com-pay.to“ – ein Fake.
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