Patrizia Van der Weken steckte sofort nach dem Finale des 100-Meter-Sprints die Köpfe mit den besten Sprinterinnen Europas zusammen und musste sich gedulden. Dass die Britin Dina Asher-Smith Gold gewann, war schnell klar, doch dahinter ging es eng zu und es musste auf das Fotofinish gewartet werden. Nach einer gefühlten Ewigkeit blitzten dann endlich die Ergebnisse im römischen Stadio Olimpico auf – doch damit war auch klar, dass Van der Weken das EM-Podium ganz knapp verpasst hat. Eine Hundertstelsekunde fehlte ihr bei ihrer Zeit von 11,04 Sekunden auf die Polin Ewa Swoboda und die Italienerin Zaynab Dosso, die die Plätze zwei und drei belegten.
Ihre Enttäuschung konnte die 24-Jährige wenige Augenblicke später nicht verstecken. „Ich habe gemerkt, dass wir zu viert auf einer Linie waren. Es hat nur so viel gefehlt für eine Medaille“, sagte sie und zeigte dabei mit Daumen und Zeigefinger eine Lücke von gerade mal einem halben Zentimeter. „Das ist richtig blöd. Eine Hundertstel ist Scheiße.“
Landesrekord im Halbfinale

Sie ließ anschließend ihren Finallauf Revue passieren. „Ich muss lernen, mich am Ende besser nach vorne zu werfen, dann hätte es vielleicht gereicht. Das ist aber nichts Neues“, erklärte sie. „Ansonsten kann ich mir eigentlich nichts vorwerfen. Ich bin gut gelaufen.“
Und das auch schon knapp zwei Stunden zuvor. Van der Weken hatte nämlich im Halbfinale für einen Höhepunkt des EM-Abends gesorgt. In 11,00 Sekunden war sie hinter der späteren Europameisterin die zweitschnellste Zeit überhaupt gelaufen und stellte damit auch einen neuen Fabel-Landesrekord auf.
Dieser stimmte sie zwar versöhnlich, richtig darüber freuen konnte sich die FLA-Athletin nach dem Finale trotzdem nicht. „11,00 und 11,04 sind exzellente Zeiten“, sagte sie. „Ich wusste, dass ich gut in Form bin. Wir haben die gleiche Vorbereitung gemacht wie letztes Jahr, als ich die 11,02 gelaufen war.“ Doch die Enttäuschung über die verpasste Medaille war in dem Moment größer. „Es ist eine blöde Situation. Wäre ich die 11,00 im Finale gelaufen, wäre es anders ausgegangen.“
Am Montag reist Van der Weken nun zurück nach Hause und wird sich Zeit nehmen, das Finale zu verarbeiten und mit ihrem Trainer Arnaud Starck zu analysieren. „Vielleicht ist es morgen schon ein anderes Gefühl.“
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