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Ukraine-KriegSechs Monate Tod und Zerstörung – am 24. Februar begann Russland seinen Angriffskrieg

Ukraine-Krieg / Sechs Monate Tod und Zerstörung – am 24. Februar begann Russland seinen Angriffskrieg
Die Hand einer Leiche, die zusammen mit anderen Leichen begraben wurde, ist in einem Massengrab in Butscha am Stadtrand von Kiew zu sehen Foto: Rodrigo Abd/AP/dpa

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An diesem Mittwoch ist der Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine auf den Tag genau sechs Monate her – mit schweren Folgen für beide Seiten und die Welt. 

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1 Foto: dpa/Aleksey Nikolskyi

1 Russland erkennt am 21. Februar die Separatistengebiete in der Ostukraine an. Die Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin vor seiner Unterschrift ist wirr und bizarr – aber auch historisch. Knapp eine Stunde lang verliert sich Putin in einer TV-Ansprache in Exkursen zum russischen Zarenreich, der Sowjetunion, dem modernen Russland und der heutigen Ukraine. Es ist Putins Prolog zu einem großen Krieg. Bereits am Abend überqueren russische Truppen die Grenze zur Ukraine, um – so nennt es Moskau – die „Sicherheit in den Volksrepubliken zu gewährleisten“. Die Welt hofft immer noch, dass es nicht zur russischen Invasion der Ukraine kommt – vergebens.

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2 Foto: dpa/Uncredited

2 Am frühen Morgen des 24. Februar wird das Undenkbare Realität – Russland greift in einer Großoffensive den souveränen Nachbarstaat Ukraine aus dem Norden, dem Osten und von Süden her an. Die ersten Bilder, die um die Welt gehen, sind Handyaufnahmen, die russische Kampfhubschrauber auf ihrem Weg Richtung Kiew zeigen. Die ganze Ukraine wird mit Raketen aus der Ferne beschossen. In den Tagen darauf mobilisiert die Ukraine all ihre Kräfte – auch mit der Unterstützung von aus dem Westen gelieferten Waffen. Die Regierung in Kiew flieht nicht, wie vom Westen geraten, ins Ausland, sondern ruft zum Widerstand. Putins Plan, die Ukraine innerhalb weniger Tage zu erobern, schlägt fehl – mit katastrophalen Folgen für weite Teile der Welt.

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3 Foto: dpa/Rodrigo Abd

3 Putins Truppen richten in der Ukraine immensen Schaden an. Erstmals richtig sichtbar werden die Kriegsverbrechen der russischen Streitkräfte nach ihrem Rückzug aus den Vororten Kiews Anfang April. Die Bilder von ermordeten Zivilisten in Butscha, Irpin, Borodyanka und anderen Städten schockieren die Welt. Der Westen wird bald danach seine Weigerung aufgeben, die Ukraine auch mit schweren Waffen zu beliefern. Auf dem Foto gehen zwei ukrainische Soldaten auf einer Straße in Butscha, die übersät ist mit zerstörten russischen Militärfahrzeugen. Wenig später versenkt die Ukraine mit der „Moskwa“ das Flaggschiff der Russen im Schwarzen Meer. Dieser Schlag sowie die Rückeroberung der strategisch wichtigen Schlangeninsel vor der Küste Odessas gelten nach wie vor als wichtige Erfolge der Ukraine in diesem Krieg.

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4 Foto: dpa/Evgeniy Maloletka

4 Die strategisch wie symbolisch wichtige Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine wird seit dem Beginn der russischen Invasion belagert. Am 21. Mai verkündet die russische Armee die Einnahme des Asow-Stahlwerks in Mariupol, die Stadt ist damit vollständig unter russischer Kontrolle. Fast 2.500 ukrainische Kämpfer geraten in russische Kriegsgefangenschaft. Inzwischen geht die Sorge über die angekündigten russischen Prozesse gegen ukrainische Kriegsgefangene aus der wochenlang umkämpften Hafenstadt um. Bilder zeigen massive Käfige, die in der Philharmonie in Mariupol gebaut werden. „Das ist inakzeptabel, das ist demütigend“, heißt es von den Vereinten Nationen. Das Foto einer Hochschwangeren, die in Mariupol aus einer bombardierten Entbindungsklinik getragen wird, ging um die Welt. Sowohl die Frau als auch ihr Kind sind kurze Zeit später gestorben.

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5 Foto: dpa/Rodrigo Abd

5 In sechs Monaten hat der Krieg Tausende, wenn nicht Zehntausende Menschenleben zerstört. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden offiziell mindestens 5.587 Zivilisten getötet und 7.890 weitere verletzt. Die tatsächlichen Zahlen dürften jedoch weitaus höher liegen. Die meisten Opfer sind demnach auf Detonationen zurückzuführen, verursacht durch Artillerie- und Raketenbeschuss sowie Luftangriffe. Auf dem Foto laden Freiwillige die Leichen der in Butscha getöteten Zivilisten auf einen Lastwagen, um sie zur Untersuchung in ein Leichenschauhaus zu bringen. Das ukrainische Militär spricht von fast 9.000 gefallenen eigenen Soldaten. Aus Russland gibt es keine Zahlen. Die Ukrainer geben die Zahl der getöteten russischen Soldaten mit knapp 50.000 an. Der US-Geheimdienst geht davon aus, dass bislang ungefähr 15.000 russische Soldaten getötet und dreimal so viele verwundet wurden.

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6 Foto: dpa/Emilio Morenatti

6 Seit dem 24. Februar hat ein Drittel der 41 Millionen Einwohner der Ukraine Häuser und Wohnungen verlassen, um sich vor den Kämpfen in Sicherheit zu bringen. Mehr als 6,6 Millionen Flüchtlinge sind gegenwärtig nach UN-Erkenntnissen über Europa verteilt. Die meisten von ihnen sind in Polen, Russland und Deutschland. Auch Luxemburg hat mehrere Tausend Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Auf dem Foto von Anfang März verabschiedet sich der 40-jährige Stanislav von seinem Sohn David, 2, und seiner Frau Anna, 35, am Bahnhof von Kiew – Stanislav blieb, um zu kämpfen.

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7 Foto: dpa/Emilio Morenatti

7 Seit der russischen Annexion der Halbinsel Krim im Jahr 2014 hat die Ukraine nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters die Kontrolle über rund 22 Prozent ihres Staatsgebiets an Russland verloren. Zahlreiche Städte und Dörfer liegen nach russischem Beschuss nur noch in Trümmern. Auf dem Foto drängen sich Ukrainer unter einer zerstörten Brücke, als sie versuchen, über den Fluss Irpin zu fliehen. Seit dem Kriegsbeginn am 24. Februar hat Russland vor allem im Donbass in der Ostukraine und in den Oblasten Cherson und Saporischschja im Süden neue Gebiete von der Ukraine erobert. Die ukrainische Wirtschaft wird nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank 2022 um 45 Prozent einbrechen. Der Wiederaufbau wird nach Angaben der ukrainischen Regierung etwa 750 Milliarden Dollar kosten. Der Preis des Krieges ist auch für Russland hoch. Die russische Wirtschaft hat den größten Schock seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 erlitten. Auch die Sanktionen des Westens fallen ins Gewicht. Das genaue Ausmaß ist jedoch nicht klar.

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8 Foto: dpa/Evgeniy Maloletka

8 Die Invasion und die westlichen Sanktionen gegen Russland sowie die Reaktionen Moskaus darauf führten weltweit zu einem steilen Anstieg der Preise für Düngemittel, Weizen, Metalle und Energie. Das Foto zeigt ein nach russischem Beschuss brennendes Weizenfeld einige Kilometer von der ukrainisch-russischen Grenze entfernt in der Region Charkiw. Die Folgen sind eine Lebensmittelkrise und eine Inflationswelle, die die ganze Weltwirtschaft spürt. Russland ist nach Saudi-Arabien der zweitgrößte Ölexporteur der Welt und der weltweit größte Exporteur von Erdgas, Weizen, Stickstoffdünger und Palladium. In Europa macht sich unter anderem der rasante Anstieg beim Gaspreis bemerkbar. Die Folgen waren und sind auch in Luxemburg zu spüren. Erstmals sichtbar für alle im Großherzogtum wurden sie im Frühjahr durch lange Autoschlangen an Tankstellen.

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9 Foto: dpa/ZUMA Press

9 Die USA haben der Ukraine seit dem 24. Februar sogenannte Sicherheitshilfe im Volumen von rund 9,1 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt. Dazu zählen Lieferungen von Stinger-Flugabwehrsystemen, Javelin-Panzerabwehrwaffen, Haubitzen und Schutzausrüstung. Großbritannien leistet Militärhilfe im Umfang von 2,3 Milliarden Pfund, die Europäische Union (EU) hat sich auf 2,5 Milliarden Euro schwere Sicherheitshilfen verständigt. Die Ukraine, vor dem Krieg die stärkste Armee Europas, hat einen Großteil ihres Kriegsgeräts bereits verbraucht. Auch das ist ein Grund, warum der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Foto) und sein Team den Westen um immer neue Waffenlieferungen bitten – ohne diese Hilfe könnte das Land in diesem Krieg nicht bestehen. Neben der militärischen Hilfe steht der Westen der Ukraine auch diplomatisch wie moralisch zur Seite. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs besuchten Selenskyj in Kiew, so auch Luxemburgs Premier Xavier Bettel. Russland hat aus dem Krieg eine wahre Materialschlacht gemacht und fährt pro Woche durchschnittlich zwei voll beladene Militärzüge an die Front. Moskau hat dazu bislang mehr als 3.100 Marschflugkörper und ballistische Raketen auf Ziele in der Ukraine geschossen – so viele wie nie zuvor in der Militärgeschichte. Auf der rund 1.200 Kilometer langen Front in der Ukraine hat sich, besonders im Süden und im Norden, eine Pattsituation eingestellt. Im Osten aber rücken die russischen Truppen langsam, doch stetig vor. Erfolge feiert die Ukraine zurzeit vor allem mit dem Beschuss von russischen Stützpunkten auf der Krim. 

Puschkin
24. August 2022 - 17.48

Sechs Monate Tod und Zerstörung und Lügen.