Statec-StudieSchwindendes Wohlbefinden in Luxemburg: Zukunftsängste und finanzielle Belastung drücken aufs Gemüt

Statec-Studie / Schwindendes Wohlbefinden in Luxemburg: Zukunftsängste und finanzielle Belastung drücken aufs Gemüt
Der für das Wohnen ausgegebene Anteil des verfügbaren Haushaltseinkommens wird zu einer zunehmenden Belastung Archivfoto: www.shock.ca.ba

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Das Wohlbefinden der Einwohner Luxemburgs nimmt ab. Die Krisen belasten die Haushalte stark. Doch nicht alles hat sich zum Negativen gewendet.

Wie steht es um das Wohlbefinden der Einwohner Luxemburgs? Kurz gesagt: schlechter als noch im Jahr davor. Statec hat sich mit dem „Luxembourg Index of Well-being“ (LIW) beschäftigt und am Mittwoch die Ergebnisse für das Jahr 2022 publiziert. Demnach hätten sich zwar gleich mehrere Indikatoren zum Positiven entwickelt, doch in erster Linie die Immobilien-, aber auch die Energiekrise, würden auf das Wohlbefinden drücken. Haushalte, die Immobilienkredite aufgenommen haben, besonders aber jene mit variablen Zinssätzen, hätten einen starken Anstieg der Rückzahlungsraten hinnehmen müssen. Das wiederum habe zu einer höheren Verschuldungsrate geführt. Die Energiekrise habe wiederum trotz staatlicher Unterstützungsmaßnahmen zu einem zusätzlichen Anstieg der Heiz- und Stromkosten geführt. Demnach ist „die Belastung der Haushalte durch die Finanzierung ihres Wohnraums stark gestiegen“, hält Statec fest.

So sei der für das Wohnen ausgegebene Anteil des verfügbaren Haushaltseinkommens von 19,7 Prozent im Jahr 2017 auf 30,2 Prozent im Jahr 2022 gestiegen. Hinzu kommt ein deutlicher Anstieg der Verbraucherpreise in Folge des Ukraine-Krieges. Tatsächlich sei aber der Anteil der von Armut bedrohten Personen bereits seit 2010 kontinuierlich am Steigen und auch die Einkommensschere sei weiter aufgegangen.

Als weiteren Negativ-Faktor führt Statec Fettleibigkeit an: Jeder sechste Erwachsene in Luxemburg bringt zu viele Pfunde auf die Waage. Das habe negative Auswirkungen auf die Gesundheit und fördere das Unwohlsein – besonders bei Frauen, schreibt das Statistikinstitut.

Angst vor der Zukunft

Wegen eines Anstiegs der angezeigten Straftaten habe sich ebenfalls der Indikator für physische Sicherheit verschlechtert. Statec konnte zudem einen starken Anstieg von Angstgefühlen unter den Einwohnern Luxemburgs feststellen. Dabei zeichne sich eine deutliche Generationskluft an: So seien jüngere Menschen generell ängstlicher und weniger zufrieden als ältere. Darüber hinaus ließe sich feststellen, dass dieses Angstgefühl mit steigendem Einkommensniveau abnehme.

Entwicklung der Indikatoren des „Luxembourg Index of Well-being“ von 2010 bis 2022
Entwicklung der Indikatoren des „Luxembourg Index of Well-being“ von 2010 bis 2022 Screenshot: Statec

Doch nicht alles sei negativ. So seien beispielsweise 86 Prozent der Arbeitnehmer zufrieden mit ihrem Beruf. Sieben von zehn finden, dass sie angemessen bezahlt werden. Zudem habe es in Luxemburg eine Verbesserung in puncto Umweltbedingungen gegeben: 2022 seien die Treibhausgasemissionen und die Feinstaubbelastung deutlich zurückgegangen.

Auch im Bereich der Bildung und Qualifikationen habe Statec eine geringfügige Verbesserung feststellen können. Diese zeige sich in einem wachsenden Anteil der erwachsenen Bevölkerung mit einem Hochschulabschluss und der Beteiligung an der Weiterbildung. Die Indikatoren Realeinkommen und Beschäftigung hätten 2022 eine positive Entwicklung durchlaufen. Das ließe sich auf die Beschäftigungsdynamik und einen Anstieg der medianen Kaufkraft zurückführen.

Zusammenfassend hält Statec jedoch fest, dass sich der „Luxembourg Index of Well-being“ 2022 im Vergleich zu 2021 verschlechtert hat, im Vergleich zu 2010 aber eher stabil geblieben ist. Auch das reale Wirtschaftswachstum (pro Kopf) habe in den vergangenen zwölf Jahren stagniert.