Einfach ist es nicht, seinen Stellenwert im luxemburgischen Volleyball zu beschreiben. Zuerst ist er ein Volleyball-Tausendsassa, der seine Finger bereits überall im Spiel hatte. Eigentlich war er für eine Fußballkarriere vorgesehen, spielte er doch bis in seinem 16. Lebensjahr bei der Escher Jeunesse. Doch gleichzeitig war er auch schon dem Volleyball, in diesem Fall dem Beach-Volleyball, verfallen. Da die Familie eine zweite Bleibe an der Côte d’Azur besaß, verbrachte Serge Karier den ganzen Sommer am Strand und kam so mit dem Beach-Volleyball in Berührung.
Seine Schulzeit verbrachte er im Internat in Bouillon (B), wo sein Sportlehrer ihm ein gewisses Talent bescheinigte und ihn dazu bewegte, dem von ihm trainierten Verein in Bouillon beizutreten. Ohne in den Ferien dem Beach-Volleyball, wo er mittlerweile mit wechselnden französischen Partnern immer öfters bei Turnieren anzutreffen war, abzuschwören, war Karier nun auch beim Hallen-Volleyball angelangt. Nach seinem Schulabschluss wechselte er nach Luxemburg, zuerst nach Petingen (1992), dann nach Bartringen (2001), ehe er dann eine Pause brauchte. Drei Jahre später ging er mit neuem Elan nach Lorentzweiler (2006), zwei Jahre später zurück nach Petingen.
Während seiner Volleyball-Auszeit reifte zum ersten Mal die Idee, sich irgendwann als Trainer zu versuchen. „Schon relativ früh war ich doch beeindruckt von den taktischen Möglichkeiten im Volleyball. Mir fiel auch auf, dass viele meiner Trainer dies nur wenig ausnutzten. Ich scoutete damals schon mit eigenen Mitteln die Spiele der Gegner. Viele Mitspieler haben fortan vor Spielbeginn meinen Rat gesucht.“ Bartringen sollte seine erste Trainerstation werden. Hier trainierte er erfolgreich die Damen. 2007 unterschrieb er als Damentrainer in Walferdingen, wo er ab 2011 auch als Spielertrainer bei den Herren anheuerte. „Das war ein Fehler, die Doppelbelastung brachte mich öfters ans Limit.“
Karier, der Perfektionist
Er formierte die Walferdinger Damenmannschaft, die für lange Zeit zum Überflieger im einheimischen Volleyball werden sollte. 2018 übergab er an Ben Angelsberg. Nun zog es ihn als Chef-Trainer der Herren nach Diekirch und anschließend zu seinem jetzigen Verein Lorentzweiler, wo er einen langzeitigen Vertrag unterschrieb und seitdem an einer nachhaltigen Mannschaft feilt. Zwischenzeitlich spielte er auch Beach-Volleyball in Luxemburg, wo er öfters Vizemeister wurde, und trat auch für Luxemburg an. Nur als Nationaltrainer trat er nie in Erscheinung. „Es ist nie dazu gekommen, aber Lust hatte ich schon. Gemeldet hatte ich mich einmal als Damentrainer, wurde aber nicht berücksichtigt. Im Nachhinein war das gut, denn ich hätte mich zu viel unterordnen müssen. Es war auch ausschlaggebend für meinen Wechsel zu den Herren.“
Wie oft er im Europapokal, sei es als Spieler oder als Trainer, antrat, kann er nicht mehr genau nachvollziehen. „Aber es waren einige Reisen, wobei ich die meisten in sehr guter Erinnerung habe.“ Auf dem Spielfeld war ihm übrigens keine Rolle zu schade, nur als Mittelblocker ist er nie angetreten.
Karier ist bei allem, was er angeht, ein Perfektionist und dies machte ihn auch zum Erfolgsmenschen im Volleyball. Er will immer alle Fäden in seiner Hand halten und nichts dem Zufall überlassen. Als Spieler, sei es in der Halle oder im Sand, war er sich nie zu schade, das Hemd nass zu machen. „Extra-Training war für mich immer eine Option, wenn ich fand, dass ich mich verbessern müsste. Wann immer ich die Möglichkeit hatte, sah ich mir Spiele starker Mannschaften an und versuchte, mir von den besten Spielern etwas abzuschauen.“ Als Spieler konnte er einige Titel feiern: viermal Meister und fünfmal Pokalsieger mit Petingen, einmal Meister mit Bartringen. Als Trainer, wo er auf sieben Titel zurückschauen kann, sitzt er oft bis spät in die Nacht am Computer, um den Gegner bis in die letzten Ecken auszuloten. Sein Team soll sehr gut vorbereitet in jedes Spiel gehen.
„Hatte immer meinen eigenen Kopf“
Viele in der luxemburgischen Volleyballszene sehen Karier als das „Enfant terrible“ schlechthin an. Ganz unrecht haben sie sicher nicht, doch dies bezieht sich nicht mehr auf die letzten Jahre. „Ich hatte immer meinen eigenen Kopf und habe allen Widrigkeiten zum Trotz agiert. Wenn Probleme auftauchten, die man so nicht vorhergesehen hatte, bin ich immer gleich dagegen vorgegangen, wobei ich sicher den einen oder anderen vor den Kopf gestoßen habe. Ich habe immer für meinen jeweiligen Verein gekämpft, auch gegen den Verband und auch wenn ich persönlich nicht immer voll dahinterstand. Ich war ja nur Angestellter und im Zweifelsfall für meinen Boss, das war meine Devise. Diplomatie war nie mein Steckenpferd. Aber ganz so schlimm scheint es trotz allem nicht gewesen sein, denn ich hatte immer genug Angebote von Vereinen.“ Mittlerweile ist Karier aber ruhiger geworden. Seine Ehefrau scheint daran nicht ganz unschuldig zu sein. „Und mit dem Alter wird man wohl weiser.“
Karier, der Zukunftsmensch: Er scheint nie zufrieden mit dem Vorhandenen zu sein. Immer tüftelt er an etwas Neuem. Schon jetzt tummeln sich im Kopf mit Sicherheit Spieler, die er kurz- oder mittelfristig zu sich nehmen will, sieht er sich nach weiteren Team-Building-Angeboten um, versucht er die Scouting-Maβnahmen zu verbessern. Vor kurzem hat er den A-Trainerschein der FIVB hinter sich gebracht, wird sich aber sicher nicht damit begnügen. „Weiterbildung ist wichtig, der Volleyball bleibt nicht stehen.“ Ziele bleiben ihm immer noch, auch wenn er das Kapitel Nationaltrainer zu den Akten gelegt hat. Er hat in Lorentzweiler unterschrieben, weil die Visionen des Vereins mit den eigenen in großen Linien übereinstimmen. Hier will er eine nachhaltige Mannschaft aufbauen und als Nachfolger von Strassen über eine lange Zeit etablieren.
Grübler und Nörgler
Karier ist aber auch ein Grübler und Nörgler. Er macht sich über alles, was nur irgendwie mit Volleyball zu tun hat, seine Gedanken und teilt sie mit, auch wenn er damit aneckt. So gefällt ihm die Politik der einzelnen Vereine nicht. „Jeder kocht sein eigenes Süppchen und behindert somit die Weiterentwicklung des luxemburgischen Volleyballs. Es muss mehr an einem Strang gezogen werden, auch wenn es mal gegen den eigenen Verband gehen muss. Wenn ich etwas abschaffen könnte, dann wäre es die Doppelfunktion Vereins- und Verbandstrainer. Die Interferenz und Einmischung, die hier bestehen, sind nicht gesund.“ Man muss auch eine Lösung finden, mehr hochwertige Spieler wieder nach Luxemburg zu lotsen. „Viele, die sich gut bezahlen lassen, sind ihr Geld nicht wert. An denen messen sich dann die Luxemburger und glauben, dass sie selbst wirklich gut sind. Wir haben leider nicht mehr die früheren „Ostblockspieler“, die auch nach Luxemburg kamen, Hauptsache sie bekamen ein Visum. Man muss neue Märkte finden.“
Auch die sogenannte Auslandspolitik ist ihm teilweise ein Dorn im Auge. „Für viele hat der Club nur eine Alibifunktion. Man sucht die Schule aus und geht dann zu dem nächstbesten Club, wo man unterschreiben kann. Der Weg müsste anders verlaufen: Man sucht sich seine Studien aus, erkundigt sich, bei welchen Schulen man diese angehen kann. Dann kontaktiert man, auch mit Hilfe des Verbandes, der Nationaltrainer, des Clubtrainers die jeweils vorhandenen Vereine und unterschreibt beim bestmöglichen. Wenn man allerdings nur ein bisschen auf besserem Freizeitniveau den Ball übers Netz spielen will, dann sollte man den ersten Weg wählen.“ Aber man kann Anstöße geben, so viele man will, wenn sie nicht auf fruchtbaren Boden fallen …
Kader
Adri Arapi, Vladimir Deinega, Tom Engeldinger, Philippe Glesener, Colin Hilbert, Nelson Loyola, David Mexson, Tomas Pavelka, Radoslaw Rzymianski, Jérémie Sylvestre, François Sonnet, Chris Zuidberg
Trainer: Serge Karier, Andy König
De Maart
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