RumänienParlament beschließt Verkaufsverbot von Energiegetränken an Minderjährige

Rumänien / Parlament beschließt Verkaufsverbot von Energiegetränken an Minderjährige
Nicht nur Energydrink: in einigen osteuropäischen Ländern bereits für Jugendliche unter 18 Jahren verboten Foto: AFP/Michaela Stache

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In deutschsprachigen Breiten werden Verkaufsbeschränkungen von Energiegetränken noch diskutiert. Im Osten des Kontinents werden der Aufputschlimonade schon jetzt die Flügel gestutzt: Nach Lettland, Litauen und Polen hat nun auch Rumänien ein Verkaufsverbot an Minderjährige beschlossen.

Sie sind pappsüß, bunt – und putschen auf. Es ist vor allem der hohe Koffein-, Taurin- und Zuckergehalt, denen die sogenannten Energiegetränke ihren von den Herstellern und der Werbebranche kräftig verbreiteten Ruf als flügelverleihende Muntermacher verdanken.

Der erhöhte Blutdruck, der durch die erweiterten Gefäße pulst, verschafft nicht nur ermatteten Kraftfahrern oder Partygängern das ersehnte Wachgefühl: Selbst Kinder und Jugendliche erhoffen sich von der Aufputschlimonade bei Prüfungen und Klassenarbeiten ein erhöhtes Maß an Konzentration.

Doch die konsumierte Menge bestimmt die Wirkung. Auch Vitaminzusätze machen die Wachmacherlimonade mit einem Zuckergehalt von bis zu 16 Prozent keineswegs gesund. Besonders junge Vieltrinker sind gefährdet: Bei einer Überdosis an Koffein geht die vermeintliche Steigerung der Leistungskraft bei Kindern und Jugendlichen wegen der geringeren Körpermasse noch stärker mit gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen gepaart als bei Erwachsenen.

Vor vermehrten Angstzuständen und Stimmungsschwankungen über Herzrhythmus- und Schlafstörungen bis hin zu Diabetes, Nieren- und Lebererkrankungen warnen europaweit besorgt Ärzte- und Konsumentenverbände – und fordern schon seit Jahren Einschränkungen beim Verkauf der süßen Wachmacher an Minderjährige – in den meisten EU-Staaten allerdings bislang meist vergeblich.

Doch während in deutschsprachigen Breiten noch stets ergebnislos die Debatten um ein Verkaufsverbot der Aufputschgetränke an Minderjährige wogen, werden diesen im Osten des Kontinents zunehmend die Flügel gestutzt. Nach Litauen (2014) und Lettland (2016) hat zu Jahresbeginn auch Polen den Verkauf der Energydrinks an unter 18-Jährige verboten.

Im letzten Monat hat nun auch Rumäniens Parlament mit nur einer Gegenstimme das Verkaufsbot des kontroversen Zuckerwassers an Minderjährige beschlossen: Auch der Verkauf der Energiegetränke in Getränkeautomaten sowie in Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen soll künftig verboten sein. Außer Geldstrafen von umgerechnet 4.000 bis 6.000 Euro droht Getränkehändlern im Karpatenstaat, die wiederholt gegen die Verkaufsauflagen verstoßen, gar die bis zu 30-tägige Schließung ihrer Läden.

Hoher Konsum bei Jugendlichen

Die nun verhängten Verkaufseinschränkungen bei den zwei bevölkerungsreichsten EU-Staaten im Osten dürfte die florierende und vor allem auf jüngere Konsumenten setzende Branche zu spüren bekommen. Allein in Polen wird deren Jahresumsatz auf 250 Millionen Euro beziffert.

Der während der Corona-Pandemie stark angezogene Konsum der Energiegetränke wird zwischen Oder und Weichsel auf jährlich etwa 110 Millionen Liter geschätzt – ein knappes Zehntel davon haben sich bisher Kinder und Jugendliche hinter die Binde gekippt.

Aktuelle Vergleichszahlen zum europaweiten Konsum der süßen Koffeinbomben durch Jugendliche liegen derzeit nicht vor. Laut dem allerdings bereits 2013 veröffentlichten „Energiegetränke Report“ der EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA (www.efsa.europa.eu) erklärten über zwei Drittel der damals in der EU befragten Minderjährigen zwischen 10 und 18 Jahren, Energydrinks zu konsumieren – davon zwölf Prozent gar mehr als sieben Liter im Monat. Der Anteil derer, die die Wachmacher als Mixgetränke mit Alkohol nutzen, lag damals bei dieser Altersgruppe mit 53 Prozent fast genauso hoch wie bei den Erwachsenen (56 Prozent).