Deals wegen „Finanzproblemen“

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Es geht um Drogenhandel, Geldwäsche und illegalen Autohandels. Vor dem Gericht in Luxemburg-Stadt ging der Prozess gegen zehn Personen im Alter zwischen 24 und 50 Jahren in die nächste Runde.

Es geht um Drogenhandel, Geldwäsche und illegalen Autohandels. Vor dem Gericht in Luxemburg-Stadt ging der Prozess gegen zehn Personen im Alter zwischen 24 und 50 Jahren in die nächste Runde. Sie sollen zwischen 2012 und 2015 tätig gewesen sein. Den Angeklagten droht eine Haftstrafe von bis zu 20 Jahren – vor allem weil ihnen die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen wird.

Die Hauptrolle habe der 32-jährige B. gespielt. Er soll in großen Quantitäten mit Drogen gehandelt haben. Außerdem habe er illegal Handel mit Autos betrieben und zahlreiche Dokumente gefälscht. Er soll u.a. zwischen Sommer 2012 und Mitte 2015 Drogen (mehr als 160 kg Marihuana, Kokain und Speed) aus den Niederlanden und Belgien importiert und hierzulande mit weiteren Personen, den anderen Angeklagten, weiterverkauft haben. Insgesamt 1,36 Millionen Euro habe er mit illegalem Drogenhandel verdient. B. wurde am 22. Oktober 2015 verhaftet und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Am Mittwoch sagte der 34-jährige David G. aus. Ihm wird vorgeworfen, in der Nähe von Grundschulen Marihuana verkauft zu haben.

Hells Angels im Saal

Ein Polizist machte die Richter darauf aufmerksam, dass am ersten Prozesstag am Dienstag kurz vor Beginn der Sitzung ein Mann im Saal war, der eine Hells-Angels-Jacke trug. „Wir haben uns erkundigt und es handelte sich hierbei um ein höheres Mitglied der Hells Angels aus Belgien. Wir sind der Meinung, dass der Mann Druck ausüben wollte, um die einzelnen Angeklagten einzuschüchtern“, so der Beamte. Gestern war der Mann nicht mehr anwesend. pha

Finanzielle Probleme

Auf die Frage des vorsitzenden Richters, woher er den Hauptangeklagten B. kenne, erklärte David G., dass er eigentlich nur über einen Mittelsmann Kontakt zu B. hatte. „Ich habe nur acht Kilogramm verkauft und nie 18, wie die Staatsanwaltschaft mir vorwirft. Angefangen habe ich, weil ich vor einigen Jahren finanzielle Probleme hatte und erst als diese gelöst waren, habe ich mich entschlossen, mit dem Dealen aufzuhören“, sagte G.

Ein weiterer Angeklagter machte ähnliche Aussagen im Zeugenstand. Auch er soll aus finanziellen Gründen mit dem Verkauf von Marihuana angefangen haben. „Ich wusste nicht, von wem die Ware kam. Ich sollte meinen Wagen in ein Parkhaus stellen und den Kofferraum offenstehen lassen. Sie haben mir die Ware dann in mein Auto gelegt und ich konnte weiterdealen. Erst als ich Vater wurde, entschied ich mich, mit dem illegalen Geschäft aufzuhören“, so der Mann.

Überfall auf Geldtransporter

Anschließend trat der 50-jährige VDB vor die Richter. Der Mann sitzt zurzeit wegen eines Überfalls auf einen Geldtransporter in den Niederlanden im Gefängnis. Er soll den Hauptangeklagten mehrere Male beliefert haben. Sowohl in Luxemburg als auch in Belgien und den Niederlanden habe der Mann Drogen verkauft. „Ich bin unschuldig und möchte keinen weiteren Kommentar zu dem Fall abgeben“, sagte der Mann.

Ein Polizeibeamter erklärte im Zeugenstand, dass die Ermittlungen während insgesamt vier Jahren liefen. „Von verschiedenen Seiten bekamen wir die Information, dass B. wieder im Drogengeschäft aktiv sei. B. wurde im Jahr 2007 wegen Rauschgifthandels zu zehn Jahren Haft, acht davon auf Bewährung, verurteilt“, so der Zeuge. Darüber hinaus sei B. bis auf zwei Ausnahmen nie einer legalen Arbeit nachgegangen. Angeblich hat B. bei seinen Bekannten angegeben, dass er „für nur 2.000 Euro im Monat morgens nicht aufstehen würde“.

Insider gaben Tipp

Außerdem hätten Insider der Polizei den Tipp gegeben, B. zu überwachen, statt nur die kleinen Konsumenten zu kontrollieren. Der Polizeibeamte betonte vor den Richtern, dass die Untersuchungen von verdeckten Ermittlern durchgeführt wurden. Immer wieder sei den Ermittlern der Name von B. aufgefallen.

Außerdem hat die Polizei herausgefunden, dass die Drogen in Diskotheken und In-Bars, darunter der „White Club“ und der „Saumur“, in der Hauptstadt verkauft wurden. Zudem soll B. auch Kontakte zu den Hells Angels gehabt haben (siehe Kasten). Der Beamte erklärte außerdem, dass B. sich ein geschicktes System ausgedacht hatte. „Er hat sich bei den Hells Angels inspiriert, wie man sich vor der Polizei verstecken kann“, so der Polizist. Die Polizei konnte B. aber anhand von Abhörungen auf die Schliche kommen.

Speziell für diese Ermittlung wurde eine polizeiliche Arbeitsgruppe gebildet. Einer der Ermittler betonte, dass sowohl B. als auch ein weiterer Angeklagte Ende 2012 in Belgien von den dortigen Behörden kontrolliert wurde. „In Court-Saint-Etienne hatte damals ein Haus gebrannt. Bei den Löscharbeiten ist aufgefallen, dass sich dort eine Cannabisplantage mit 4.000 Pflanzen befunden hat. Sowohl B. als auch ein weiterer Angeklagter waren damals vor Ort“, erklärte der Ermittler. Er zeichnete dann anhand einer PowerPoint-Präsentation die einzelnen Schritte nach, wie die verdeckten Ermittler zu ihren Ergebnissen kamen. Ohne jegliche Anstrengung soll B. illegal rund 10.000 Euro pro Monat verdient haben.

Jura
8. Oktober 2017 - 15.08

Ich gehe auch nur zur Arbeit wegen Finanzproblemen, anders kriege ich weder die Miete bezahlt noch Essen auf den Tisch.

Peter Mutschke
7. Oktober 2017 - 18.50

Abgesehen vom zentralen Thema.Ich kenne eine Menge Leute die für weniger als 2000 € Aufstehen.. .müssen