BGL LigueRui Costa über Sorgen und Aufbruchsstimmung bei der Escher Fola

BGL Ligue / Rui Costa über Sorgen und Aufbruchsstimmung bei der Escher Fola
Rui Costa und die Escher Fola haben ihr Lachen wiedergefunden – und möchten in Mersch alles daran setzen, es nicht wieder zu verlieren Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Für die Escher Fola soll das 2:1 gegen Schifflingen am Sonntag nur der Anfang einer spektakulären Remontada gewesen sein: In ihrer englischen Woche will die „Doyenne“ beweisen, dass Totgeglaubte länger leben. Mittelfeldmann Rui Costa erzählte gegenüber dem Tageblatt, wie sich seine Zwangspause bei den „jungen Verrückten“ vor diesem Krisengipfel anfühlt und wie der Rest des Teams sich auf das Mittwochsspiel in Mersch vorbereitet hat.

Ist das Schicksal der „Doyenne“ doch noch nicht besiegelt? Was lange nach einer eindeutigen Angelegenheit aussah, könnte in wenigen Stunden schon ganz andere Züge annehmen: Der Rückstand der Escher Fola auf den Zweitletzten Monnerich beträgt vor dem Nachholspiel gegen Marisca Mersch nur noch vier Zähler. Sollte es heute Abend nach Spielschluss nur noch einer sein, so würden die Karten in der roten Zone allesamt wieder neu gemischt werden. 

Rui Costa hat die Achterbahnfahrt eines Tabellenkellers bereits hautnah miterlebt: „Vergangene Saison standen wir 30 Sekunden davor, abzusteigen“, erinnerte er sich an das turbulente Barragespiel (4:3 nach Verlängerung gegen Canach) – das wiederum als Beweis für eine andere Tugend dienen soll: „Wir sind ein junges Team, das aus motivierten Spielern besteht, die wissen, dass ihre Zeit gekommen ist, wenn sie zur großen Überraschung werden möchten.“

Einer, der den Glauben an seine Mannschaft nie aufgegeben hat, ist Trainer Stefano Bensi. „Oft schaue ich mir am nächsten Tag die Bilder unserer Treffer noch einmal an“, erzählte Costa. „Wenn wir ein Tor schießen, wird er emotional und läuft auf uns Spieler zu. Dabei weiß jeder, dass er ansonsten ein absolut ruhiger Mensch ist.“ Wesentlich unaufgeregter wirkte nach dem späten Siegtor von Joyce Tshitoku (90. +4) der 21-jährige Mittelfeldspieler, der auf Höhe des Seitenaus mit seinen Freunden auf den Tribünen kommunizierte: „Vor dem Spiel meinten sie, dass es am Sonntag so weit wäre und wir gewinnen würden. Ich wollte selbst aber nicht zu euphorisch werden, denn in vier Jahren habe ich auf der Fola schon alles gesehen und erlebt … Wir mussten unbedingt konzentriert bleiben, um den Sieg nicht noch bei den letzten ein oder zwei Aktionen aus den Händen zu geben.“

Kein Mentalitätsproblem

Die Dämme brachen dann – kollektiv – nach dem Schlusspfiff. Obschon die positive Stimmung bis in die Trainingseinheit vom Montag hinein anhielt, gehen Costa und Co. nicht blauäugig in die nächsten Wochen: „Ja, wir waren zufrieden, aber auch nicht überschwänglich. Das Spiel in Mersch wird noch wichtiger. Schifflingen gehört bereits der Vergangenheit an.“ Denn eine Teilentscheidung über die Zukunft wird auch im Stade „Schintgespesch“ fallen. 

Der Trainer beschwert sich selten darüber, dass wir nicht das Maximum gegeben haben. Und irgendwann wird das Glück auch auf unserer Seite sein.

Rui Costa, Fola-Mittelfeldspieler

Nach dem Dreier gegen den direkten Konkurrenten sammelte die Rote Laterne wichtiges Selbstvertrauen vor dem nächsten Krisengipfel. „In unseren letzten Auftritten standen wir gut. Es gab Rotation, was beweist, dass jeder um seinen Platz kämpfen muss. Gegen Mersch haben wir alle nur ein Ziel: zu gewinnen. Wenn wir so auftreten wie gegen Jeunesse und Schifflingen, können wir die drei Punkte holen – und dann mit breiter Brust gegen Hesperingen spielen.“

Ein Mentalitätsproblem habe es auf dem Galgenberg nie gegeben, meinte Costa. Allerdings sei es gelogen zu behaupten, die Negativserie sei „leicht zu verkraften“ gewesen: „Besonders wenn man weiß, dass man als Team alles getan hat und nur ein kleines Detail ausschlaggebend war, ist es schwer, das Spiel zu vergessen. Als ich damals im Verein angekommen bin, drehte sich alles um Titelkampf und Europapokal. Dann in dieser Saison so oft zu verlieren, ist nicht einfach.“ Ihren Mut hatte die Truppe aber nicht verloren – und in ihren fünf letzten Duellen der Hinrunde acht Zähler eingefahren: „Jeder hat nach wie vor noch immer Lust, zu gewinnen. Der Trainer beschwert sich selten darüber, dass wir nicht das Maximum gegeben haben. Und irgendwann wird das Glück auch auf unserer Seite sein.“

Viel gelernt

Der junge Fola-Spieler ist sich sicher, dass man dies nur über harte Arbeit erzwingen kann. Mit seinen 21 Jahren liegt er nur knapp unter dem Altersdurchschnitt des Kaders. „Wir sind die jungen Verrückten. Wir halten zusammen“, beschrieb er die Personalunion, die in den vergangenen Monaten lernte, mit negativen Ergebnissen umzugehen. „Ich finde, dass ich in der letzten Saison viel gelernt habe. Um den Klassenerhalt zu kämpfen, ist viel emotionaler als obenauf. Das Barragespiel war einfach nur spektakulär. Als junger Spieler zu wissen, wie es ist, Meister zu werden und dann gegen den Abstieg zu spielen, kann für meine Karriere eigentlich nur förderlich sein.“

Den heutigen Krisengipfel wird er aufgrund einer Gelbsperre verpassen. Davon erfahren hat er erst am Dienstagmittag: “Ich hatte eigentlich gedacht, ich sei erst am Wochenende aufgrund der Gelben Karten gesperrt. Gegen Mersch nicht dabei zu sein, fällt mir schwer.” Es wäre das erste Mal, dass die Fola ohne Costa punktet: “Für das eigene Ego gar nicht mal so schlecht zu wissen, dass man jedes Mal auf dem Platz stand, wenn wir punkteten. In der Rückrunde schaffte ich es dagegen noch nicht in die Startelf. Ich werde um meinen Stammplatz kämpfen und für das Duell in Mersch weiß ich, dass ich mich auf meine Mitspieler verlassen kann“, schickte er voraus. 

Denn die Escher haben die Hoffnung nicht aufgegeben: „Der direkte Klassenerhalt bleibt unser Ziel.“ Am Mittwochabend könnten Costas Mitspieler diesem Plan ein weiteres Stückchen näher rücken.