ArbeitskampfOGBL: Bei Ampacet läuft der längste Streik seit 1995 – Trotz Treffen kein weiterer Dialog 

Arbeitskampf / OGBL: Bei Ampacet läuft der längste Streik seit 1995 – Trotz Treffen kein weiterer Dialog 
In der Mittagspause wurde vor Ampacet gegrillt Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Am Freitag, dem insgesamt zwölften Streiktag, machte sich anfangs etwas Hoffnung rund um das Lagerfeuer vor dem Ampacet-Gelände breit. Die Direktion hatte die Belegschaft sowie Vertreter des OGBL kurzfristig zu einem Treffen eingeladen. Doch die Hoffnungen der Streikenden zerplatzten am frühen Nachmittag wie Seifenblasen. Inhaltlich kamen sich beide Seiten nicht näher und beendeten das Treffen nach knapp 30 Minuten. Nach wie vor gibt es keinen Sozialdialog. Die Streikenden werden weiterkämpfen.

Stefan Osorio-König vom OGBL sprach nach dem Verlassen des Werksgeländes von einer „regelrechten Theaterveranstaltung“ seitens der Direktion. „Sie wollte mit uns lediglich über Änderungen zu den Schichtplänen reden, da diese am 9. Januar ändern werden. Zu den Ursachen des Streiks wollte sich die Direktion nicht weiter äußern. Sie wollte nur die Temperatur bei uns messen und keinen richtigen Dialog führen“, kritisierte er. Und die scheint bei allen, trotz der Minusgrade, noch richtig hitzig zu sein. 

„Die Direktion kam mit ihren Anwälten, um uns wieder einzuschüchtern, doch das ist ihr wieder nicht gelungen. Ich habe ihr klargemacht, dass wir bis zum bitteren Ende durchhalten werden. Auch die neuen Schichtpläne können unserer Meinung nach nicht so umgesetzt werden“, sagte Saliha Belesgaa, Präsidentin der Personaldelegation, gegenüber dem Tageblatt. Zusätzlich erhebt der OGBL schwere Vorwürfe gegen die Ampacet-Leitung: Diese hülle sich nämlich „seit nunmehr zwölf Tagen in vollkommenes Schweigen“. Trotz Appellen des Arbeits- und Wirtschaftsministers für einen Sozialdialog habe die Direktion lediglich eine Sitzung zur Diskussion des Arbeitsorganisationsplans (POT) mit der Personaldelegation einberufen – und dabei versucht, einen OGBL-Vertreter abzuhalten.

Längster Streik bislang

Der Arbeitsstreik bei Ampacet stelle seit Freitag, dem 8. Dezember, einen „neuen Meilenstein“ dar, indem er zum längsten Arbeitskampf in Luxemburg seit 1995 wurde. Darauf weist der Gewerkschaftsbund OGBL in einer Mitteilung hin. Der bisher letzte längere Streik war der der Fliesenleger: Diese hatten 1995 für insgesamt 28 Tage die Arbeit niedergelegt. Und auch verglichen mit dem elftägigen Pflegeheim-Streik von 2018 bewege sich dieser Ausstand in ganz neuen Dimensionen.

Jetzt stellten sich die Streikenden auf eine längere Auseinandersetzung ein, worauf man sich mit dem OGBL vorbereite. „Trotz des beharrlichen Schweigens der Unternehmensleitung bleibt die Entschlossenheit der Streikenden ungebremst“, ist man beim OGBL sicher – und stellt fest: „Die Solidarität in der Bevölkerung bleibt außergewöhnlich.“

Das zeige sich auch daran, dass der Solidaritätstopf mittlerweile 25.000 Euro umfasse. Auch Vertreter von LSAP, „déi Lénk“ und KPL hätten ihre Unterstützung bekundet. Die Direktion reagiere lediglich mit dem vermehrten Einsatz der Polizei, während Gerüchte über die Einstellung neuer Mitarbeiter kursierten.

„Sollte es sich um einen Versuch handeln, die streikenden Beschäftigten zu ersetzen, wäre dies natürlich völlig illegal“, stellt der OGBL fest. Die Botschaft der Streikenden bleibt jedenfalls klar: „Wir werden auch an Weihnachten und darüber hinaus da sein, wenn es sein muss!“ (AH, Red.)

Streikbrecher werden am Verlassen des Werkes gehindert. Dem Fahrer bleibt nichts anderes übrig, als die Polizei zu rufen.
Streikbrecher werden am Verlassen des Werkes gehindert. Dem Fahrer bleibt nichts anderes übrig, als die Polizei zu rufen. Foto: Editpress/Hervé Montaigu