Medizinisches CannabisSchroll Medical ersetzt Tilray: Lieferantenwechsel führt zu Engpässen

Medizinisches Cannabis / Schroll Medical ersetzt Tilray: Lieferantenwechsel führt zu Engpässen
Die Zahl der ausgestellten Cannabisrezepte hat sich fast verdoppelt Foto: Editpress/Julien Garroy

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Seit 2019 kann Patienten, die an unheilbaren Krankheiten leiden, in Luxemburg medizinisches Cannabis verschrieben werden. Anfangs kam der Hanf vom US-amerikanischen Pharma- und Cannabisunternehmen Tilray. Im August lief der Vertrag mit der Firma jedoch aus. Seitdem ist das dänische Unternehmen Schroll Medical für die Lieferungen zuständig. Aus diesem Grund ist es zu Lieferengpässen gekommen.

In einer rezenten parlamentarischen Frage wollte Sven Clement (Piraten) von Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) wissen, warum es zu dem Wechsel und erneut zu Lieferengpässen gekommen ist. „Der Vertrag mit Tilray ist am 3. August ausgelaufen. Wir haben deshalb im Mai eine öffentliche Ausschreibung gestartet, die von der Firma Schroll Medical gewonnen wurde“, erklärt Lenert in ihrer Antwort. Schroll Medical wurde 2018 von den Brüdern Carsten und Sören Schroll gegründet. Das Familienunternehmen mit Sitz in Odense hat sich auf die Züchtung und den Verkauf von medizinischem Cannabis spezialisiert. Momentan zählt es rund 40 Mitarbeiter und liefert neben Luxemburg auch nach Großbritannien, Deutschland, die Schweiz und Australien. 

„Um den Wechsel zwischen den Lieferanten reibungslos über die Bühne zu bringen, wurde im Juli eine größere Menge Cannabis beim alten Lieferanten bestellt. Diese wurde jedoch nicht vollständig geliefert. Der neue Lieferant konnte die bestellte Menge auch nicht rechtzeitig liefern“, schildert Lenert.

In Luxemburg werden drei Sorten von medizinischem Cannabis verschrieben, die sich in puncto THC- und CBD-Gehalt voneinander unterscheiden. Engpässe bei den potenten THC-Blüten wurden im September behoben. Die beiden anderen Sorten sollen spätestens diesen Monat geliefert werden. Auch in Sachen Cannabis-Öl können die Patienten aus drei verschiedenen Sorten wählen. Hier gibt es bislang keine Engpässe: Der Staat hat aktuell 216 Flakons auf Lager, die von Tilray geliefert wurden.

4.881 Rezepte

Patienten, die mit medizinischem Cannabis behandelt werden, müssen ihren Wohnsitz in Luxemburg haben, die luxemburgische Nationalität besitzen und bei einer Krankenkasse in Luxemburg versichert sein. Sie müssen sich an einen der rund 250 Ärzte wenden, die an einer obligatorischen Weiterbildung des Gesundheitsministeriums teilgenommen haben.

Patienten, die dafür infrage kommen, müssen mindestens 25 Jahre alt sein und dürfen nicht als Berufsfahrer arbeiten, Herzprobleme haben oder unter Drogensucht leiden. Herausgegeben wird das medizinische Cannabis in einer der fünf Krankenhausapotheken. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten der Arztrechnung.

Vergangenes Jahr haben Luxemburger Ärzte 4.881 Rezepte für medizinisches Cannabis ausgestellt. 2021 waren es noch 2.378.