KunsteckeOsterpromenade durch sieben Museen: „Museumsmeile“ in der Hauptstadt

Kunstecke / Osterpromenade durch sieben Museen: „Museumsmeile“ in der Hauptstadt
Martine Feipel & Jean Bechameil, Plague and Cholera (2014), visible au „Nationalmuseum um Fëschmaart“ Photo: Editpress/Julien Garroy

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Mit der Eröffnung der Ausstellung „Luxembourg Cultural Heritage“ im Henan-Museum in Zhengzhou präsentiert das Nationalmuseum 200 Objekte aus seiner Sammlung. Es ist dies nicht die erste museale Präsenz im fernen China. Luxemburg unterhält gute kulturelle Beziehungen zum Reich der Mitte. Das MNAHA unterstreicht gleichzeitig seine zentrale und wichtige Position zum Erhalt und Schutz von nationalem Kulturgut. Im Nationalmuseum um Fëschmaart wird derzeit eine weitere Facette der gehorteten Schätze gezeigt. Wer also nicht nach China reisen kann, der sollte sich die neuen Ausstellungen im Museum in der Altstadt nicht entgehen lassen. Osterzeit ist auch Kulturzeit, gleich sieben auf einer Meile konzentrierte Museen bieten die Möglichkeit einer kulturell spannenden Promenade.

Die Vereinigung „d’stater muséeën“ organisiert nicht nur eine Museumsnacht im Oktober und ist an den Museumstagen im Mai beteiligt, nein, sie setzt auch auf ein permanentes Programmangebot in allen Museen, ein Pensum, das sich bequem an einem oder zwei Tagen bewältigen lässt. Um dem Publikum diese Perspektive zu veranschaulichen und einen rationellen Besuch zu erlauben, haben „d’stater muséeën“ den Flyer „7 Museums – 1 Mile“ neu aufgelegt. Mit Einbeziehung der Tram kann dieser Parcours auf kurzer Distanz problemlos und kostenlos bewältigt werden.

Los geht’s in der Villa Vauban im Stadtpark. Abgesehen von Skulpturen im Garten präsentiert das Kunstmuseum der Stadt Luxemburg europäische Malerei und Skulptur des 17. bis 19. Jahrhunderts sowie Luxemburger Kunst der letzten Jahrhunderte. Darüber hinaus gibt es Gastausstellungen, heuer „Les animaux dans la gravure“ und „Bien dans la Villa“ mit rezenten Ankäufen. Nicht weit entfernt ist im ehemaligen Bürgercasino das Forum für zeitgenössische Kunst eingerichtet, ein Zentrum, das sich immer wieder neuen Herausforderungen der aktuellen Gegenwartskunst stellt, dies sowohl mit Ausstellungen als auch Workshops und Konferenzabenden. Aktuell ist die Schau „Forced Amnesia“ mit Arbeiten von Mary-Audrey Ramirez zu sehen.

Unterhält die Stadt Luxemburg ihr Kunstzentrum im Park, so beherbergt das Lëtzebuerg City Museum eine Dauerausstellung über die Geschichte der Stadt und immer wieder Wechselausstellungen, momentan ist hier „Pure Europe“, eine Schau, in welcher das Konzept „Europa“ selber infrage gestellt wird. Noch bis Juli erfährt der Besucher dort in einer Expo, was er essen darf („All you can eat“). Ganz nebenbei sei erwähnt, dass man sich dort auch im Unesco-Zentrum über das international geschützte Patrimonium der Vorstadt informieren kann.

Nationalmuseum und Altstadt

Mit dem bereits erwähnten „Nationalmusée um Fëschmaart“ setzt der Besucher seinen Weg fort. Archäologie, Geschichte und Kunst sind hier Trumpf, wobei aktuell eine moderne Präsentation mit Werken internationaler und Luxemburger Künstler aus der Kollektion, sowie eine Expo mit bislang nicht öffentlich gezeigten Fotografien von Edward Steichen für Aufmerksamkeit sorgen dürften. Auch die Expo „Dem Kutter seng Gesiichter“ ist noch zu sehen.

Wer sich den Bockfelsen von unten ansehen möchte, Sinn für Erde und Natur hat und sich für seltene Tiere und/oder wundersame Welten interessiert, der sollte sich das Nationalmuseum für Naturgeschichte im Grund nicht entgehen lassen. Es ist sehr kinderfreundlich eingerichtet. Es bietet sich auch ein Abstecher ins gegenüber gelegene Kulturzentrum Neimënster an, eine ehemalige Abtei, die ein kleines Museum mit Skulpturen von Lucien Wercollier sowie Gastausstellungen diverser Ausrichtung anbietet.

Um die beiden letzten Etappen der Museumsmeile zu erreichen, empfiehlt sich der Lift hoch zur Oberstadt und anschließend die Tram zum Kirchberg. Das „Musée Dräi Eechelen“, im historischem Reduit des 1732 erbauten Fort Thüngen mit den drei typischen Türmen untergebracht, hält stets wichtige Objekte aus unserer Geschichte und der Festung parat, bietet aber auch die Möglichkeit, gut erhaltene Kasematten zu erforschen. Es ist ein magischer, von vielen Landsleuten unterschätzter Ort, der folgerichtig mit einigem Aufwand für diesen Zweck liebevoll hergerichtet wurde.

Geschichte und Gegenwart vereint

Last but not least, wie es so schön heißt, erreicht man auf der Rückseite der „Dräi Eechelen“ das Mudam („Musée d’art moderne Grand-Duc Jean“). Einst sollten beide Museen durch eine Passage verbunden werden, doch es sollte nicht sein, sodass Freunde der aktuellen Kunst einen eigenen Mudam-Eingang benutzen müssen. Die Verantwortlichen des Museums, das in einem luftigen und hellen Pei-Gebäude installiert ist, sammeln eifrig Kunst der Moderne und Gegenwartskunst. Diese wird in regelmäßigen Abständen und thematischen Konstellationen präsentiert, kürzlich etwa unter dem Motto „Deep Deep“. Abgesehen von der brandaktuell diese Woche eröffneten Schau „Air Conditioning“ zeigt das Mudam mit der „A Model“ eine Expo zur Hinterfragung der Museumskultur und Art sowie Weise, wie Kunst dargestellt werden kann. Die „Prelude“ sowie „A Model“ sind schon mal zwei ganz spannende Bestandteile einer dreigliedrig angelegten Initiative, auch weil der Zuschauer teilweise ins Dargestellte eingreifen, sich beteiligen kann, etwa beim Werk von Oscar Murillo in der Eingangshalle (das „T“ hat die Expo bereits bei der Eröffnung besprochen).

Wer nach dem Mudam-Besuch das Umfeld des Museums ergründen möchte, der sollte einen Rundgang um beide Museen machen. Hier sind zudem noch einige Skulpturen im freien Raum aufgestellt, sodass nach all dieser Museumsluft ein bisschen Atmen in freier Natur sicher guttun kann. Die „Museumsmeile“ ist sicherlich eine willkommene Abwechslung in dieser Osterzeit in Luxemburg, wobei auch private und kommunale Galerien und Kunsthäuser in Luxemburg, Esch/Alzette und anderen Ortschaften interessante Ausstellungen anzubieten haben. Man braucht nicht nach London, Paris, Berlin, Hamburg oder Brüssel zu reisen, um sich eine Frühlingsbrise in Sachen bildender Kunst zu gönnen.

Weitere Informationen unter www.museumsmile.lu.