Go, Laura, Go!
Wenn Laura in circa zweieinhalb Stunden auftritt, wird es ordentlich Applaus geben in der Halle. Denn zum Finale sind sie angereist: die Fanclubs, Freunde, Familie und Bekannten von Laura Thorn. Vor der Tür der Halle haben sich die Unterstützer getroffen, ganz mit Merchandise und Flaggen ausgerüstet. Wie versprochen ist auch der Direktor des Escher Konservatoriums, Jean Halsdorf, aus Luxemburg angereist. Noch im Anzug. Denn heute hatte er noch in Luxemburg ein Examen abzunehmen. Und nach dem Auftritt geht es auch sofort wieder nach Esch zurück. Denn am Sonntag ist Tag der offenen Tür im Konservatorium. Denn Stress nehme er gerne auf sich, um Laura zu unterstützen, sagt Halsdorf abschließend.
Laura als nächste Désirée Nosbusch?
Es gibt sie tatsächlich. Am Donnerstag erspähe ich drei Menschen auf einer Terrasse der Eurovision Street: Eine Frau und einen Mann im „Luxembourg-12-points“-T-Shirt und einen weiteren Mann mit einer großen „Roude Léiw“-Fahne. Ich spreche sie erst auf Englisch an – noch ein wenig verunsichert nach meinen vielen Versuchen am Donnerstagabend. Doch dann wird klar: Es sind echte Luxemburger ESC-Fans.
Claudine (55), Roger (63) und Fränk (54) genießen die gute Stimmung, die am Samstagnachmittag im Baseler Zentrum herrscht. Claudine und Roger sind seit Donnerstag da: „Wir hatten das Glück, dass wir Tickets fürs Halbfinale bekommen haben!“ Von Lauras Auftritt waren sie ganz begeistert. „Laura macht das richtig toll! Da gibt es nichts auszusetzen“, sagt Roger. Fränk fügt hinzu: „Da kann ganz Luxemburg stolz drauf sein. Wir sind hier wunderbar vertreten.“ Er reist seit 2017 zu den ESCs. Den in Basel findet er ganz toll. Da stimmt auch Claudine zu: „Es ist wunderbar organisiert und so viel los! Die ganzen Fans … Sie sehen ja selbst!“.
Welche Chancen Luxemburg heute Abend hat? Ganz sicher sind sie sich nicht. Aber Roger sagt: „Wenn Laura gewinnt, dann ist sie die nächste Désirée Nosbusch. Und darf natürlich die Show kommentieren. Das wird dann der erste Open-Air-ESC auf dem Luxexpo-Parking!“

In Basel um die Welt
Wer am Rande des ESC eine kulinarische Weltreise machen möchte, sollte unbedingt an der Tramstation Markthalle aussteigen und einen großen Hunger mitbringen. Kleine Essstände bieten hier Leckereien aus der Türkei, Ukraine, Spanien, Südafrika, Sri Lanka, Peru, Indien, Mexiko, Thailand u.s.w. an. Nur „Gromperekichelcher“ gibt’s hier nicht. Die Entscheidung fällt schwer. Am Ende gibt es eine Portion DIY Ramen. Sehr lecker!


The Sound of Basel
Möwenkrächzen war für mich 2024 der „Sound of Malmö“, da man diese fast überall in der Stadt gehört hat. In Basel ist es eher das Gebimmel der Straßenbahn – und das Klappern der Störche. Derzeit ist Brutsaison und das Gebiet rund um die Stadt zählt viele Nester. Wer besonders viele sehen möchte, kann dies im städtischen Zoo tun. Hier befindet sich gefühlt an jedem Baum und hohen Pfahl ein Nest.
Stimmliche Unterstützung
Wenn ein Kandidat noch stimmliche Unterstützung braucht: Die Flamingos aus dem Baseler Zoo sind schonmal dabei, sich warm zu krächzen. Mit ihrem bunten Federgewand würden sie vermutlich gar nicht so herausstechen.
Als Journalist ist man häufig den ganzen Tag in der ESC-Bubble unterwegs. Aber wenn man etwas Freizeit hat, dann erkundet man auch gerne die Host-City. Die grüne Oase im Herzen Basels mit vielen besonderen Tieren kann ich auf jeden Fall empfehlen. Herausstechen tut für mich aber auch: Der Baseler Zoo setzt sich mit der eigenen problematischen Geschichte auseinander. Im Löwen- und Krokodilhaus werden die früheren Haltungsmethoden von Tieren thematisiert. Am Flamingo-See stehen Schilder, die über „Ausstellungen“ von Menschen afrikanischer Herkunft in der Zeit um 1900 informieren – so trägt man ein Stück weit zur Aufarbeitung der Kolonialzeit bei.



Nana Mouskouri is calling
Beim Stimmenfang setzen die Delegationen aus den unterschiedlichen ESC-Ländern auf viele Strategien. Griechenlands Klavdia hat zum Beispiel mit Luxemburgs ehemaliger Kandidatin Nana Mouskouri telefoniert – und veröffentlicht dazu ein Video auf Facebook.
Konzert gefällig?
Basel ist diese Woche wirklich die Hauptstadt der Musik. Als ich gegen 18.15 Uhr an der Messe aus der Bahn steige, lande ich mitten in einem Stefanie-Heinzmann-Konzert. Da verweilt man doch gerne. Denkt sich auch die Musikerin und hängt einfach mal ein paar Songs an das vorgesehene Set dran. Die Menschentraube vor dem Eintrittsbereich freut’s.
Anstoßen aufs Weiterkommen
Hier in Basel arbeiten die unterschiedlichen luxemburgischen Medien eng zusammen. Das war auch schon in Malmö so, aber es freut, dass es auch in Basel erhalten bleibt. Beim gemeinsamen Mittagessen am Freitag, zu dem RTL eingeladen hatte, wurde mit Käsefondue auf das Weiterkommen beim Halbfinale „angestoßen“. Das Tischgespräch dreht sich – ESC oblige – um die Chancen auf den ESC-Sieg. Wer sind die Favoriten? Wo wird Luxemburg landen? Vanessa Strauch von L’essentiel und ich haben eine kleine Wette abgeschlossen, ob Luxemburg in die Top 10 oder sogar in die Top 5 kommt. Wer am nächsten am Endresultat dran ist, darf auf der Rückfahrt die Musik bestimmen.

Bereit für die Show
Keinen Platz in der St.-Jakobs-Halle ergattert? Kein Problem. Public Viewing kann man hier in Basel in vielen Cafés und Bars – und in den Eurovision-Locations. Am Square ist eine gute Stunde vor Showbeginn schon einiges los.
Buntes Wiedersehen
Es gibt Fans des ESC. Es gibt Superfans. Und dann gibt es noch Leslie. Die 64-Jährige aus Großbritannien ist mir schon in Malmö begegnet und hat mir damals ein Armband in Luxemburger Farben geschenkt. Gefertigt aus alten Strumpfhosen. Als ich sie von der Tram auf dem Weg zum EuroVillage an der Mittleren Brücke erspähe, springe ich an der nächsten Haltestelle raus, um sie zu grüßen. Ihr gehe es gut, erzählt sie und schenkt mir prompt ein neues Armband. Sie hat mehrere hundert dabei, die sie an Fans verteilt, die stehen bleiben und um ein Foto bitten. Vom ESC hier in der Schweiz ist sie begeistert. Es ist bereits der 16. Wettbewerb, zu dem sie reist, jeder ist mit einer selbstgemalten Perle an ihrer Halskette vermerkt. Ob sie auch nach Luxemburg kommen würde, wenn der ESC dort stattfände? „Natürlich!“, lacht sie. Die Daumen seien auf jeden Fall gedrückt.
„Wir sind super stolz“
Auf dem Eurovision Square gehört das Mikrofon am Donnerstagnachmittag zunächst 16 Schweizer Schulklassen. Sie werden ihren selbstgeschriebenen Song vortragen. „Wir sind super stolz, hier zu sein“, erzählt mir eine Schülerin der MPS Oberarth. Eine weitere fügt hinzu: „Es ist toll, dass der ESC in diesem Jahr in der Schweiz ist und wir so mitmachen können.“ Für mich steht schon mal fest, wer den Schulwettbewerb gerockt hat. Twelve Points an die MPS Oberarth!

Die Gewinnerwand
Hinter den Sitzen auf dem Eurovision Square wartet eine kleine Fotogelegenheit auf die Fans. Das Eurovision-Herz ist hier umgeben von Schallplatten mit den Titeln vorheriger Gewinner. Die Luxemburger Songs habe ich auf jeden Fall alle gefunden. Ob sich Laura Thorn hier einfügen wird? Erst mal muss der Finaleinzug gesichert werden.
Umleitung wegen Protests
Auf dem Weg zum EuroVillage gibt es plötzlich eine Ankündigung in der Tram. Man werde eine Umleitung fahren. Wegen eines Protestzugs seien einige Straßen im Zentrum gesperrt. Eine kurze Recherche zeigt: Bewilligt war an diesem Abend keine Demo. Ich springe also aus der Bahn und mache mich auf die Suche. Wenige Straßen weiter erspähe ich palästinensische Flaggen. Eine kleine Gruppe bewegt sich durch die Basler Innenstadt, lose begleitet von ein paar Polizisten in gelben Warnwesten. Manche der Einsatzkräfte haben „Dialogteam“ auf dem Rücken stehen. Man wirkt aufmerksam, aber nicht angespannt. Ein Polizeisprecher vor Ort informiert: Es sind nur etwa 100-120 Personen, die am Zug teilnehmen. Der Protest sei zwar nicht bewilligt, aber bisher sei alles friedlich verlaufen. Wenige Minuten später bewegt sich der Zug von der Straße, weg von den Tramschienen und auf eine freie Grasfläche. Fahnen werden geschwenkt und ein paar Parolen ertönen, die aber vier, fünf Meter von der Gruppe entfernt schon nicht mehr zu verstehen sind. Von den langen, lautstarken Demozügen von Malmö ist man hier in Basel weit weg.

Let’z Work
Die Luxemburger Presse hat sich gefunden. 100,7, Le Quotidien, Luxemburger Wort, L’essentiel und Tageblatt arbeiten hier im Pressebereich friedlich nebeneinander. Die Kollegen von RTL hingegen befinden sich im Delegationsbereich, haben aber netterweise für einen Teil der Tischdeko gesorgt.

Exklusive Einblicke
Eine der schönsten Erfahrungen als Journalist beim ESC ist es sicherlich, Eindrücke davon zu bekommen, was so hinter den Kulissen alles läuft. Insbesondere die Generalproben sind dafür die perfekte Gelegenheit. Von den Hunderten Helfern, die über, unter, neben und hinter der Bühne umherhuschen, damit die Show problemlos klappt, bis zu der Armee an Volunteers, die sich um die Bedürfnisse der Kandidaten, Presse, Delegationen, Fans und aller anderen kümmern – der ESC ist eine Welt für sich.

Graffiti-Protest
Gegen Israels Teilnahme wird auch in Basel protestiert. In der Nacht wurden einige Schilder im Zentrum auf dem Weg zum Eurovision Square beschmiert. Doch gleich am Morgen ist ein Eurovision-Team vor Ort, um neue Schilder aufzuhängen. Uns ist noch ein Foto vor der Austauschaktion gelungen.

Gut versorgt
Die Journalisten müssen auch in Basel nicht dursten. Wie in Malmö auch gibt es für jede akkreditierte Person eine Wasserflasche, die man vor Ort an Wasserstationen befüllen kann. Und – ganz dem Klischee entsprechend – auch die Kaffeeversorgung ist ein grundlegendes Bedürfnis. An gleich mehreren Orten gibt es während der gesamten Öffnungszeit des Pressezentrums so viel Kaffee, wie das Herz verträgt. Und das kostenlos.

Flaggenmeer vor der Halle
Zwar sind für die Fans viele Flaggen erlaubt – aber nicht in jeder Größe. Wer überdimensionierte Flaggen mitbringt, muss sie am Eingang abgeben. Die Security benutzt diese Flaggen als Dekoration an den Gittern beim Eingang. Auch ansonsten wird ganz genau kontrolliert, erzählen uns Gäste des ersten Halbfinals. Wer z.B. zu große Taschen dabei hat, wird am Eingang abgewiesen.

Basler Leckerei
Gleich gegenüber der St.-Jakobshalle gibt es an einem Würstchenstand eine Basler Spezialität. Die „Basler Wurst“ ist mit Läckerli gewürzt, einem lebkuchenartigen Gebäck, für das Basel bekannt ist, informiert die Wurstverkäuferin. Nach der Geschmacksprobe ist die Grillwurst absolut zu empfehlen!

Gesangseinlage
Auch wenn die Songs bekannt sind, alle Künstler der 37 teilnehmenden Nationen wiederzuerkennen ist schwierig. Als die Delegation aus Aserbaidschan in den Presseraum tritt und mit Singen beginnt, gucken Vanessa und ich uns erst verdutzt an, ehe wir wiedererkennen, wer es ist. Nach einem kleinen Videodreh wird dann aber gleich weiter am Artikel geschrieben. Wenn auch nun mit guter Hintergrundmusik.
Fast wie alte Freunde
Im Pressezentrum angekommen – was man erst mal finden musste, da der Eingang in diesem Jahr etwas versteckt liegt –, wird erst mal ein Tisch ergattert. Doch bei einem ersten Rundgang begegnen einem direkt viele bekannte Gesichter – die ESC-Bubble lässt grüßen. Kontakte, die man im vergangenen Jahr geknüpft hat, leben sofort wieder auf. Und meistens gilt die erste Frage den Qualifikationschancen des eigenen Landes. Vor allem aber fühlen sich Vanessa und ich wie alte Hasen. „Es ist nicht so überwältigend wie in Malmö“, sagt sie mir. Ich muss zustimmen. Damals kam einem alles irgendwie ziemlich groß vor.
Endlich in Basel
Nach fast vier Stunden Fahrt heißt es: Hoi Basel! Übernachten werden wir in einer Privatwohnung, die wir ergattern konnten. Und unsere Vermieterin hat uns gleich mal Lesestoff dagelassen. „ESC, juhee!“, lautet der Titel der Zeitung.

Zurück zum ESC
Luxemburg ist wieder beim ESC – und die Luxemburger Presse auch. Die Mannschaft ist weitestgehend gleich geblieben, nur die Kollegen vom Le Quotidien schicken einen anderen Journalisten. Doch warum nicht zusammen reisen, haben Vanessa Strauch von L’essentiel und ich uns gedacht. Immerhin wird es so billiger – und wir haben gemeinsam Spaß. Die Hinreise stand gleich im Zeichen des ESC: Wir hörten uns alle teilnehmenden Songs noch einmal an. Textsicher sind wir noch nicht so ganz, aber es bleibt ja noch ein wenig Zeit.

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