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JubiläumRückblick auf eine alte Tradition: Niederkorn feiert seit 90 Jahren Karneval

Jubiläum / Rückblick auf eine alte Tradition: Niederkorn feiert seit 90 Jahren Karneval
Der dritte Karnevalsumzug des Turnvereins „La Liberté“ im Jahr 1937 Foto: La Liberté Niederkorn

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Am Donnerstag begann sie offiziell, die diesjährige Karnevalssaison. Seit 1935 kommen die „Fuesboken“ an „Halleffaaschten“ in Niederkorn auf ihre Kosten. Rückblick auf eine mittlerweile 90 Jahre alte Tradition. 

1906, ein Jahr vor der Verleihung der Stadtrechte an Differdingen, wurde in Niederkorn der Männerturnverein „La Liberté“ Niederkorn gegründet. Wie viele andere Klubs organisierten die Niederkorner im Laufe der Jahre eine Reihe von geselligen Veranstaltungen, um Geld für die sportlichen Aktivitäten in die Kassen zu spülen. So wurden vor ziemlich genau 90 Jahren erstmals ein Karnevalsumzug und ein Maskenball veranstaltet.

Unter dem Namen „Dernier rendez-vous des masques“ erfreute sich der 1935 erstmals stattfindende Maskenball an „Halleffaaschten“ großer Beliebtheit. In der Vereinschronik heißt es: „Am 31. März 1935 hat unser Verein voller Stolz einen Umzug in humoristischen Trachten durch Niederkorn veranstaltet. Am Abend findet im Saale Lippert ein Maskenball mit Tombola und verschiedenen Attraktionen statt. Der Vorstand beschließt, den Halbfastensonntag für den Turnverein zu reservieren, um jährlich an diesem Tag eine Kavalkade mit Kollekte sowie einen Ball abzuhalten.“ Der Startschuss zu einer der außergewöhnlichsten Fastnachtsveranstaltungen im Großherzogtum war gegeben.

Das NS-Regime setzte im Jahr 1940 dem Ganzen ein vorläufiges Ende. Nach den Kriegsjahren wollte der Turnverein die närrischen Aktivitäten wieder aufnehmen, doch verboten die Behörden plötzlich alle Karnevalsveranstaltungen. Trotz des Verbots hielt man einen Festumzug ab. Doch alle, die an ihm teilnahmen, wurden registriert und mussten vor Gericht erscheinen. „Ein Prozess, der zu einem wahren Volksfest ausartete, war doch fast die gesamte Niederkorner Dorfbevölkerung zugegen. Ein Zeuge bestätigte dies mit den Worten: ‚so einen lustigen Prozess haben die in Differdingen noch nie erlebt, es war die reinste Faschingssitzung, wir haben viel gelacht, nur singen und schunkeln durften wir nicht!’“, heißt es in der Chronik. Ein Jahr später wurde das Verbot aufgehoben.

Das Tageblatt schrieb Ende der 1950er Jahre über die Aktivitäten des Vereins: „Wären nicht die Niederkorner mit ihrem immer wachen Initiativgeist, wer weiß, Differdingen würde ganz im Dornröschenschlaf verfallen. So sorgen die wackeren Bewohner an den Hängen des Titelberges dafür, dass die Menschen sich doch gelegentlich bewegen, dass sie sich zusammenfinden, dass der Bierhahn etwas häufiger kräht und die Tanzbeine durcheinander gewirbelt werden.“

Ungelöstes Vereinsgeheimnis

Im Laufe der Zeit wurde der Umzug immer größer und komplizierter. Doch der große Publikumserfolg führte zu einer zunehmenden Arbeitsbelastung der Hauptakteure und so entschied man sich 1961 schweren Herzens gegen die Fortführung des Karnevalsumzuges und konzentrierte sich fortan auf den Maskenball.

Im „De’ferdanger Annonceblad“ erschien 1961 eine ganzseitige Anzeige, in der neben dem offiziellen Namen „Dernier rendez-vous des masques“ erstmals auch der Schriftzug „Ganz Nidderkuer am Gelli“ bzw. „Niedercorn en délires“ zu lesen war. Wer die Idee hatte, den Ball in „Gelli“ umzubenennen, ist nicht gewusst. Jedenfalls ließ der Erfolg mit neuem Namen nicht lange auf sich warten. „In sechs Sälen fand eine Woche später unser Maskenball statt“, vermerkte der damalige Schriftführer und stellte fest, dass dem Verein auf Anhieb der nahtlose Übergang vom Hausball zum großen Maskenball gelungen war. So wurde der „Fuesbal“ schließlich zu einem festen Bestandteil des gesellschaftlichen Kalenders der Gemeinde Differdingen. Niederkorn hatte sich mit Veranstaltungen wie „Alles am Abseits“ (Progrès) und „Ganz Nidderkuer am Gelli“ (La Liberté) endgültig als eine der Karnevalshochburgen des Landes etabliert.

1963 fand das erste „Geckekonzert“ auf dem Marktplatz als Startschuss zum Karnevalsball statt. Eine Gruppe von Sängerinnen und Sängern gab pünktlich um 18.01 Uhr eine musikalische Darbietung aus ihrem  Repertoire. Dieselbe Truppe sorgte auch die ganze Nacht für Stimmung in den Tanzsälen und allen teilnehmenden Lokalen. In den 60er Jahren versuchte man, das Fest möglichst lange zu feiern. Jos Mousel und Gusty Schmit feierten 74 Stunden ununterbrochen und stellten damit einen „Gelli-Rekord“ für die Ewigkeit auf. 

Der Erfolg zwang den Verein zum Handeln. In der Chronik von 1965 heißt es: „Da beim Maskenball in der Mitte der Fastenzeit zu viele Leute keine Unterkunft finden, was bei schlechtem Wetter zu einer Katastrophe führen kann, beschließt der Verein, die hinter dem Café Frantz gelegene Scheune zu mieten und als Tanzlokal einzurichten.“ Der Grundstein für die „Genn mat senger Haifëschbar“ war gelegt.

Im Wandel der Zeit

Nach 30 Jahren des Aufschwungs mit in der Spitze mehr als 3.000 Eintritten änderten sich Anfang der 1990er Jahre die Gewohnheiten und immer mehr Lokale schlossen. 1992 verlegte der Turnverein den Maskenball vom Sonntag auf den Samstag, was sich positiv auswirkte. Sekretär Claude Bariviera berichtete: „D’Liberté, esou wéi si momentan fonktionéiert a wéi si momentan hier Aktiv verwinnt, steet a fällt matt engem gudden Gelli. Et ass also eis Pflicht, am Sënn vun engem gudden Gelli, d’Säll – an d’Wirts-Politik hei am Duerf genee ze verfollegen, an gegebenenfalls ze reagéieren.“

1993 fand der „Gellis-Ball“ letztmals im Dorfzentrum statt und zog 1994 ins große Festzelt ins Jos-Haupert-Stadion um, ehe er ab 2013 wieder in einem Lokal in Niederkorn stattfand. Im Jahr 2000 erschien eine CD mit dem Titel „Vive de Gelli“ in einer Auflage von 500 Stück. Ziel war, die 13 schönsten „Gelli-Lieder“ vor dem Vergessen zu bewahren. Aus diesem Grund wird nun das 25-jährige Jubiläum der „Gelli-CD“ gefeiert. Die CD ist zwar längst vergriffen, doch ist ein USB-Stick mit dem Titel „Vive de Gelli“ 2.0 erhältlich.

 Foto: La Liberté Niederkorn
Leila
28. Februar 2025 - 18.49

Vielleicht waren die Knie "am Gelli" mit all dem Alkohol, der da floss...