ItalienRentner-Gang wird nach Überfall mehrerer Postämter festgenommen

Italien / Rentner-Gang wird nach Überfall mehrerer Postämter festgenommen
Klingt wie aus einem Film-Drehbuch, ist aber real: Diese Senioren waren lange im Geschäft und konnten der Polizei jahrzehntelang entkommen Foto: Staatsanwaltschaft Italien

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Von Mafiabanden und selbst Kindergangs in Italien hat man schon oft gehört. Doch wer jetzt in Handschellen endete, erstaunte selbst erfahrene Beamte der italienischen Polizei. Eine Bande römischer Rentner hatte mehrere Postämter überfallen und ausgeraubt. Fast alle der Täter waren bereits über 70 Jahre alt.

Aus und vorbei: Polizisten der Mobile Squadra in Rom stellte eine Bande von Räubern, die ein Postamt in der Via Calpurnio Fiamma ausrauben wollten, nur wenige Hundert Meter von der Cinecitta – dem Filmzentrum Italiens. Und die Szenerie mutete auch an wie aus einem Streifen von Sergio Leone oder Enzo Barboni.

Es sollte ein vielleicht letzter großer Coup werden, der Raub im Postamt an der Via Calpurnio Fiamma, doch dann endeten die Räuber in den Handschellen der Polizei. Die war den Tätern schon seit einiger Zeit auf der Spur und nun froh, ihrer habhaft werden zu können. Denn es handelte sich um Profis, schon sehr lange im Geschäft: Fast alle der gefassten Räuber hatten das 70. Lebensjahr bereits vollendet – eine Rentner-Gang. Die italienischen Medien nannten sie „Bande der Opas“. Deren Chef, Italo De Witt (70), genannt „il Tedesco“ (der Deutsche), war bereits 1971 das erste Mal wegen eines Diebstahls im toskanischen Arezzo verhaftet worden. Nach kurzer Haft entlassen, scharte er erneut Freunde um sich und es folgte eine Serie von Raubüberfällen: 1977 in Pistoia, 1987, 1989 und 1990 in Frosinone. Beim letzten Überfall erneut verhaftet, gelang De Witt 1994 die Flucht aus dem Hausarrest.

Es folgten ein paar ruhige Jahre, bis De Witt im Jahr 2000 in Mailand zu 15 Jahre Haft wegen mehrerer Delikte verurteilt wurde. Doch auch diese Strafe verbüßte der kriminelle Opa nicht vollständig. Schon 2004 wird der Bande ein Überfall auf eine Bankfiliale der Monte dei Paschi di Siena in Pisa vorgeworfen, auch ein Raubüberfall in Florenz, der sich 2010 ereignete, wird dem inzwischen etablierten Trio vorgeworfen.

Wechsel nach Rom

Nachdem das Pflaster in der Toskana wohl zu heiß geworden war, wechselten die Räuber nun in die italienische Hauptstadt. Dabei waren neben De Witt der heute 77-jährige Raniero Pula und der jetzt 68-jährige Sandro Baruzzo. Im römischen Quartier Centocelle hatten sie ihr „Basisdomizil“. Hier plante Italo De Witt minutiös die Einbrüche in die Geldinstitute.

Die Vorgehensweise in den folgenden Fällen war stets die gleiche: Pula kundschaftete die Gebäude rings um die Postämter und Bankfilialen aus und beschaffte sich Nachschlüssel für umliegende Häuser. Baruzzo heuerte einige jüngere Kriminelle an, die als die „Maurer“ die Aufgabe hatten, nachts von einem benachbarten Haus einen Wanddurchbruch in die Filiale zu schaffen. Auf diese Weise gelangten die Gangster schon vor Öffnungszeiten in den Schalterraum und hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite.

Bei einem Überfall im Mai 2023 auf das Postamt von Colli Albani erbeuteten sie 198.000 Euro. Bereits zu Jahresbeginn hatten sie in Guidonia ebenfalls erfolgreich zugeschlagen. Im November vergangenen Jahres sollte nun der Coup in der Via Calpurnio Fiamma erfolgen.

Prostata-Probleme und moderne Technik

Dort allerdings warteten die Ordnungskräfte bereits auf die Rentner-Gang. Denn diese hatten die modernen Möglichkeiten der Technik offensichtlich unterschätzt. Bereits nach dem letzten Coup – dessen Handschrift auf die stets selben Täter schließen ließ – war die Polizei dem Trio auf der Spur. Offenbar durch Tipps aus dem Milieu informiert, begannen die Sicherheitskräfte, die Mobiltelefone der Opas abzuhören. So erfuhren die Beamten auch, dass der Raub auf die Postfiliale in der Via Calpurnio Fiamma beinahe abgesagt werden sollte: Denn wie es bei alten Männern vorkommt, plagte auch das Trio das ein oder andere Zipperlein. In diesem Falle hatte Baruzzo, der für die Organisation der „Maurer“ Zuständige, Probleme mit der Prostata. Schon wollte De Witt einen anderen für den Überfall einsetzen, doch Pula, der Dritte im Bunde, bestand auf die Beteiligung von Baruzzo. So gingen sie also nach geübter Methode vor – und der Polizei in die Falle.

Erst jetzt, Monate nach der Verhaftung, gingen die Sicherheitskräfte der Kommission „Vecchie Glorie“ (Alte Glorien) mit der Information über die Bande an die Öffentlichkeit. Ein Prozess steht noch aus, doch es ist wohl kaum zu erwarten, dass die Opa-Gangster lange Haftstrafen abzusitzen haben. Zugutegehalten wird ihnen sicherlich, dass bei keinem ihrer Überfälle je ein Mensch zu Schaden kam. Die Lacher und die Sympathie des Publikums haben sie ohnehin schon auf ihrer Seite.

luxmann
26. Februar 2024 - 14.16

Wenn die renten niedrig sind muss man auch ueber 70 noch aktiv sein.