„Rock the South“-ContestAtomic Rocket Seeders  heißen  die Sieger

„Rock the South“-Contest / Atomic Rocket Seeders  heißen  die Sieger
Die Atomic Rocket Seeders, die Gewinner des Wettbewerbs Foto: Sascha Dahm

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30 Minuten, um zu überzeugen. Mehr Zeit haben die Musiker, die beim „Rock the South – Newcomer Band Contest“ in Petingen auftreten, nicht. Am Wochenende fand bereits die 11. Ausgabe dieses Wettbewerbs statt. Die Luxemburger Bands boten abwechslungsreiche Musik und heizten ordentlich ein, und das bei freiem Eintritt.

Von unserem Korrespondenten Sascha Dahm

Bereits zum 11. Mal fand am vergangenen Wochenende der „Rock the South – Newcomer Band Contest“ in Petingen statt. Das Ziel dieses Events ist klar: Newcomer-Bands aus ganz Luxemburg wird eine Bühne im „Porheem“ geboten, auf der sie jeweils 30 Minuten Zeit haben, um das Publikum und die Jury von sich zu überzeugen.

Die möglichen Gewinne bieten hierbei sicherlich eine nicht unwesentliche Motivation: einen Gutschein über 1.000 Euro von HolzSound, eine Aufnahme im Tonstudio Audeo sowie ein Auftritt auf dem bekannten „On Stéitsch“-Festival in den Rotunden im September.

Beste Rahmenbedingungen

Die Rahmenbedingungen sind somit gegeben, die Bühne samt Orange- und Marshall-Verstärkern hergerichtet und um 19.30 durfte die Moselpunk-Band „Fehltritt“ den vollgepackten Konzertabend mit einer Mischung aus Punk, Rock und Ska einläuten.

Wer nun dachte, der Abend würde gemächlich beginnen, hat hier seinen ersten „Fehltritt“ begangen: Schnörkellos, schnell, wild und motiviert, Crowdsurfing inklusive, legten die Herren los und setzten überzeugend musikalisch und politisch klare Statements. Nicht nur, dass man die Kombination aus Punkrock und Ska in Luxemburg nicht sehr oft findet, sondern man hat mit „Fehltritt“ überdies eine Band, die sich klar links positioniert und gegen Faschisten und rechte Tendenzen ankämpft. Mit dem Album- und Tourtitel „Nous sommes unis“ untermauern die Musiker das außerdem.

Zudem wurde jedem Fan ersichtlich, dass die Saxofonklänge die harte Punkrock-Kulisse, um ein ungeahntes Spektrum an Klangfarben zu erweitern wussten. Ein bisschen Revolution, ein bisschen Freiheitsgedanke, ein bisschen (Old-School-)Toten Hosen, ein bisschen „Feine Sahne Fischfilet“ und viel Moselpunk definieren „Fehltritt“.

Düster und mystisch

Nach diesem sehr gelungenen Auftritt wurde es düsterer, härter und mystischer im Petinger „Porheem“: Die Symphonic-Metaller von Arduinna’s Dawn enterten die Bühne. Das Setting sowie die enigmatischen Keyboard-Klänge erinnern an Genregrößen wie Epica, Nightwish oder mitunter auch Mercyful Fate. Zu den hier genannten Bands passt selbstverständlich auch der Fakt, dass mit Natascha eine junge Powerfrau dieses Quintett anführt und dies eine wunderbare Abwechslung zu der oftmals kritisch beäugten Männerdominanz in der Musikszene bietet.

Es ist jedoch umso schöner, dass in Luxemburg auch weibliche Stimmen zum zentralen Bestandteil der hiesigen Musikkultur geworden sind. Es sei beispielsweise auf eine Band wie Elysian Gates mit Frontfrau Noémie Leer verwiesen oder die Hip-Hopperin Nicool. Die band Arduinna’s Dawn jedenfalls liefert ab, präsentiert ihre erste Single „Frozen“ und wird auch künftig noch selbstsicherer auf der Bühne. Die Weichen sind gestellt.

And the winner is …

Die dritte Band des Abends Atomic Rocket Seeders gehört zu den Newcomern, die in ihrer kurzen Entstehungszeit bereits mehrere Achtungserfolge feiern durften. Ein Konzert am legendären „Wacken“ 2018 zum Beispiel sowie der Opening-Act für die Nu-Metal-Veteranen von Limp Bizkit in der Rockhal. Tausendsassa und Frontmann Tap lässt ab dem ersten Riff die Dreadlocks fliegen und die schweren Riffs und energiegeladenen Drums erinnern an eine Mischung aus Nirvana, Korn und Pearl Jam. Das Feature durch den bereits anwesenden Hugo, Frontmann von Lost in Pain, ist für alle Anwesenden ein zusätzliches Schmankerl. Alles in allem ein grandioser Auftritt und, dies sei vorausgeschickt, ein verdienter Gewinner des diesjährigen „Rock the South“-Contest.

Als letzte Newcomer-Band des Abends traten Calypso’s Call auf und präsentierten nach mehreren Line-up-Wechseln und einem Genrewechsel gediegenen Nu Metal, der das Publikum ein letztes Mal zum Kochen brachte. Das Cover von „King in My Castle“ sowie der Song „Swordfish“ ließen wenig Zweifel an einem würdigen Vertreter Luxemburgs dieses doch oftmals sehr zu Unrecht in Verruf geratenen Genres, das zweifellos bis heute eine Vielzahl an internationalen Headlinerbands hervorgebracht hat (Slipknot, Korn, System of a Down).

Vier individuelle Bands, die ihrem jeweiligen Genre gerecht werden – keine leichte Entscheidung für die Jury. Bevor es jedoch so weit war, durften Legacy of Atlas und Lost in Pain der Meute noch einmal einheizen. Wie bereits gesagt, dürfen sich die Atomic Rocket Seeders über den Sieg freuen bei diesem Wettbewerb, der eigentlich, so abgedroschen es klingt, keine Verlierer kennt.

Florierende Musikszene

Die Musikszene floriert dank würdiger Genrevertreter, derer man auch in Luxemburg immer mehr findet. Die Qualität wird stetig besser, Plattformen werden geschaffen: Festivals wie das „On Stéitsch“, das Metalfest Kopstal oder das Angerfest bieten Möglichkeiten, sich einem breiten Publikum vorzustellen.

Um die Zukunft der Luxemburger Musik braucht man sich demnach keine Sorgen zu machen, wäre da nur nicht dieser oftmals geringe Support der Zuschauer hierzulande. Natürlich ist es unglaublich, Bands wie Rammstein, die Hollywood Vampires oder Sido in Luxemburg zu sehen, jedoch soll man auch manchmal im nahen Umfeld nach Gelegenheiten Ausschau halten, die einem geboten werden. Sechs Livekonzerte von luxemburgischen Bands bei freiem Eintritt bedeuten jedenfalls stundenlange Abendunterhaltung. Es lohnt sich!