Samstag18. Oktober 2025

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GroßbritannienPolizeibehörde verbietet israelischen Fans den Besuch eines Fußballspiels

Großbritannien / Polizeibehörde verbietet israelischen Fans den Besuch eines Fußballspiels
Polizeifahrzeuge stehen vor dem Stadion von  Aston Villa: Der britische Premier Keir Starmer kritisiert den Ausschluss von israelischen Fans vom Spiel gegen Maccabi Tel Aviv Foto: Justin Tallis/AFP

In Großbritannien können die Sicherheitsbehörden die Sicherheit von Juden nicht garantieren. Vierzehn Tage nach dem mörderischen Terrorangriff eines Islamisten auf eine Synagoge in Manchester hat jetzt die Polizei von Birmingham wegen möglicher Ausschreitungen israelischen Fußballfans den Aufenthalt in der Stadt verboten.

Das Europa-League-Spiel zwischen Aston Villa und Maccabi Tel Aviv Anfang November soll ohne die auswärtigen Anhänger stattfinden. Labour-Premierminister Keir Starmer kritisierte das Verbot als „falsche Entscheidung: Wir werden Antisemitismus auf unseren Straßen nicht tolerieren.“

Erst in den vergangenen Tagen war es am Rande von WM-Qualifikationsspielen der israelischen Nationalmannschaft in Norwegen und Italien zu Ausschreitungen gekommen. In Oslo und Udine musste die Polizei gewalttätige pro-palästinensische Demonstranten mit Tränengas und Wasserwerfern in Schach halten.

In der Millionenstadt Birmingham leben Hunderttausende von bestens integrierten Muslimen, deren Vorfahren aus früheren britischen Kolonien wie Pakistan und Bangladesch eingewandert waren. Eine Reihe der regionalen Parlamentsabgeordneten sind asiatischer Herkunft und islamischen Glaubens; dazu gehören sowohl die Labour-Innenministerin Shabana Mahmood, der Konservative Saqib Bhatti wie auch der früher lange für die Liberaldemokraten tätige, 2024 jedoch als „Pro-Palästina“-Kandidat gewählte Unabhängige Ayoub Khan. Das Stadion des Traditionsclubs Aston Villa, zu dessen Fans auch Thronfolger Prinz William gehört, liegt in seinem Wahlkreis.

Schon bald nach Bekanntgabe des Spielplans durch den europäischen Verband UEFA gehörte Khan, mit dem früheren Labour-Chef Jeremy Corbyn, zu den Organisatoren einer Petition, in der die Absage des Spiels, mindestens aber ein Ausschluss der auswärtigen Fans gefordert wurde. Als Begründung gaben die Initiatoren damals „den anhaltenden Genozid in Gaza“ sowie „Erfahrungen mit gewalttätigen Fans“ des israelischen Clubs an. Am Donnerstagabend begrüßte der Abgeordnete das Stadionverbot für Israelis. Seit der Auslosung des Matches sei klar gewesen, „dass unsere Sicherheitsbehörden die Risiken nicht zur Gänze würden bewältigen können“, sagte der 52-Jährige der BBC. Rund um das Spiel gebe es „Feindseligkeit und Unklarheit“.

Womöglich ist damit gemeint, worauf das Beratergremium der zuständigen Polizeibehörde explizit Bezug nimmt: die Ausschreitungen in Amsterdam rund um das Europa-League-Match im vergangenen November zwischen dem lokalen Club Ajax und Maccabi. Augenzeugen zufolge randalierte am Vorabend der Partie ein schwarz gekleideter Block des Gästeclubs, pöbelte gegen Araber und riss palästinensische Flaggen von Häusern. Nach dem Spiel (Ergebnis: 5:0) attackierten junge Männer auf E-Scootern die Maccabi-Fans; offenbar hatten sich die Angreifer auf unsozialen Medien zur „Judenjagd“ verabredet. Die örtliche Stadtverwaltung sprach anschließend von einer „giftigen Mischung aus Antisemitismus, Hooliganverhalten und Wut über den Gaza-Krieg“.

„Nationale Schande“

Ähnliches fürchteten offenbar auch die Verantwortlichen in Birmingham. Ihrem Verbot fügten sie hinzu: „Wir bleiben bei unserer unerschütterlichen Unterstützung aller Gruppen und beteuern unsere Null-Toleranz-Haltung gegen Hassdelikte aller Art.“ Das Versprechen konnte den Regierungschef nicht beschwichtigen: „Die Polizei muss sicherstellen, dass alle Fans das Spiel ohne Furcht vor Gewalt oder Einschüchterung anschauen können“, ließ Starmer, selbst eingefleischter Fan des FC Arsenal London, mitteilen. Die konservative Oppositionsführerin Kemi Badenoch sprach von einer „nationalen Schande“.

Am Freitag forderte der örtliche Polizeiaufseher Simon Foster die West Midlands Police (WMP) zu einer Überprüfung der Entscheidung auf. Starmer beauftragte seine Sportministerin Lisa Nandy damit, eine Lösung aus dem Dilemma zu finden. Womöglich stellt die Regierung der örtlichen Polizeibehörde mehr Geld zur Verfügung, um etwaigen Ausschreitungen von vornherein entgegentreten zu können.

Verantwortliche von Aston Villa haben das Verbot bisher nicht kommentiert. Der Verein jüdischer Fans des 150 Jahre alten Clubs verwies auf ein Spiel ihrer Mannschaft in Berlin 1938, als die Spieler, anders als etwa die englische Nationalelf, den Hitlergruß verweigerten und daraufhin vom Nazi-Pöbel ausgepfiffen wurden. „Wir sind überwältigt von Angeboten anderer Villa-Anhänger, die ihre Eintrittskarte an Maccabi-Fans abtreten wollen“, schrieb Andrew Fox auf der Plattform X.