Bei unseren deutschen Nachbarn im Saarland ist der erste Fall der Aujeszkyschen Krankheit (AK) bei einem Jagdhund bestätigt worden. Infiziert hatte er sich nach Angaben des Trierischen Volksfreunds vermutlich durch den Kontakt mit einem Wildschwein. Auch in Luxemburg zirkuliert das Virus des Suides Herpesvirus 1 (SHV-1), der Erreger der Aujeszkyschen Krankheit, unter den Wildschweinen, wie die Luxemburger Veterinär- und Lebensmittelverwaltung ALVA auf Tageblatt-Nachfrage hin bestätigt. Rund 30 Prozent der Wildschweine im Großherzogtum seien mit dem Virus in Kontakt gekommen.
Fälle der Aujeszkyschen Krankheit – auch als Pseudowut bekannt – bei Hunden seien der ALVA bisher jedoch nicht gemeldet worden. Die Situation werde im Auge behalten, aber „im Moment gibt es keinen Grund zur Beunruhigung“.
Bei dem Fall im Saarland führten die Symptome der Krankheit bei dem Hund zu Juckreiz und zu neurologischen Anfällen, teilte die Tierklinik Elversberg in einem Facebook-Post mit. Der Hund musste aufgrund der schweren Auswirkungen eingeschläfert werden. Bei dem Fall handele es sich um den ersten jemals dokumentierten Nachweis der Aujeszkyschen Krankheit bei einem (Jagd)-Hund im Saarland, schreibt der Trierische Volksfreund und beruft sich dabei auf das deutsche Umweltministerium.
Infektion für Schweine harmlos, bei Hunden tödlich
Die Aujeszkysche Krankheit ist eine Virusinfektion bzw. -erkrankung bei Schweinen, schreibt das Friedrich-Loeffler-Institut. Doch auch andere Säugetiere, wie Hunde oder Katzen, können von dem Virus befallen werden. Ein charakteristisches Merkmal von AK-Infektionen bei Schweinen ist die lebenslange Viruslatenz – sie sind also lebenslang Virusträger, obwohl der Organismus Antikörper gegen das Virus entwickelt.
Bei Wildschweinen verläuft die Krankheit in den meisten Fällen ohne auffällige Symptome, und auch bei Hausschweinen hat die Krankheit meistens einen milden Verlauf. Anders sieht es jedoch bei allen anderen Säugetieren aus. Eine Infektion mit dem Virus der Aujeszkyschen Krankheit verläuft bei anderen Säugetieren immer tödlich, schreibt das Friedrich-Loeffler-Institut.
Darauf sollten Jäger und Hundehalter achten
Säugetiere stellen Fehlwirte für das Virus dar und sterben durch den ausschließlichen Befall des Nervensystems an einer Virusenzephalitis mit schweren zentralnervösen Ausfällen. Bei einer Infektion wird das zentrale Nervensystem binnen kurzer Zeit sehr stark beschädigt, weshalb „massive neurophysiologische Symptome“ auftreten. Dazu gehören Benommenheit und Unkoordiniertheit. Weiter führt die Krankheit zu Juckreiz, Kratzen, Verhaltensstörungen, Krampfanfällen, Lähmungen und dem Tod.
Für Menschen stellt das Virus allerdings keine Gefahr dar, da sie nicht für diese Krankheit empfänglich sind, schreibt das Friedrich-Loeffler-Institut. Die Übertragung der Krankheit auf Hunde erfolgt durch den direkten Kontakt mit infizierten Haus- oder Wildschweinen. Doch auch über kontaminierte Gegenstände wie Futter, Wasser oder Ställe kann das Virus auf andere Tiere übertragen werden.
Hygiene ist das oberste Gebot, schreibt das Friedrich-Loeffler-Institut. Es gilt, den direkten Kontakt von Hunden und Wildschweinen zu vermeiden. Rohes Wildschweinfleisch soll nicht an Hunde verfüttert werden, da einem erlegten Stück Wild nicht angesehen werden kann, ob es infiziert ist und das Virus noch ausscheidet.
„Werwolf-Syndrom“ in Luxemburg?
Eine weitere Krankheit zirkuliert seit mehreren Monaten in europäischen Ländern, berichtet die ALVA. Dabei werden verstärkt neurologische Störungen bei Hunden erfasst. Umgangssprachlich wird vom „Werwolf-Syndrom“ gesprochen, da die Hunde nach Angaben der Besitzer oft heulen wie ein Wolf. Dies ist jedoch kein tierärztlicher Begriff. In der Humanmedizin wird damit vielmehr ein auch Hypertrichose genanntes Symptom bezeichnet.
„Hier in Luxemburg wurden noch keine Fälle gemeldet“, schreibt die ALVA auf Anfrage des Tageblatt. Doch welche Symptome gehören zu den neurologischen Störungen? Es wird über Verhaltensänderungen und zeitweilige unkoordinierte Bewegungen berichtet. Die Tiere haben episodische, plötzliche und extreme Aufregung gezeigt. Auch Panikattacken mit Geheul und Unruhe wurden bei den Tieren beobachtet. Teils komme es im späteren Verlauf zu epileptischen Anfällen. Der Verlauf der Krankheit könne nach einem akuten Beginn über mehrere Tage oder Wochen schwanken, schreibt die Veterinär- und Lebensmittelverwaltung.
Kein tödlicher Verlauf
Eine Infektion ist für die betroffenen Hunde jedoch nicht gleichbedeutend mit einem Todesurteil, da viele Hunde nach der Behandlung ihrer Symptome eine Besserung zeigten, schreibt die Tierärztliche Hochschule Hannover.
Die betroffenen Länder, in denen Hunde mit neurologischen Symptomen gemeldet wurden, untersuchen derzeit die Ursache dieser Beschwerden, die offenbar im Zusammenhang mit dem Verzehr bestimmter kauknochenähnlicher Futtermittel der Marken „Barkoo“ oder „Chrisco“ stehen.
Aus Sicherheitsgründen haben mehrere Länder Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, Warnungen veröffentlicht und betroffene Futtermittel aus dem Handel genommen. Allerdings konnten die Stoffe, die die gesundheitlichen Probleme auslösen, bisher nicht eindeutig identifiziert werden.
Keine Beweise, dass Produkte in Luxemburg verkauft wurden
Die ALVA verfolge diese Untersuchungen und überwache die Ankunft betroffener Produkte in Luxemburg, schreibt die Verwaltung. Bisher gebe es keine Beweise dafür, dass diese Produkte in Luxemburger Geschäften verkauft wurden. Sie seien jedoch online über ausländische Webseiten vermarktet worden, wodurch sie für Luxemburger Verbraucher zugänglich seien.
Die ALVA rät Hundebesitzern, die Futtermittel der Marken „Barkoo“ oder „Chrisco“ nicht zu kaufen und umgehend einen Tierarzt aufzusuchen, sobald das Tier Anzeichen einer Krankheit zeige. Die aktuelle Lage zur Warnung vor neurologischen Störungen bei Hunden in Luxemburg kann man über die LU-Alert-Webseite einsehen.
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Kurzgefasst
Aujeszkysche Krankheit
Symptome:
– Beschädigung des zentralen Nervensystems
– Verhaltensstörungen, Krampfanfälle, Lähmungen
– Benommenheit und Unkoordiniertheit
– Juckreiz, Kratzen
Prognose bei Hunden: tödlich
Gemeldete Fälle in Luxemburg: keine bei Hunden
„Werwolf-Syndrom“:
Symptome:
– Verhaltensänderungen
– zeitweilige unkoordinierte Bewegungen
– plötzliche und extreme Aufregung
– Panikattacken mit Geheul und Unruhe
– teils epileptische Anfälle
Prognose bei Hunden: Besserung nach Behandlung der Symptome
Gemeldete Fälle in Luxemburg: keine
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