Anfang dieser Woche verschickte das pädagogische Team der Escher „Bëschklassen“ im Sinne der „Transparenz“ einen (digitalen) Brief an die Eltern der in dem naturnahen Projekt beschulten Kinder, um sie über „bestimmte Änderungen“ zu informieren, die in Kürze zu erwarten seien. Nach den Osterferien werde eine Erzieherin die Waldschulklassen verlassen, heißt es in dem Schreiben, das dem Tageblatt vorliegt. Unseren Informationen zufolge wechselt sie in eine andere Gemeinde. Das Bildungsministerium habe entschieden, diese Stelle nicht neu zu besetzen, schreibt das pädagogische Team weiter: Diese Entscheidung habe zur Folge, dass die Organisation der drei Klassen aus dem ersten Zyklus der „Bëschklassen“ für das dritte Trimester überdacht werden müsse. Damit die Klasse der Erzieherin, die demissioniert hat, für den Rest des Schuljahres nicht ohne Erzieherin sein muss, habe das pädagogische Team entschieden, die anderen beiden Erzieherinnen zwischen den drei Klassen aufzuteilen. Das bringe mit sich, dass die Kinder künftig weniger Zeit im Wald verbringen, steht in dem Brief.
Seit dem Schuljahr 2022/2023 bieten die Escher „Bëschklassen“ insgesamt vier Klassen an: drei im ersten Zyklus und eine im zweiten Zyklus. Für das nächste Schuljahr (2025/2026) würden nur noch eine Klasse mit Kindern aus dem „Précoce“ sowie aus den Zyklen 1.1 und 1.2 sowie zwei Klassen mit Kindern aus dem ersten Zyklus (1.1 und 1.2) angeboten – also insgesamt drei Klassen, heißt es in dem Brief. Erstere würden von jeweils einer Lehrerin und einer Erzieherin in Vollzeit betreut, die beiden Letzteren von jeweils einer Lehrerin in Vollzeit und einer Erzieherin, die zwischen beiden Klassen hin und her wechselt und beiden Klassen folglich nur noch zu 50 Prozent zur Verfügung steht. Das Bildungsministerium habe diese Aufteilung genehmigt, steht in dem Brief. Das Ministerium weist diese Behauptung auf Nachfrage zurück: Die Prozedur für die Schulorganisation laufe erst an, die Stadt Esch habe noch gar keinen Vorschlag eingereicht, den man hätte validieren können.
Gemeinsame Analyse
Am Montag und Dienstag zeigten sich manche Eltern besorgt: Nicht nur, weil die Kinder wegen der fehlenden Erzieherin künftig weniger Zeit im Wald verbringen sollten, sondern auch, weil für die Grundschulkinder (Zyklus 2) ab September angeblich keine Waldklasse mehr angeboten werden soll. In Esch verbreitete sich sogar das Gerücht, DP-Bildungsminister Claude Meisch wolle die „Bëschklassen“ ganz einstellen.
„De Projet leeft weider wéi bis elo“, versicherte der grüne Schulschöffe Meris Sehovic am Mittwoch auf Tageblatt-Nachfrage. Das Bildungsministerium antwortete schriftlich, die Stadt Esch und die dem Ministerium unterstellte Regionaldirektion Esch hätten gemeinsam analysiert, ob es opportun sei, das Projekt weiterhin bis zum Zyklus 2 laufen zu lassen oder auf Zyklus 1 zu begrenzen. Laut Sehovic sei man zu dem Schluss gekommen, dass der Übergang in die höheren Zyklen der Regelschule sehr gut funktioniere. Und auch das Ministerium versichert: „Et handelt sech an den Ae vum Ministère ëm e ganz gudde Projet, dee soll weider bestoen.“ Derzeit prüfe Esch sogar, ob das Projekt noch weiter ausgebaut werden könne, sagt Sehovic. Laut CSV-Bürgermeister Christian Weis sei das jedoch schwierig, weil es an geeigneten Standorten im Wald fehle.
Sollte es hart auf hart kommen, wird die Gemeinde die Erzieherin eben selbst stellen
Hinsichtlich der „Ressourcë fir den Encadrement vun de Kanner“ sei man noch in Verhandlungen, berichtet das Bildungsministerium. Meris Sehovic versichert jedoch, dass er die fehlende Erzieherin auf jeden Fall ersetzen möchte. „Sollte es hart auf hart kommen, wird die Gemeinde die Erzieherin eben selbst stellen“, meinte der Schulschöffe am Mittwoch.
CFL baut Wohnungen
Mittel- bis langfristig verschwinden wird wohl die Annexe 4 der Brillschule, in die sich die Kinder und das Lehrpersonal etwa bei Unwettern zurückziehen können. Das Grundstück am Ende der rue Jean-Pierre Bausch, auf dem das das kleine, bunt bemalte Gebäude steht, gehört der CFL, genau wie der daran angrenzende große Parkplatz. In den kommenden Jahren möchte die Immobiliengesellschaft CFL Immo auf dem gesamten Gelände Wohnungen errichten. Das Projekt befinde sich noch in der Entwicklungsphase, der Teilbebauungsplan (PAP) sei in Ausarbeitung, teilte die nationale Eisenbahngesellschaft auf Nachfrage mit. CFL Immo habe den Verantwortlichen der Stadt Esch das Vorhaben aber schon vorgestellt.

Raum für Fantasie
Die Escher „Bëschklassen“ sind 2016 als pädagogisches Pilotprojekt der Brillschule gestartet worden. In der Regel verbringen die Kinder die meiste Zeit an den inzwischen drei dafür ausgestatteten Standorten im Wald. Durch das spielerische Lernen in der Natur sollen Bewegung und vernetztes Denken gefördert werden und den Kindern mehr Zeit zum Entdecken und mehr Raum für Fantasie und Kreativität gelassen werden, erklärte eine Lehrerin vor drei Jahren dem Tageblatt.
Nach 2016 wurde das Konzept auch in anderen Gemeinden übernommen. In Esch wurde es 2021 erweitert und für Kinder aller Escher Schulen geöffnet. Seit 2022 steht es auch Schülerinnen und Schülern aus dem Zyklus 2.2 offen. 55 bis 60 Kinder werden von insgesamt acht Lehrerinnen und Erzieherinnen unterrichtet – mittwochs von 8 bis 16 Uhr, an allen anderen Tagen von 8 bis 13 Uhr.
De Maart

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