Freitag21. November 2025

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PandemieSchwere Zeiten: So kämpfen kleine Museen mit den aktuellen Einschränkungen

Pandemie / Schwere Zeiten: So kämpfen kleine Museen mit den aktuellen Einschränkungen
Das „Musée rural et artisanal“ hat die letzten Monate für eine Verjüngungskur genutzt Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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In Pandemiezeiten müssen sich auch Museen an die geltenden Hygienemaßnahmen anpassen. Vor allem die kleineren Museen im ländlichen Raum konnten nicht mehr an die Besucherzahlen von vor 2019 anknüpfen. Einige Einrichtungen nutzten die Pandemie jedoch, um ihre Ausstellungskonzepte zu überarbeiten.

Musée rural et artisanal

Als die Museen und andere Kultureinrichtungen schließen mussten, nutzte das „Musée rural et artisanal“ in Peppingen die Zwangsschließung für eine Verjüngungskur. Der Direktionsbeauftragte Percy Lallemang und sein Team haben die ehemaligen Handwerksberufe sowie die Landwirtschaft von „anno tubak“ sinngemäß ins rechte Licht gerückt. In den Ausstellungsräumen wurde eine neue Beleuchtung eingerichtet. Ausstellungsstücke wurden umgestellt, die Beschriftungen vollständig überarbeitet. Aufgefrischt wurde auch der Internetauftritt. „Während der mehrwöchigen Zwangspause drehte ich Videos zu den verschiedenen Ausstellungsstücken. Seither stellen wir regelmäßig neue Videoclips ins Netz und auf die Facebook-Seite“, berichtet Lallemang. Und dies mit Erfolg: Durch die sozialen Medien konnte ein neues, jüngeres Publikum angesprochen werden.

Trotz aller Bemühungen verzeichnete das Peppinger Museum einen Besucherrückgang von etwa 80 Prozent. Im Sommer organisierte das Team Gruppenworkshops zu den Themen Gartenarbeit und Brotbacken wie früher. Nach und nach fanden wieder kleine Gruppen den Weg ins Museum. Zuversichtlich ist man in Peppingen über eine geplante Neugestaltung: Zusammen mit einem Museografen aus Stuttgart wird die Ausstellung künftig modernisiert und zusätzlich auf Virtual Reality umgestellt. Für 2022 sind Aktivitäten wie ein Tag der Offenen Tür, Flohmärkte, kleine Theateraufführungen und Vorlesungen geplant.

Minett Park Fond-de-Gras

Im Freilichtmuseum zur luxemburgischen Geschichte des Eisenerzabbaus im Fond-de-Gras schließt man das Jahr mit gemischten Gefühlen ab. Das Interesse an Zugfahrten und Museumsbesuchen war groß. Aufgrund der geografischen Gegebenheiten des Geländes und Einschränkungen der Besucherzahlen war die Organisation von Großveranstaltungen wie der beliebten Steampunk-Convention nicht möglich. Auch organisierte Reisen von ausländischen Touranbietern blieben aus.

Stattdessen setzte man auf kleinere Veranstaltungen und die jeweils am Wochenende stattfindenden Zugfahrten. Ergänzt wurde das Programm durch Aktivitäten für Kinder und Jugendliche, darunter sogenannte „Escape Games“, und kleinere kulturelle Veranstaltungen. Für die „Minièresbunn“ und den „Train 1900“ gingen die beiden vergangenen Jahre aufgrund der fehlenden Eintrittsgelder der Großveranstaltungen mit erheblichen finanziellen Einbußen einher. Diese Gelder sind wichtig, um den Unterhalt des Fuhrparks zu finanzieren. Der „Minett Park“ ist in den sozialen Medien präsent. Für die Gestaltung eines vollständig virtuellen Museums sind keine Eigenmittel vorhanden, es entspricht aber auch nicht dem Wunsch der Verantwortlichen.

Trotzdem kann mit Zuversicht in die Zukunft geblickt werden. Das Kulturministerium finanziert die Ausarbeitung eines Masterplans zum Ausbau des Angebots und gegebenenfalls des Freilichtmuseums. Derzeit denken die Verantwortlichen über weitere Veranstaltungen nach. Es sollen aber auch Möglichkeiten geschaffen werden, das Gelände für private Veranstaltungen wie Hochzeiten, Betriebsfeiern und Konferenzen zu mieten. Insgesamt wünschen sich die Verantwortlichen eine Aufwertung des Freilichtmuseums und vor allem die Errichtung eines dauerhaften Besucherzentrums. Dieses solle dann auch dauerhafte und temporäre Ausstellungen ermöglichen und vor allem alle Informationen rund um den Erzabbau, den Titelberg und den „giele Botter“ an einem Ort vereinen.

Das Interesse an den Angeboten des Minett Park ist weiterhin hoch
Das Interesse an den Angeboten des Minett Park ist weiterhin hoch Foto: Editpress/Tania Feller

Thillenvogtei

Unter dem Motto „Méi wéi nëmmen ee Musée“ haben André Kirsch und sein Team von der Thillenvogtei in Rindschleiden recht schnell auf das pandemische Geschehen reagiert. Während des Lockdowns arbeiteten die Ehrenamtlichen mehrere Freilichtaktivitäten aus, die sich insbesondere an Kinder oder Familien richteten, darunter „Spille wéi fréier“, „Picknick mam Potty Lotty“ und „De Spillmann ass do“. Seit der Wiedereröffnung sind die Aktivitäten fast alle ausgebucht, der Andrang ist recht groß. Schulklassen zeigen nach wie vor viel Interesse an den landwirtschaftlichen Aktivitäten und Maschinen von früher. Es werden Workshops angeboten, beispielsweise zum Thema Hausarbeiten, Brot backen, Kartoffeln ernten oder der Besuch eines Klassenzimmers aus längst vergangenen Zeiten. Auch während der Schulferien bietet das Museum Aktivitäten für Familien an.

Die Thillenvogtei ist ebenfalls im Netz präsent, verzichtet aber bewusst auf eine Virtualisierung des Museums. Denn die Besucher sollen ein lebendiges Museum erleben, aktiv mitmachen und anpacken. Und das ist virtuell nicht möglich, sagt André Kirsch.

„Méi wéi nëmmen ee Musée“: Die Thillenvogtei ist ein Museum zum Mitmachen und Miterleben
„Méi wéi nëmmen ee Musée“: Die Thillenvogtei ist ein Museum zum Mitmachen und Miterleben Foto: Thillenvogtei

Centre de documentation sur les migrations humaines

Arg getroffen wurde das „Centre de documentation sur les migrations humaines“ (CDMH) in Düdelingen. Knapp vor dem ersten Lockdown fand die Einweihung einer Ausstellung zum Thema „Ressortissants d’un empire en miettes“ statt. Im Mittelpunkt standen Menschen aus dem Zarenreich, die nach der Revolution als russische Flüchtlinge nach Luxemburg gekommen waren. Die Vorbereitung dieser Ausstellung hatte viel Zeit in Anspruch angenommen. Ausstellungsobjekte stammen aus der Sammlung des CDMH, aber auch von vielen Privatpersonen. Die Ausstellung stieß in den ersten Tagen auf reges Interesse, doch mit dem Beginn des Lockdowns war das Museum zur Schließung gezwungen. Die Ausstellung wurde ganz klar ein Opfer der Pandemie, sagt Museumsleiterin Antoinette Reuter.

Während der Sommermonate fanden nur wenige Besucher den Weg nach Düdelingen. Zusammen mit der Forscherin Inna Ganschow von der Uni Luxemburg und einem Mediendesigner hatte das CDMH die Ausstellung für einen virtuellen Auftritt vorbereitet. Ab Frühjahr 2022 soll eine den örtlichen Begebenheiten angepasste Version in Petingen zu besichtigen sein.

Die ersten Präsenzveranstaltungen wie Lesungen, Vorträge und Diskussionsrunden fanden unter dem Covid-Check-System statt, vorerst nur in kleinen Gruppen. Diese Aktivitäten waren jeweils, entsprechend der aktuellen Einschränkung der Teilnehmerzahlen, gut besucht. In Düdelingen hofft man auf bessere Zeiten.

Das Dokumentationszentrum für Migrationen befindet sich im 1897 erbauten Bahnhof von Düdelingen, in unmittelbarer Nähe des italienischen Viertels
Das Dokumentationszentrum für Migrationen befindet sich im 1897 erbauten Bahnhof von Düdelingen, in unmittelbarer Nähe des italienischen Viertels Foto: CDMH

Druckerei- und Kartenmuseum

In Grevenmacher zieht das Druckerei- und Kartenmuseum ebenfalls eine schlechte Bilanz. Die Besucherzahlen sind stark rückläufig. Etwas Hoffnungsschimmer für ein neues Publikum gab es am Anfang der Wiedereröffnung. In den ersten Wochen fand vorwiegend ein Luxemburger Publikum den Weg ins Museum, doch dies änderte sich wieder recht schnell. Meistens sind es heute wieder Besucher aus den Nachbarländern, sagt Danièle Wecker aus der Abteilung „Öffentlichkeitsarbeit“.

In Sachen Workshops für Kinder oder Erwachsene sowie besichtigte Führungen oder Vorträge setzte das Museum sein Programm fort und passte sich laufend den geltenden Maßnahmen an.

Die Museumsleitung produzierte im Laufe der Zeit mehrere Videos über einzelne Ausstellungsstücke sowie einen Film mit einer Gesamtübersicht des Museums. Diese Filme wurden auch im Rahmen der Luxembourg Museum Days ausgestrahlt. Doch das digitale Angebot wurde in der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, bedauert Daniele Wecker.

In einem Punkt sind sich die genannten Einrichtungen einig: Die Pandemie hat das Besucherverhalten bzw. das Profil der Besucher nicht verändert. Die, die sich vor der Pandemie nicht für Museen interessierten, tun es auch jetzt nicht. Für die anderen wartet aber so manche Neuigkeit auf – auch in den kleinen Museen im ländlichen Raum.

Die Besucherzahlen sind in Pandemiezahlen stark rückläufig – auch im Kulturhuef Grevenmacher
Die Besucherzahlen sind in Pandemiezahlen stark rückläufig – auch im Kulturhuef Grevenmacher Foto: Kulturhuef Grevenmacher