Dienstag23. Dezember 2025

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DeutschlandScholz gegen Merz – Erstes TV-Duell der Kandidaten

Deutschland / Scholz gegen Merz – Erstes TV-Duell der Kandidaten
Wahlplakate mit Friedrich Merz und Olaf Scholz in Datteln, im Westen Deutschlands Foto: Ina Fassbender/AFP

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Der Schlussspurt im Wahlkampf beginnt – mit dem ersten TV-Duell von Kanzler Olaf Scholz (SPD) und seinem Herausforderer Friedrich Merz (CDU). Das sind die Stärken und die Schwächen der beiden Kontrahenten.

Die Themen und Fragen erhalten die Kandidaten nicht vorab. Darauf, so war zu hören, hätten ARD und ZDF bestanden. Wenn am Sonntag das erste TV-Duell zwischen Kanzler Olaf Scholz und Unionsherausforderer Friedrich Merz in Berlin-Adlershof zeitgleich um 20.15 Uhr bei den beiden Sendern beginnt, wird es dennoch keine 90-minütige Debatte ins Ungewisse: Migration, Umgang mit der AfD, Wirtschaft, Energie, hohe Preise, auch Koalitionsfragen, über all das und mehr dürfte gesprochen werden. Unvorbereitet gehen beide Kontrahenten nicht in die Auseinandersetzung. Die Spiele beginnen.

Aus dem Merz-Lager hieß es am Freitag, der Kandidat lese viel, bereite sich inhaltlich vor. „Und er schaut frühere TV-Formate an“, so ein Vertrauter. Der Kanzler wiederum hält es nicht anders. Aus seinem Umfeld hieß es, Scholz probe auch seine „strategische Ausrichtung“ – staatsmännisch sein, Merz reizen oder nicht. Wie verhält man sich am besten wann?

An welchen Kandidaten die erste Frage gerichtet wird, entscheidet das Los – der andere bekommt dann die letzte gestellt. Es gibt keine Zeitbegrenzungen für die Redezeit, allerdings wird diese durch die Regie überwacht. Sollte eine ungleiche Verteilung auftreten, werden die Moderatorinnen Maybrit Illner und Sandra Maischberger eingreifen, so die Sender vorab. Am Ende der Diskussion stellen beide Moderatorinnen eine letzte Frage an die Kandidaten. Scholz und Merz müssen somit anderthalb Stunden politische Höchstleistungen bringen. Pulverdampf ist garantiert nach den letzten Debatten über die Migration im Bundestag. Was sind die Stärken von Olaf Scholz und Friedrich Merz, was sind ihre Schwächen?

Olaf Scholz

Schwächen. Scholz ist hanseatisch sachlich. Oder besser: Nüchterner geht eigentlich nicht mehr. Manch einer in Berlin benutzt auch das Wort „langweilig“. Mitunter grient der 66-Jährige zum unpassenden Zeitpunkt. Seinem Namen „Scholzomat“ aus früheren Zeiten macht er auch als Kanzler weiterhin alle Ehre – eines seiner Markenzeichen sind die Wortgirlanden mit vielen Phrasen. Scholz muss also konkreter werden, mehr auf den Punkt liefern. Kritiker werfen ihm zudem vor, zu viel auf Eigenlob zu setzen, Insider sticheln gerne, Scholz halte sich für den Besten. „Basta“-Politik ist nicht sein Ding. Kommunikation offenbar auch nicht, zumindest wurde immer bemängelt, Scholz erkläre zu wenig und zu selten.

Stärken. Scholz hat schlichtweg Steher- und Nehmerqualitäten. Politische Niederlagen kennt er gut, oft wurde er abgeschrieben, wie nach seiner Niederlage beim Kampf um den SPD-Vorsitz. Aber immer wieder ist er aufgestanden. Nichts scheint ihn aus der Fassung zu bringen, er hat Ausdauer. Und wenn er mal auf Angriff schaltet, wie ab und an im Bundestag, dann sitzen seine Attacken. Durch seine hanseatische Ruhe kann er politische Gegner geschickt ins Leere laufen lassen, das große Drama braucht er nicht. Und mit seiner Zeitenwende-Rede nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat er gezeigt, dass er auch auf große Krisen durchaus richtig reagieren kann.

Friedrich Merz

Schwächen. Der 69-Jährige kann sich besser zügeln, aber seine größte Schwäche bleibt die Impulsivität. Dann haut er schon mal einen raus und sorgt so für harsche Reaktionen. Beim TV-Duell könnte das gefährlich für ihn sein, Scholz wird ihn reizen. Auch seine Alleingänge sind berüchtigt – so soll er die Inkaufnahme der Unterstützung der AfD im Parlament allein entschieden haben. Durchaus möglich, dass Merz Punkte setzt, die intern nicht so gut ankommen. Merz verfolgt der Ruf, aus dem politischen Geschäft lange raus zu sein. Er kann nachtragend sein, wirkt wenig modern. Kenner attestieren ihm Sympathieprobleme, trotz seiner rhetorischen Fähigkeiten wirkt er in öffentlichen Debatten oft kühl.

Stärken. Manch einer betont, dass Merz als Typ genau die Sehnsucht bedient, die es in der Bevölkerung derzeit gibt nach dem Ampel-Aus. Merz kann klare Kante, er gilt als wirtschaftspolitisch versiert und versteht das Prinzip der Abgrenzung zum politischen Gegner und dessen Inhalten. Im persönlichen Gespräch ist er durchaus humorvoll. Der Sauerländer gilt überdies als einer, der diszipliniert, hartnäckig und teamfähig ist. Und der bereit ist, dazuzulernen. Im TV-Duell muss er Scholz unter Druck setzen, das kann er. Auf der Nase lässt sich Merz nicht herumtanzen, was sich auch daran zeigt, dass CSU-Chef Markus Söder ihm weitgehend den Rücken stärkt.