Samstag18. Oktober 2025

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KroatienSchießwütiger Ex-Minister vertieft Regierungskrise

Kroatien / Schießwütiger Ex-Minister vertieft Regierungskrise
Landwirtschaftsminister Josip Dabro (M.) trat am 18. Januar zurück, nachdem ein Video mit seinen „Schießübungen“ veröffentlicht worden war Foto: Damir Sencar/AFP

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Filmaufnahmen, wie er aus einem fahrenden Auto in die Nacht ballert, kosteten Kroatiens bisherigen Landwirtschaftsminister Josip Dabro sein Amt. Sein Vorwurf des Millionenbetrugs bei Kroatiens Forstbetrieben vertieft die Risse in der angeschlagenen Rechtskoalition von Premier Andrej Plenkovic.

Die kurzen Hosen des Beifahrers und das offene Fenster während der Fahrt lassen eine laue Sommernacht vermuten. „Das ist nur für dich, mein Bruder Mario!“, verkündet der kahlköpfige Schütze, während er – ohne in die Schussrichtung zu schauen – mit einer Pistole neunmal launig in die Dunkelheit knallt – und einen bosnischen Gassenhauer trällert.

Die Filmsequenz, die das Portal der kroatischen Zeitung Jutarnji List am Wochenende veröffentlichte, hätte im Adriastaat wohl kaum größeren Wirbel ausgelöst, wäre der fahrlässige Waffennarr nicht ein bekannter Würdenträger gewesen. „Er habe eine Dummheit gemacht“, begründete der erst vor acht Monaten vereidigte Landwirtschaftsminister Josip Dabro von der nationalistischen DP in dieser Woche seinen Abtritt: Der Film sei lange vor seinem Amtsantritt als Minister entstanden.

In Kroatien dreht sich ständig das Kabinettskarussell. Fast drei Dutzend Minister sind in der seit 2016 währenden Amtszeit des konservativen Dauerpremiers Andrej Plenkovic (HDZ) nicht selten über Korruptionsskandale vorzeitig aus ihren Ämtern gepurzelt: Erst im November musste der wegen des Verdachts der Annahme von Bestechungsgeldern verhaftete Gesundheitsminister Vili Beros (HDZ) seinen Posten räumen.

Doch mit „Ballermann“ Dabro, der auch Minderjährigen bei Schussorgien mit einem Maschinengewehr assistiert haben soll, hat sich nicht nur ein weiterer Würdenträger selbst aus dem Amt geknallt. Sein Vorwurf, dass er bei den staatlichen Forstbetrieben auf ein „Nest der Kriminalität“ gestoßen sei, trifft vor allem den Koalitionspartner HDZ.

Ende der Koalition in Sicht

Einerseits stellt die HDZ den Chef der Forstbetriebe, denen Dabro vorwirft, illegal aus den Wäldern geholtes Holz im Wert von 150 Millionen Euro unter der Hand verscheuert zu haben. Andererseits kontrollierte die HDZ bis vor kurzem selbst das zuständige Fachressort. Er habe Premier Plenkovic über die kriminellen Vorgänge im Ministerium informiert, sagt Dabro, der wegen anonymer Drohungen unter Polizeischutz steht: Doch der „Chef“ habe ihn angewiesen, darüber öffentlich zu „schweigen“.

Die Führung der Forstbetriebe beteuert, schon vor dem Abtritt des Ministers Justizermittlungen gegen „niederrangige“ Beamte veranlasst zu haben. Er wisse nicht, wen Dabro mit Chef gemeint habe, dementierte auch der pikierte Plenkovic dessen Vorwürfe.

Angesäuert soll der Premier nicht nur über die mangelnde Unterstützung des Koalitionspartners bei den kläglich verlorenen Präsidentschaftswahlen für den gemeinsamen, aber gescheiterten Kandidaten Dragan Primorac sein: Die DP versucht offenbar, die Führung der Forstbetriebe zu übernehmen.

Kroatiens Medien vermuten zwar, dass die labile Zweckkoalition sich noch bis zu den Kommunalwahlen im Mai im Sattel zu halten versuche, doch sehen deren Ende bereits in Sicht: Premier Plenkovic will angeblich eine neue Mini-Mehrheit seiner HDZ mit der Partei der serbischen Minderheit und den Abgeordneten der liberalen Kleinparteien schmieden.

Al
24. Januar 2025 - 8.59

Die 60 Jahre UDSSR sitzen tief in Korrumpien.