Ein vorläufiger Exit-Plan der Inselregierung schlägt vor, dass von Spätsommer an nationale und internationale Urlauber wieder einreisen können. Allerdings nur mit Gesundheitsattest, aus dem hervorgeht, dass keine Infizierung vorliegt. Und auch sonst dürfte der Urlaubsalltag im Kanarenparadies, das 2019 von 15 Millionen Touristen besucht wurde, künftig anders aussehen als bisher.
„Wir haben keinen aktiven Corona-Fall mehr“, freut sich Casimiro Curbelo, Chef des Inselrats von Gomera. „Das ist eine gute Nachricht.“ Das Kanareneiland gehört zusammen mit der Nachbarinsel El Hierro zu den ersten virusfreien Zonen Spaniens. Auf Fuerteventura, beliebtes Surfer- und Strandparadies, ist ebenfalls ein baldiges Ende des Notstandes in Sicht; dort gab es am Freitag nur noch 13 aktive Fälle. Von den großen Inseln Teneriffa und Gran Canaria werden zwar noch mehrere hundert Erkrankungen gemeldet. Doch auch dort sieht es deutlich besser aus als auf dem spanischen Festland.
Nachdem die Epidemie auf den Kanaren unter Kontrolle zu kommen scheint, fordern die Inseln nun von der spanischen Zentralregierung in Madrid, schon früher als der Rest Spaniens die Ausgangs- und Reisebeschränkungen lockern zu dürfen. „Wir leben vom Tourismus“, sagt Ángel Víctor Torres, Regierungschef der Kanarenregion. Er hofft, dass schon bald die ersten Hotels wieder aufmachen können. Zunächst mit halber Bettenkapazität, um Hygieneregeln und Sicherheitsabstand der Gäste in der Herberge gewährleisten zu können. Zudem könnte es Fieberkontrollen und Maskenpflicht in den Unterkünften geben.
Vier-Stufen-Plan
Am Freitag stellte Torres einen Vier-Stufen-Plan für den Ausstieg aus dem Corona-Lockdown vor, dem aber die Regierung in Madrid noch zustimmen muss und der richtungsweisend für ganz Spanien werden könnte: Danach sollen schon von Montag an kleine Geschäfte auf den Kanaren wieder aufmachen. In einer zweiten Phase ist die Öffnung der Einkaufszentren und Sportstudios geplant. Auch einige Hotels könnten ab Mitte Mai wieder Gäste empfangen. Genauso wie der Strandbesuch dann möglich sein soll. Ein Tourismus im Probebetrieb, der aber zunächst nur für Inselbewohner offenstehen soll.
Wenn alles gut gehe, sagt Torres, könne das Tourismusgeschäft dann bis spätestens Herbst, wenn die Hochsaison auf den Atlantikinseln startet, komplett hochgefahren werden. Von diesem Zeitpunkt an könnten, nach dem vorgelegten Plan, auch Gäste aus dem Ausland wieder einreisen. Das wird vor allem die Deutschen und die Briten freuen, es sind traditionell die beiden größten internationalen Urlaubergruppen auf den Inseln. Zuvor müsste Spaniens Regierung allerdings die Grenzen wieder öffnen: Derzeit dürfen nur Bürger einreisen, die auf den Kanaren ihren ersten Wohnsitz haben.
Experiment
Andere spanische Tourismus-Hochburgen, welche die Urlaubssaison ebenfalls noch nicht verloren geben, beobachten interessiert das kanarische Experiment. Und sie rüsten sich ebenfalls für eine kontrollierte Rückkehr zum Ferienalltag. Das gilt auch für die Mittelmeerinsel Mallorca, wo ähnlich wie auf den Kanaren die Epidemie bisher deutlich glimpflicher als andernorts verlieft.
Obwohl viele Einzelheiten für den Neustart der Urlaubsindustrie noch unklar sind: Einen Sommer ohne Tourismus kann sich Juanma Moreno, regionaler Regierungschef des südspanischen Andalusiens, nicht vorstellen. Aber auch für ihn ist klar, dass es dieses Jahr aus Sicherheitsgründen keine vollen Hotels und keine vollen Strände geben kann. Für die Playas werde man Besucherlimits festlegen müssen, sagt er. Und die Polizei werde dann darüber wachen müssen, dass der gebotene Sicherheitsabstand und die erlaubten Obergrenzen an den Stränden tatsächlich eingehalten werden.
Da im Hintergrund stehen die idealen Brutsilos für Corona-Viren.Die Masse macht's.