Sonntag9. November 2025

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Nach DemonstrationenSerbiens Studenten tragen Kampf gegen die Korruption nach Europa

Nach Demonstrationen / Serbiens Studenten tragen Kampf gegen die Korruption nach Europa
Protestierende Universitätsstudenten machen sich mit dem Fahrrad auf den Weg nach Straßburg, um die EU auf ihre monatelangen Proteste gegen Korruption aufmerksam zu machen Foto: Marko Drobnjakovic/AP/dpa

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Seit Monaten demonstrieren Serbiens Studenten gegen Korruption und Machtwillkür. Um Europa auf die Missstände beim EU-Anwärter aufmerksam zu machen, haben sich 80 Protestradler nach Straßburg aufgemacht: Sie werden unterwegs von ihren im Ausland lebenden Landsleuten begeistert gefeiert.

Selbst das Budapester Stadtoberhaupt hatte sich zum begeisterten Empfang der Radlerdemonstranten aus dem Nachbarland am Wochenende zum Heldenplatz aufgemacht. In Ungarn unterstützen „sehr viele Menschen“ den Kampf der serbischen Studenten, versicherte der oppositionelle Oberbürgermeister Gergely Karacsony dem Reporter des serbischen TV-Senders N1: „Wir sind sehr glücklich, dass sie hier sind. Denn dem Pakt der Machthaber müssen die Demokraten beider Länder einen eigenen Pakt entgegensetzen.“

Den monatelangen Kampf gegen Korruption und Machtwillkür wollen nun rund 80 Protestradler nach Europa tragen. Auf ihrem Weg von Serbien in die französische EU-Metropole Straßburg werden sie diese Woche Österreich und Süddeutschland durchkreuzen. Ob in Wien, Salzburg, München, Augsburg, Ulm oder Stuttgart: Tausende ihrer Landsleute in der deutschsprachigen Diaspora werden ihren Hoffnungsträgern aus der Heimat an den Etappenzielen und unterwegs einen begeisterten Empfang bereiten.

Keineswegs zufällig haben sich die Radaktivisten von Novi Sad aus letzte Woche auf den Weg gemacht. 16 Menschenleben forderte der Einsturz des Vordaches des neu renovierten Bahnhofs der Donaustadt am 1. November. Die vermeidbare Katastrophe hat in dem Balkanstaat eine monatelange Protestwelle ausgelöst, die den autoritär gestrickten Staatschef Aleksandar Vucic und seine nationalpopulistische SNS zunehmend unter Druck setzt.

Die EU muss sich entscheiden

Die EU und führende Mitgliedstaaten halten sich mit Kritik an den offensichtlichen Missständen bei ihrem größten Beitrittskandidaten auf dem Westbalkan indes auffällig zurück – und pflegen mit Belgrads Machthabern merkwürdig kritiklose oder gar freundschaftliche Bande.

„1.300 Kilometer für eine bessere Unterstützung aus Europa“, titelte die unabhängige Zeitung Danas bei der Abfahrt der Protestradler letzte Woche. Tatsächlich wollen diese nicht nur bei ihren geplanten Gesprächen mit Vertretern des Europarats und der EU-Institutionen in Straßburg, sondern auch unterwegs für mehr Aufmerksamkeit und einen kritischeren Blick auf die von Brüssel weitgehend noch immer hartnäckig ignorierten Missstände und Menschenrechtsverletzungen in Serbien werben.

Die EU müsse sich entscheiden, ob sie ein „Komplize eines Regimes bleiben will, das alles untergräbt, für was die EU steht, oder ob sie an der Seite der Bürger steht, die Recht und Freiheit fordern“, fordert der Belgrader Politologe Naim Leo Besiri: „Es ist an der Zeit, dass die EU aufhört, auf Stabilität um jeden Preis zu setzen, und dass sie beginnt, die Demokratie zu unterstützen – und das nicht nur rhetorisch.“

Luxmann
6. April 2025 - 19.48

Protestieren sie etwa gegen die korruption in der EU kommission und im EU parlament?