„Der Schöffenrat will analysieren, welche Verbesserungen möglich sind“, sagte der hauptstädtische Mobilitätsschöffe Patrick Goldschmidt (DP) im Gemeinderat Ende September 2024 zur Zukunft von „Carloh“. Damals stand der Dienst für Carsharing kurz vor dem Bankrott und wurde durch eine Kapitalerhöhung von rund 1,8 Millionen Euro gerettet. Bereits 2019 hatte der Gemeinderat einen Zuschuss von rund 2,9 Millionen für die Gesellschaft – von der die Stadt mit 99 Prozent Teilhabe Hauptaktionär ist – genehmigt.
Doch die befindet sich weiter in den roten Zahlen: Rund 500.000 Euro Minus erwartet die Gesellschaft laut Patrick Goldschmidt auch in diesem Jahr – wie schon in den Vorjahren. Rat François Benoy („déi gréng“) fragte in der aktuellen Ratssitzung, wie lange die Gesellschaft noch überleben könne. „Durch unsere Kapitalerhöhung schätzen wir, bis etwa 2028 zu kommen. Falls sich an der Situation nichts ändert“, so der Mobilitätsschöffe am Montag.
Als Gründe für das anhaltende Defizit nannte Patrick Goldschmidt im September – wie sich im Bericht der Ratssitzung nachlesen lässt – unter anderem die Pandemie, gestiegene Kraftstoffpreise und höhere Löhne. Schon damals betonte er, dass „Carloh“ aufgrund der Landesgröße und der Konkurrenz durch den Carsharing-Dienst „Flex“ von der CFL nie schwarze Zahlen schreiben werde. Die Opposition warf der Stadt vor, das Potenzial des Dienstes nicht voll auszuschöpfen, etwa durch unzureichende Kommunikation.
Ausbleibender Erfolg
„Wir haben letztes und hauptsächlich in diesem Jahr Werbung gemacht“, informierte Patrick Goldschmidt nun am Montag. Etwa beim Autofestival, in der „City“-Zeitschrift der Gemeinde und in den sozialen Medien. „Allerdings wurden dadurch nicht mehr Abonnements abgeschlossen, die Anzahl ist plus-minus gleich geblieben“, so der Mobilitätsschöffe. Ihm zufolge gab es 2023 insgesamt 1.005 Mitgliedschaften, im Folgejahr waren es 1.018. Zum Vergleich: 2018 waren es 580. Laut Businessplan hätte die Gesellschaft – die seit 2014 besteht und 25 Stationen in der Hauptstadt betreibt – nach zehn Jahren 1.800 Abos erreichen sollen.

Wechsel im Gemeinderat
Ein letztes Mal kam der hauptstädtische Gemeinderat am Montag in seiner aktuellen Konstellation zusammen. Denn: Es war die letzte Sitzung für Rätin Claudie Reyland („déi gréng“). Nach acht Jahren am Knuedler hatte das Oppositionsmitglied Anfang Mai seinen Rücktritt angekündigt. „Aus persönlichen und privaten Gründen ziehe ich mich aus dem Gemeinderat und der Politik zurück“, erklärte die Tierärztin am Montag. Sie will neue Projekte angehen und Jüngeren Platz machen. Nach der Sommerpause übernimmt Liudumila Vanira Branca ihren Sitz. Hinter den aktuellen Ratsmitgliedern François Benoy (9.459 Stimmen), Claudie Reyland (8.406), Nicolas Back (6.673), Christa Brömmel (6.374) und Linda Gaasch (6.051) landete die Einwohnerin des Kirchbergs bei der Gemeindewahl 2023 mit 5.782 Stimmen auf dem sechsten Platz. Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) verabschiedete Claudie Reyland am Montag mit den Worten: „Claudie, du wirst uns fehlen – deine liebe und engagierte Art für die Ideen, die dir am Herzen liegen. Du bist hier immer willkommen.“
Mit rund 1.000 Mitgliedschaften wurde das Ziel offensichtlich nicht erreicht. Deshalb diskutiert die Stadt laut Patrick Goldschmidt aktuell mit „CFL Mobility“ – der Gesellschaft hinter „Flex“ – über eine Lösung. „Seit mehr als sechs Monaten laufen die Diskussionen, um das Angebot zu verbessern und zu schauen, was zu tun ist.“ Mögliche Lösungen sind laut dem Mobilitätsschöffen eine Fusion beider Dienste unter dem Namen „Flex“ oder eine Erweiterung von „Carloh“. „Die Diskussionen laufen“, wiederholte der Politiker und betonte, dass es sich um positive Gespräche handele.
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