Spaniens Premier Pedro Sánchez kündigte an, dass die Regierung mit Härte gegen Russlands Repräsentanten, die erhebliche Reichtümer am Mittelmeer anhäuften, vorgehen werde. „Putin, sein Regime und die Oligarchen haben sich in diesem System der Korruption in Russland bereichert, indem sie das russische Volk unterdrückten.“ Die spanischen Behörden werden weitere russische Besitztümer im Land unter die Lupe nehmen, sagte er in einem Interview mit dem TV-Sender „La Sexta“.
Allerdings sei das Vorgehen gegen die im Schatten Putins steinreich gewordenen Oligarchen nicht einfach, erläuterte Sánchez. Oftmals seien Boote und Immobilien über ein Netz von Strohmännern und ausländischen Tarnfirmen erworben worden. Das mache die Ermittlungen sehr schwierig. „Wir müssen viele Informationen mit den Geheimdiensten und mit den Regierungen anderer Länder in und außerhalb der EU austauschen“, bekannte Sánchez.
Das gilt auch für die am Montagabend in Barcelona beschlagnahmte 85-Meter-Jacht „Valerie“, die 2011 im norddeutschen Rendsburg vom Stapel lief. Das 130-Millionen-Euro-Schiff wird dem russischen Waffenfabrikanten Sergej Chemezow zugeordnet, der auf der EU-Sanktionsliste steht. Er ist der Chef des staatlichen russischen Rüstungskonzerns Rostec – dem wichtigsten Fabrikanten jener Kriegswaffen, die nun gegen die Ukraine eingesetzt werden.
Putin, sein Regime und die Oligarchen haben sich in diesem System der Korruption in Russland bereichert, indem sie das russische Volk unterdrückten.
Als Besitzer der Jacht sei allerdings eine Briefkastenfirma auf den Jungferninseln in der Karibik eingetragen, meldet die spanische Tageszeitung El País. Hinter dieser Tarnfirma stehe wiederum eine Stieftochter Chemezows, die den spanischen Behörden bereits als Käuferin mehrerer Immobilien an der Mittelmeerküste aufgefallen sei. Die undurchsichtigen Geschäfte des Chemezow-Clans spiegeln sich auch in den „Panama-Papers“ wider, die 2016 aufgrund eines Datenlecks an die Öffentlichkeit gelangten.
Am Dienstagvormittag kam dann der zweite Schlag der spanischen Behörden gegen russische Oligarchen. Dieses Mal auf der Ferieninsel Mallorca. Dort wurde das Luxusschiff „Lady Anastasia“ festgesetzt, wie die Inselzeitung Diario de Mallorca berichtete. Mallorca zieht seit Jahren immer mehr reiche Russen an, die sich dort millionenschwere Immobilien kaufen und mit ihren Jachten in den paradiesischen Buchten der Baleareninsel ankern.
Die 47 Meter lange „Lady Anastasia“ liegt im Hafen Port Adriano in der mallorquinischen Feriengemeinde Calvià. Das Schiff mit drei Decks und fünf Suiten für zehn Passagiere wurde am Dienstag von der Polizei bewacht. Die „Lady Anastasia“ soll dem russischen Milliardär Alexander Mikheew gehören, der ebenfalls als eine Schlüsselfigur der russischen Rüstungsindustrie gilt. Er ist Chef des staatlichen Waffenexportkonzerns Rosoboronexport.
Die „Lady Anastasia“ machte bereits vor einigen Wochen Schlagzeilen. Damals hatte ein ukrainisches Besatzungsmitglied versucht, das Schiff zu versenken. Der Sabotageakt misslang aber. Der Ukrainer sagte später aus, dass seine Aktion ein Racheakt für den russischen Krieg gegen sein Heimatland gewesen sei.
Weitere Jacht im Visier der Behörden
Nach Angaben des Blattes Diario de Mallorca wird derzeit auch eine weitere Jacht auf der Insel von den Behörden unter die Lupe genommen. Sie könnte in Kürze ebenfalls konfisziert werden, heißt es. Dabei handelt es sich um die „Tango“, die derzeit in einem Dock im Hafen der Inselhauptstadt Palma überholt wird.
Die 78 Meter lange „Tango“ wird dem Oligarchen Viktor Vekselberg zugeschrieben, der einem riesigen Mischkonzern mit erheblichen Investitionen in der Schweiz vorsteht. Vekselberg wurde von Washington auf die Sanktionsliste der USA gesetzt. Auf der Strafliste der Europäischen Union steht er bisher noch nicht – das könnte sich aber demnächst ändern.
Da die „Tango“ im Moment in einer Werft in Palma auf dem Trockenen liegt, besteht keine Gefahr, dass sie über Nacht aus dem Hafen verschwindet. So wie es in den letzten Tagen mit der Superjacht „Solaris“ des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch geschah, die es plötzlich ziemlich eilig hatte, den Hafen Barcelonas zu verlassen. Genauso wie die „Galactica Super Nova“ des Multimillionärs Wagit Alekperow – sie warf ebenfalls im Hafen Barcelonas die Leinen los.
Beide Schiffe kamen inzwischen im Mittelmeerstaat Montenegro an. Dort können sich die russischen Oligarchen derzeit noch halbwegs sicher fühlen. Montenegro gehört nicht zur EU.
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können