Sonntag19. Oktober 2025

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Weinbau „Oenotourismus“ liegt im Trend: Der Wein als Grund für die Reise 

Weinbau  / „Oenotourismus“ liegt im Trend: Der Wein als Grund für die Reise 
Im begehbaren Weinautomat der „Domaine 64“ in Remerschen können Touristen den Wein des Gutes probieren und kaufen Foto: Wiebke Trapp

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Mit einer spannenden Perspektive für die Winzer an der Mosel eröffnete am Mittwoch die erste Rednerin die 17. Auflage des „Lëtzebuerger Wäibaudag” in Wormeldingen. „Oenotourismus” ist ein Geschäftsfeld, das viel verspricht.

Der Weinbautag ist alljährlich ein Treffen der Branche, egal, ob Genossenschaftswinzer, Privatwinzer oder Handel. Umso mehr lassen die Worte des Präsidenten des Berufsverbands der Weinbaubranche, des „Lëtzebuerger Wënzerverband”, aufhorchen: „Der Weinbau ist derzeit weltweit in einer Krise“, sagt Marc Weyer (59). „Luxemburg ist da keine Ausnahme.“

Der Markt ist übersättigt und der Konsum rückläufig. Dabei geht es nicht nur um das Gefühl aufseiten der Konsumenten, sie könnten sich eine Flasche Wein nicht mehr leisten. Die Branche selbst kämpft gegen steigende Kosten bei der Produktion des Weins. Sie waren schon immer hoch wegen der Anbaufläche in den Steillagen der Mosel, deren Bearbeitung wenig Maschinen erlaubt.

Vor diesem Hintergrund wiegen Inflation, gestiegene Energiepreise oder Lohnkosten seit der Pandemie besonders schwer. Diese Erhöhungen können nicht eins zu eins an die Kunden weitergegeben werden. „Das gibt der Markt nicht her”, sagt Winzerverbandspräsident Weyer. In diesem Kontext eröffnet „Oenotourismus” vielleicht einen neuen Weg. Da liegt in den Augen von Lia Backendorf (35) viel ausbaufähiges Potenzial.

Kulinarik und Wein stehen hoch im Kurs

Sie ist in einer Winzerfamilie in Wincheringen groß geworden, hat einen Bachelor in internationaler Weinwirtschaft und einen Master in Agrar- und Ernährungswirtschaft der Universität für Bodenkultur in Wien und koordiniert das Projekt „Via Moselle” beim ORT Moselle. Laut dem Regionalen Tourismusbüro der Moselregion kamen 2023 sechs Prozent der Touristen mit Übernachtung, das sind in absoluten Zahlen 78.000, nach Luxemburg wegen kulinarischer Interessen.

Elf Prozent gaben sogar an, bei ihrem Aufenthalt einer Aktivität im Kontext Wein nachgegangen zu sein. Das waren im selben Jahr 143.000 von sämtlichen Touristen mit Übernachtung. Bei den Tagestouristen gaben zwei Prozent, das sind 55.000, als Hauptgrund ihres Besuches den Bereich „Kulinarik“ an und 13 Prozent (362.000) haben 2023 an einer „Weinaktivität“ teilgenommen. Das sind Zahlen, die vielversprechend klingen.

Wenn Platz ist für eine Beherbergung auf dem Weingut, lernen die Gäste den Wein der Gastgeber kennen und nehmen idealerweise gleich welchen mit, was sich wiederum herumspricht. Zwischen Koblenz (D) und Toul (F) gibt es bereits „Best Practice”-Beispiele. Im deutschen Teil steht der Oenotourismus zwischen Koblenz und Trier bereits auf sehr professionellen Beinen. „Je weiter man aber nach Süden geht, desto geringer der Grad der Professionalisierung”, sagt Backendorf und meint: „Viel zu wenig Übernachtungsmöglichkeiten“.

„Professionals“ haben Chancen erkannt

Das betrifft die Region zwischen Trier und Perl (D) auf beiden Seiten der Mosel. Investition und Arbeitsaufwand müssen sich allerdings rechnen. Dennoch: „Oenotourismus ist gerade voll im Trend“, sagt Backendorf. Schweizer, Franzosen und US-Amerikaner liegen an der Spitze derer, die sich aktuell dafür interessieren. Es ist eine Freizeitaktivität, die den Nachhaltigkeitstourismus stärkt, weil es um regionale Produkte geht.

In Luxemburg stehen Gîtes und Zimmer in Weingütern, abgesehen davon, dass es kaum welche gibt, aktuell noch vor einem Problem. Sie liegen oft in „Zones vertes“. Dort ist für die, die Platz für Übernachtungen schaffen wollen, ein Ausbau oder eine Erweiterung des Gutes oft nicht erlaubt. Das Problem ist bekannt. „In den beteiligten Ministerien laufen Gespräche, das zu lockern“, sagt Backendorf. Beim ORT Moselle gibt es eine Arbeitsgruppe, an der das Tourismusministerium beteiligt ist, um Strategien auszuarbeiten. Auf administrativer Ebene ist also viel in Bewegung.