Freitag26. Dezember 2025

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Neues Leben für alte ElefantenPortugal eröffnet Europas erstes Schutzgebiet für Zirkus- und Zootiere

Neues Leben für alte Elefanten / Portugal eröffnet Europas erstes Schutzgebiet für Zirkus- und Zootiere
Sanfte Hügel, weite Wiesen: das neue Pangea-Elefantenreservat in Portugal Foto: Pangea 

Im Süden Portugals entsteht ein europaweit einzigartiges Schutzgebiet für Elefanten aus Zoos und Zirkussen. Anfang 2026 sollen die ersten Tiere einziehen – allen voran Elefantenkuh Kariba.

Ein Stück Afrika im Herzen Portugals: Zwischen den weiten Hügeln der Alentejo-Region, rund 200 Kilometer südöstlich von Lissabon, entsteht ein Projekt, das es in Europa bislang nicht gibt – ein großflächiges Schutzgebiet für Elefanten, die ihr Leben in Zoos oder Zirkussen verbracht haben. Zwischen den Gemeinden Vila Viçosa und Alandroal, inmitten einer Landschaft aus Eichenhainen, Wiesen und Wasserläufen, sollen bald die ersten Dickhäuter frei herumlaufen.

Die britisch-portugiesische Tierschutzbewegung Pangea hat das 400 Hektar – etwa 400 Fußballfelder – große Gelände im Jahr 2023 erworben und baut dort derzeit Ställe, Zäune und Freiflächen. Anfang 2026 sollen die ersten Elefanten eintreffen – Tiere, die keine Bleibe mehr finden. Es ist das erste groß angelegte Elefantenschutzgebiet Europas; langfristig soll das Reservat auf bis zu 1000 Hektar erweitert werden.

Man wolle Elefanten, die in Gefangenschaft waren, ein neues Leben in Würde ermöglichen, sagt Pangea-Direktorin Kate Moore. Rund 600 Elefanten leben derzeit in Europa in Gefangenschaft, viele davon allein, auf Betonböden oder in kleinen Gehegen in Tierparks oder Zirkusunternehmen. In den meisten EU-Staaten – wie etwa in Österreich oder Portugal – sind Wildtiere im Zirkus inzwischen weitgehend verboten.

Deutschland zählt zu den wenigen EU-Ländern, in denen Wildtiere im Zirkus nach wie vor erlaubt sind. Auch in der Schweiz gibt es bislang kein generelles Verbot, sondern lediglich strenge Auflagen. Der Druck, Wildtiere aus Publikumsspektakeln zu verbannen, steigt jedoch.

Kariba wird erste Bewohnerin

Die erste Bewohnerin des portugiesischen Tierreservats steht bereits fest: Kariba, eine afrikanische Elefantenkuh, geboren 1985 im afrikanischen Simbabwe. Nachdem damals ihre Herde von Jägern getötet worden war, fing man das Jungtier ein und transportierte Kariba zunächst nach Deutschland. Die letzten Jahrzehnte lebte sie dann in verschiedenen europäischen Zoos.

Umzug in Portugals neues Reservat: Die Elefantenkuh Kariba
Umzug in Portugals neues Reservat: Die Elefantenkuh Kariba Foto: Pakawi Park

2012 zog Kariba in den belgischen Pakawi Tierpark, wo sie mit Jenny, einer ehemaligen Zirkuselefantenkuh, zusammenlebte. Doch nach Jennys Tod im Jahr 2022 blieb Kariba allein zurück. „Wir haben uns lange um Kariba gekümmert, aber wir konnten sie nicht länger allein sehen“, berichtet Pakawi-Chef Tommy Pasteels. Deshalb soll Kariba, die inzwischen 40 Jahre alt ist und noch eine Lebenserwartung von rund 10 bis 20 Jahren hat, Anfang 2026 in das neue Pangea-Schutzgebiet in Portugal umziehen.

Finanziert wird das neue Elefantenparadies durch Spenden und Stiftungen. Unter den Förderern befindet sich die Tierschutzstiftung der französischen Schauspielerin Brigitte Bardot; die britische Born Free Foundation, die für die Schließung von Zoos und Zirkussen eintritt; oder die große internationale Bewegung World Animal Protection.

Portugals Regierung unterstützt das Vorhaben ebenfalls über ihre Naturschutzbehörden. Genauso wie die beiden portugiesischen Gemeinden Vila Viçosa und Alandroal, auf deren Gebiet sich das Schutzgebiet befindet. „Dies ist ein Projekt, auf das wir stolz sein können – eine europaweit wegweisende Initiative, die nicht nur dem Wohlergehen der Elefanten dient, sondern auch unseren Gemeinden”, sagt Inácio Esperança, der Bürgermeister von Vila Viçosa.

Warum Portugal?

Warum entsteht der Elefantenpark ausgerechnet in Portugal? Der Standort im Süden des Landes wurde nach einer europaweiten Machbarkeitsstudie ausgewählt. Das Klima dort ist mild und erinnert in den Sommermonaten an afrikanische Savannen. Das Gelände ist weitläufig, das Wasserangebot ist ausreichend – gute Bedingungen für Tiere, die viel Platz brauchen. Das Gebiet liegt zudem abseits großer Städte, was Ruhe garantiert.

In den USA oder Brasilien existieren bereits große Elefantenschutzgebiete mit ähnlichem Konzept. In Europa gibt es bislang nur kleinere Initiativen – wie das französische Projekt „Elephant Haven“ (Elefanten-Zufluchtsort), ein ehemaliger Bauernhof in der Region Nouvelle-Aquitaine, der als Altersruhesitz für Zoo- und Zirkuselefanten gegründet wurde.

Das Konzept des neuen Elefantenreservats in Portugal unterscheidet sich deutlich von einem Zoo: keine Besuchertribünen, keine Vorführungen. Stattdessen weite Flächen, Wasserstellen, Schattenbäume und Rückzugsorte. Die Tiere sollen sich frei bewegen, baden und soziale Kontakte untereinander pflegen können.

Begrenzter Zugang für Besucher

Nur an wenigen Tagen im Jahr werden Publikumsbesuche möglich sein. Einen Massenauftrieb wie in vielen Tierparks soll es aber nicht geben. Für die breite Öffentlichkeit wird eine digitale Plattform mit Live-Kameras und Lernangeboten entstehen, um Einblicke in die Welt dieser Tiere zu erhalten.

Für die Pangea-Tierschützer ist das Ziel klar: Nach Jahrzehnten in Gefangenschaft sollen Dickhäuter, die ihr Leben lang vorgeführt wurden, einen Zufluchtsort haben, an dem sie ein möglichst natürliches Leben führen können – und an dem sie wieder einfach nur Elefanten sein dürfen.