Donnerstag6. November 2025

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GroßbritannienRechtsextreme Demonstranten fordern Remigration: Fremdenfeindliche Proteste häufen sich

Großbritannien / Rechtsextreme Demonstranten fordern Remigration: Fremdenfeindliche Proteste häufen sich
Ein Mann wird während der Demonstration vor dem Britannia-Hotel im Londoner Stadtteil Canary Wharf verhaftet Foto: AFP/Justin Tallis

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In mehreren britischen Städten kommt es zu Demonstrationen vor Asylunterkünften. Rechtsextreme Gruppen instrumentalisieren die Proteste – ebenso die rechtspopulistischen Reform-Partei von Nigel Farage.

Es flammt wieder auf. Der fremdenfeindliche Mob meldet sich auf britischen Straßen zurück. Am Wochenende kam es an mehreren Orten im Königreich zu Protesten, die sich gegen Einwanderer richteten. Sie erinnerten an die Unruhen vor einem Jahr, als im August 2024 landesweit gewalttätige rechtsextreme Proteste vor Asyl-Unterkünften und Moscheen stattfanden. Auslöser war damals die Ermordung dreier junger Mädchen durch Alex Rudakubana, den die Randalierer fälschlicherweise für einen muslimischen Asylsuchenden gehalten hatten.

In London kam es vor zwei Hotels zu hässlichen Szenen. Der Protest vor dem „Britannia“ im Stadtteil Canary Wharf war noch relativ klein, nachdem dort in der Nacht zuvor 60 Bootsflüchtlinge in das Vier-Sterne-Hotel einquartiert worden waren. Vor dem „Thistle City Barbican Hotel“ in Zentrallondon dagegen prallten größere Gruppen von Anti-Migranten- und Anti-Faschisten-Demonstranten aufeinander. Die Polizei musste dazwischen gehen, es kam zu neun Festnahmen.

In Manchester fand ein Marsch statt, der von der rechtsextremen Bewegung „Britain First“ organisiert worden war und die massenhafte Remigration von Menschen mit Migrationshintergrund forderte. Auch hier kam es zu Zusammenstößen mit Gegendemonstranten ebenso wie in Newcastle, wo sich vor dem „New Bridge Hotel“ die jeweiligen Gruppen Wortgefechte lieferten. Zum Glück blieb es zumeist bei verbaler Provokation. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen erreichten nicht das Ausmaß der Krawalle vor einem Jahr, als routinemäßig Polizisten angegriffen wurden.

Farage warnt vor einem „Sommer der Unruhen“

Schon seit Wochen gibt es fremdenfeindliche Proteste. Angefangen haben sie in Epping, einem Städtchen vor den Toren Londons. Im dortigen „Britannia“-Hotel sind ebenfalls Asylsuchende untergebracht, bei denen es sich zumeist um Bootsflüchtlinge handelt, die über den Ärmelkanal ins Land gekommen sind. Als bekannt wurde, dass Hadush Kebatu, ein äthiopischer Bootsflüchtling, der erste wenige Tage zuvor in Großbritannien angekommen war, wegen sexueller Übergriffe und Belästigung – er soll ein 14-jähriges Mädchen zu küssen versucht haben – angeklagt worden war, kam es vor dem Hotel zu Protesten. Sie wurden in der Folge immer größer und gewalttätiger, nachdem rechtsextreme Gruppen wie die „Homeland Party“, „British Democrats“ oder „Blood and Honour“ sich den Demonstrationen anschlossen und sie für ihre Zwecke instrumentalisierten.

Auch Nigel Farage, der Chef der rechtspopulistischen Reform-Partei, die zurzeit die Meinungsumfragen in Großbritannien anführt, nahm sich der Sache an. Er bezeichnete die Demonstranten als „zumeist wirklich besorgte Familien“, die sich gegen die Übergriffigkeit von Migranten wehren würden. Er beschuldigte die Polizei, Gegendemonstranten in Bussen herbeigeschafft zu haben, während das Videomaterial, das er als Beweis dazu bereitstellte, das Gegenteil zeigte: Die Demonstranten von „Stand up to Racism“ wurden von der Polizei in Sicherheit gebracht. Doch der Reform-Chef weiß, dass Immigration das Thema ist, bei dem er bei den Briten am besten punkten kann. Farage warnte ominös vor einem „Sommer der Unruhen“ und dass Großbritannien kurz vor „zivilem Ungehorsam in großem Umfang“ stehen würde. Solche Worte sind geeignet, um fremdenfeindliche Demonstranten zu ermutigen.