Dienstag28. Oktober 2025

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ForumOh Gott, der Kardinal will flüchten! Warum es den pensionierten Gottesmann mit Macht nach Portugal zieht

Forum / Oh Gott, der Kardinal will flüchten! Warum es den pensionierten Gottesmann mit Macht nach Portugal zieht
  Foto: Editpress/Julien Garroy 

Herr Hollerich will offenbar eine neue Migrantengattung ins Leben rufen: den Glaubensflüchtling. Die Parallelen zum Klimaflüchtling springen ins Auge. Wenn das Reich Gottes austrocknet und die Glaubenswüste sich ausbreitet, wie hier in der zunehmend gottlosen Luxemburger Diözese, muss der Gottesverkünder sich eben anderswo nach blühenden Landschaften umsehen. Er ist zwar kein verfolgter Christ, sondern nur ein enttäuschter Religionshändler, aber wer will schon als Rufer in der Wüste das Wort des Allmächtigen verkünden? In einem Zeitungsinterview hat Herr Hollerich seine Pläne fürs Rentenalter enthüllt: „Ich habe mir eine Wohnung in der Algarve zugelegt. Weil ich mir keine Wohnung in Luxemburg leisten kann … Meine Wohnung ist fast abbezahlt. Regelmäßig verbringe ich meine Urlaube dort, die Menschen kennen mich und ich assistiere manchmal bei der lokalen Messe“ (Revue 21.9.24).

Guy Rewenig ist Schriftsteller. Sein aktuelles Buch im Binsfeld-Verlag heißt „Bärenklau. Eine Konferenz“.
Guy Rewenig ist Schriftsteller. Sein aktuelles Buch im Binsfeld-Verlag heißt „Bärenklau. Eine Konferenz“.  

Gewiss, die Algarve ist ein schöner Landstrich. Vielleicht zu lieblich und nicht ganz authentisch, da alles auf Tourismus getrimmt ist, also auf gezielte Augenwischerei. Doch Herr Hollerich will nicht wegen der landschaftlichen Reize auswandern. Er begibt sich auf Seelensuche. Im Revue-Interview klingt das so: „Waren Sie schon mal in einer portugiesischen Messe in Luxemburg-Stadt? In Bonneweg, im Garer Viertel oder auf Cents sind die Kirchen voll!“ Logischer Schluss: Wenn schon hierzulande ein paar Gotteshäuser vor frommen Portugiesen förmlich überquellen, wie muss es dann erst vor Ort in Portugal ausschauen? Sollte man die Zentrale nicht der Filiale vorziehen? Wie es scheint, herrschen in der Algarve paradiesische Zustände. Überall willige Gotteskinder in proppenvollen Kirchen, ganz im Gegensatz zu Luxemburg, wo der kollektive Abfall vom Glauben nicht mehr einzudämmen ist.

Als geübter Jesuit weiß Herr Hollerich genau, dass es kein Paradies gibt, außer man schafft es sich selber auf Erden. Die Algarve ist schon mal ein vorzüglicher Standort für einen pensionierten Kardinal. Mit seiner üppigen Staatsrente darf er sich dort wie im Schlaraffenland fühlen. Nicht zu vergessen: die Kirchen sind voll! Offenbar verfängt der Gotteszauber nach wie vor in dieser südlichen Enklave. Natürlich wird Herr Hollerich nicht mehr in einem provokant pompösen, von uns Steuerzahlern finanzierten Protzpalast residieren. Sein mietkostenfreier Amtssitz wird ihm abhandenkommen, sein luxuriöses Episkopat wird abrupt ein Ende nehmen. Doch das wird er nicht bedauern, denn in der Algarve wird er fürstlich entschädigt: Er ist umringt von standhaften Katholiken und darf fortan täglich bei der lokalen Messe assistieren. Anders gesagt: Hier trägt die jesuitische Hirnwäsche noch Früchte. Auf einen fröhlichen Lebensabend inmitten der gottesfürchtigen Schäfchen!

Denn auch er hält nichts von Menschenrechten. Wie anders wäre zu erklären, dass er in einem rezenten Interview (Wort, 25.9.24) schlicht Ungeheuerliches von sich gab? Auf die Frage „Der Papst hat zu den US-Wahlen gemeint, Menschen sollten das kleinere Übel wählen. Was ist böse an Kamala Harris?“ antwortete er unumwunden: „Für mich ist es die Abtreibungsfrage.“ Und er betont: „Die Entscheidung ist immer für das Leben, und ich finde es barbarisch, wie wir mit dem ungeborenen Leben umgehen.“ Der Irreführer, Pardon, der irre Führer Trump ist Herrn Hollerich also lieber als die vernunftbegabte, empathische Kamala Harris. Eine Frau, die offen für Selbstbestimmung plädiert, ist in seinen Augen weit schlimmer als ein Mann, der selber patriarchalisch unbarmherzig bestimmen möchte, wie Frauen sich zu benehmen haben. Ein verurteilter Vergewaltiger und zertifizierter Rassist gefällt dem Kardinal besser als eine entschiedene Anwältin für Humanität und Ehrgefühl.

Was aber sollen wir von den Portugiesen denken, die der Kardinal so penetrant idealisiert, indem er sie in unmittelbarer Gottesnähe verortet? Immerhin hat das portugiesische Volk, im Unterschied zu uns Luxemburgern, vor nicht allzu langer Zeit eine Revolution geschafft. Der gestürzte Diktator Salazar war zeitlebens ein begeisterter Katholik. Umgekehrt hat sich die portugiesische Amtskirche mit vollem Einsatz der Diktatur angedient. Wir kennen ja das göttliche Kooperationsprinzip: überall auf der Welt, wo Menschenrechte mit Füßen getreten werden, mischen die jeweiligen Religionsführer auf militante Weise mit. Eigentlich passt Herr Hollerich nicht in die idyllische Algarve, sondern eher in den rauen Norden, genauer gesagt ins Distrikt Braga (im Minho). Sein Amtsbruder, der Erzbischof von Braga, war ein herausragender Saboteur der Revolution. Er bekämpfte das freiheitliche Menschenbild der Revolutionäre mit Zähnen und Klauen. Das müsste Herrn Hollerich im Grunde beeindrucken.

Abtreibungsfrage

Hier wächst zusammen, was zusammen gehört: der glaubensbeseelte Kardinal und der frömmelnde Drecksack. Trump tingelt beifallheischend von einer religiösen Sekte zur anderen, er vermarktet sogar Bibeln, die er angeblich selber gestaltet hat. All diesen sturen Gottesvereinen ist es vollends egal, was Trump alles auf dem Kerbholz hat. Er ist eben der Gesandte Gottes. Mit dem gottgefälligen Lügner, Betrüger, Frauenverächter, Behindertenverhöhner, Volksverhetzer, Putschisten, Unrechtsfanatiker und Demokratiezertrümmerer ist der ersehnte Gottesstaat gut bedient. Herr Hollerich schließt sich dem finsteren Chor der Trump-Bewunderer an. Sein Wunschkandidat ist gegen Abtreibung. Das genügt. Gottes Segen ist ihm sicher.

Dazu passt, dass der Papst neulich vor Journalisten auffällig in den Trump-Jargon verfiel. Ärzte, die Abtreibung praktizieren, also völlig legal ihre Sorgfaltspflicht wahrnehmen, nannte er „Auftragsmörder“. Jeder Mensch, der kein „heiliger Vater“ ist, würde sich mit einer solchen Abkanzelung eine Klage wegen gravierender Ehrabschneidung einhandeln. Doch der Papst, genau wie sein Vertrauter Hollerich, berufen sich auf einen ewig straffreien Einflüsterer: den Herrn Gott persönlich. Wir wünschen dem Kardinal einen angenehmen Aufenthalt in Portugal. Möge er vor Waldbränden verschont bleiben. Er soll nicht vorzeitig im Höllenfeuer schmoren.

Herry
25. Oktober 2024 - 9.00

Der Kardinal will flüchten, was für dumme Kommentare,
unser Grossherzog inklusiv seine Begleitung sind schons
lange auf der Flucht, und das mit unseren Steuergeldern.
Was sollts ???

HeWhoCannotBeNamed
19. Oktober 2024 - 23.45

Religionskritik der alten Schule... schwarz gegen weiß... Gläubige gegen Ungläubige und jeder probiert den anderen von seiner "Wahrheit" zu überzeugen... gäääähn...

Plop Poulpy
15. Oktober 2024 - 20.12

MM Grober.
Ech soutz an der Fussvolkklass, i. e. Economy.
Den Monseigneur an der Business. Ier mir fortgeflun sin, as hien nach vum Personal iwert Mikro geei'ert gin.

Grober J-P.
11. Oktober 2024 - 10.11

"virun mir am Flijer. Business-Class" Und nicht mal ökologisch, schämet euch!

Plop Poulpy
10. Oktober 2024 - 9.58

Den Monseigneur soutz virun kurzem e puer Reihen virun mir am Flijer. Business-Class. Ech war berouegd well mir ennert goettlechem Schutz mat 800 kmh bei 32000 Fouss altitude dohinreraast sin. Ech hat trotzdem mein Rousekrantz derbei.

Reinertz Barriera Manfred
10. Oktober 2024 - 7.14

Wie jeder anderer Arbeitnehmer kann auch Herr Hollerich in Pension gehen da wo er will, die einen gehen in den Midi, andere bleiben hier zu Hause und er geht gerne nach Portugal, was soll also das Gehetze gegen den Kirchenmann Herr Rewenig?

CESHA
9. Oktober 2024 - 13.22

Herrliche Satire!

Kantt Luss
8. Oktober 2024 - 21.58

"Waren Sie schon mal in einer portugiesischen Messe in Luxemburg-Stadt? "

Sind das nicht ALLE Messen? :-)

goelff jean-pierre
8. Oktober 2024 - 18.29

....diën hält d'Leit wiirklich fir Grodeïeren!

Grober J-P.
7. Oktober 2024 - 20.18

H. Rewenig was schreiben Sie denn da, "Oh Gott" ?
Was soll das bedeuten, sind Sie etwa doch ein gläubiger Mensch?

Harry
7. Oktober 2024 - 15.09

Firwaat hei esou Kommentären vun séch ginn ?
Deen Mann do huet och een privat Liewen, jiddefalls an der
Algarve liewt ett séch besser wéi am Marienland,
eis "Granducs" liewen jo och schons laang am Frankreich asw.
an daat nach op Steiergelds-Käschten, mat deer ganzer
"Huckécht",do gett daat nemmen als normal empfond,
ass ower vill méi krass.

Jos
7. Oktober 2024 - 13.33

Nicht nur für Schriftsteller sondern auch für Bischöfe und Kardinäle gelten die Freiheiten der Demokratie und der Menschenrechte. Auch sie haben Grundrechte als Mensch und dazu gört auch die Meinungsfreiheit.

Jean-Paul
7. Oktober 2024 - 13.02

Herr Guy Rewenig schreibt: Er soll nicht vorzeitig im Höllenfeuer schmoren. (Nun ja, der Meinung bin ich auch)
Denn, das Fundament bröckelt. Revidieren wir das Instrument der psychologischen Steuerung. Die Zeit dazu ist gekommen.

Job 2.0
7. Oktober 2024 - 12.38

Was ist das für ein Gott der seit seiner Menschschöpfung gemütlich zusieht wie seine Kreation an einem faulen Zahn oder anderen Schweinereien langsam und qualvoll stirbt.Um dann seinen Sohn(sic) und später die Priester als Heilsbringer loszuschicken,ohne dass sich etwas gebessert hätte ob dieser Intervention.Im Gegenteil. Hexenverbrennung,Kreuzzüge usw. sind Gott gewollt. Deus lo vult.

Was für ein Hohn."Tantum religio potuit suadere malorum".(Lukrez)
Wie war.

fraulein smilla
7. Oktober 2024 - 12.17

Vielleicht wird der Evangelikale Scott Roeder irgendwann von der katholischen Kirche heilig gesprochen . ( Scott Roeder sitzt in den USA eine lebenslange Haftstrafe ab ,weil er 2013 den Abtreibungsarzt George Tiller erschoss )

Nomi
7. Oktober 2024 - 10.16

Den Popst an de Beschoof machen dem Vollek gaer Viirschreften wei' se ze liewen hunn, am Numm vun engem Gott(?), an Sie hun Pedofiler an Vergewalteger an hiiren Reihen !!

Mol als Eischt virun senger eegener Diir kiiren !

Heini
7. Oktober 2024 - 9.03

Firwaat nett, huet vieilleicht
eng Freundin donidden.

Grober J-P.
7. Oktober 2024 - 9.01

Steht nicht schon irgendwo in einem Evangelium, "Wehe euch, ihr Heuchler"?

JJ
7. Oktober 2024 - 9.00

In welcher Gehaltsklasse (échelon) des Beamtenstatus wird der Jesuit denn bezahlt.Wie ist ein Kardinal eingestuft? C15? ( Cultes ) Er wird doch sicher nicht vom Vatikan entlohnt? Wir ,also auch die Heiden,bezahlen das Gehalt dieser Rockfraktion. Und da es sich um eine beträchtliche Summe handeln muss wird der Mann schon gut überleben.Und die treuen Gläubigen aus Portugal werden ihm brav zuhören,spricht doch der liebe Gott aus seinem Mund.Obwohl die Portugiesen haben es eher mit Marien.Die erscheinen portugiesischen Kindern in regelmässigem Abstand und die dazugehörige Kollektivhysterie bleibt dann nie aus.. Viel Glück also Herr H. und vielleicht können wir eines Tages frohlocken: " HABEMUS PAPAM:"
PS: Wie gewohnt ein guter Artikel H.Rewenig. Ich hoffe sie bleiben noch.

Grober J-P.
7. Oktober 2024 - 8.56

"Entscheidung ist immer für das Leben, und ich finde es barbarisch, wie wir mit dem ungeborenen Leben umgehen.“ Barbarisch, und so barmherzig die „Überlebenden“ dann verhungern zu lassen?
Der einzige Weg zur "Caritas"!

K Arthur
7. Oktober 2024 - 7.41

Er kann sich eine Wohnung in Luxemburg nicht Leisten, da muss ich aber Lachen .