Donnerstag11. Dezember 2025

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KunsteckeOb sich die Kunstreise nach Paris über die Feiertage lohnt

Kunstecke / Ob sich die Kunstreise nach Paris über die Feiertage lohnt
Eine Winterreise nach Paris lohnt sich vor allem aufgrund des Kulturangebots  Foto: Pexels

Die Weihnachtszeit bietet Gelegenheit, einen Abstecher in die Kunsttempel von Paris zu unternehmen. Doch was halten die bereit? Wagen wir eine Preview auf einige Expos.

Die Lichterstadt Paris erscheint gerade in dieser Zeit im Glanz der tausend Glühbirnen und Kerzen wie blitzender Dekorationen, hält aber wie übers ganze Jahr verteilt spannende Kulturangebote bereit. Zu diesen gehören Museen wie Le Louvre, Orsay, Musée d’Art moderne, Musée du Luxembourg, Palais de Tokio sowie die Stiftungen Louis Vuitton & Cartier oder die Bourse de Commerce. Letztere sind drei privat verwaltete Kunsttempel, die allein von ihren Gebäulichkeiten her unterschiedlicher nicht sein könnten.

Obwohl das Image des meistbesuchten Museums von Paris, Le Louvre, durch den rezenten Diebstahl von Kronjuwelen und den Wasserschaden in der Ägyptologie-Bibliothek mehr als angekratzt ist, können Freunde der Antike und des Neoklassizismus in der Retrospektive Jacques-Louis David (1748-1825) rund 100 Werke des vor 200 Jahren verstorbenen und streitbaren Künstlers bewundern. Am 3. Dezember wurde im Le Louvre die sogenannte „Galerie des Cinq Continents“ wieder eröffnet, erreichbar durch eine an sich abseits gelegene Eintrittstür, die jedoch, wie Le Monde notiert, gleich und bequem zu den Räumen mit spanischer und italienischer Kunst sowie zu einem Pavillon mit Kunst aus Afrika, Ozeanien und den amerikanischen Staaten (Werke, die vom Musée Orsay ausgeliehen sind) führt. Fazit: Neben dem enormen permanenten Angebot des Louvre, Mona Lisa inbegriffen, lohnt es sich wegen dieser beiden Ausstellungen im ehrwürdigen Gebäude vorbeizuschauen.

Richter bei Louis Vuitton

In dem von Frank Gehry – bekannter, übers Wochenende verstorbener Architekt, der u.a. das fantastische Museum in Bilbao geschaffen hat – entworfenen, außergewöhnlichen und futuristischen Gebäude der Louis Vuitton Stiftung läuft aktuell eine Mega-Schau Gerhard Richter. Der deutsche Künstler ist einer der ganz großen Akteure der internationalen Kunstszene. Die Stiftung verfügt zwar über eine beachtliche Sammlung, hat sich in diesem Museum jedoch zum Ziel gesetzt, bedeutende Namen oder Sammlungen zu präsentieren. Da gab es Ausstellungen mit Werken einer russischen Sammlung, den Arbeiten des Amerikaners Basquiat, den Farbfeldkompositionen von Mark Rothko und kürzlich den farbenfrischen Malereien des David Hockney.

Die Fondation Louis Vuitton in Paris
Die Fondation Louis Vuitton in Paris Foto: Xandru, CC BY-SA 4.0

Die jetzt bis zum 3. März programmierte Schau mit Werken Gerhard Richters zeigt rund 270 Exponate des Künstlers, der im Laufe der Jahre seinen Stil und seine Motivationen immer wieder änderte und neben der reinen Malerei sich auch an Fotografie und anderen Techniken versuchte. In Paris haben die Kuratoren nun im Oeuvre des Künstlers aus den sechs Jahrzehnten von 1962 bis 2024 gesucht und eine breite Palette an sowohl figurativen Gemälden als auch abstrakten Kompositionen zusammengestellt. Der am 9. Februar 1932 in Dresden geborene und noch lebende Künstler ist selbst vor engagierter politischer Malerei und Happenings nicht zurückgeschreckt. Ab 1964 optierte er für „unscharf wirkende Bilder in verwischten Grautönen“, dies gemäß dem Prinzip der „Abbildung“. Er nutzte dabei Ausschnitte und Fotos aus Zeitungen als Vorlage. Bekannt ist u.a. „Ema, Akt auf einer Treppe“ (ein Werk, das in Paris zu sehen ist), später widmete er sich der Farbfeldmalerei. Erinnern wir etwa an eine diesbezügliche Expo in Berlin. Die Richter-Schau in Paris ist viel besucht, sodass Anmeldungen und Reservierungen sich empfehlen.

Wer einen französischen Meister der besonderen Lichteffekte und Nutzung ganz spezieller blauer und schwarzer Farbe eigener Prägung genauer kennenlernen möchte und nicht die Möglichkeit hat, sein Museum in Rodez zu besuchen, der kann sich im Musée du Luxembourg noch bis zum 11. Januar insgesamt 130 Arbeiten auf Papier von Pierre Soulages unter dem Titel „Pierre Soulages – Une autre lumière“ anschauen. Empfehlenswert!

Minimal Art, genial präsentiert

„Minimal“ nennt sich eine Ausstellung mit Werken aus der Pinault-Kollektion in den Räumlichkeiten der im Auftrag des Kunstsammlers und Millionärs François Pinault renovierten ehemaligen „Bourse de Commerce“. Dieses private Kunsthaus lohnt allemal eine Reise, denn es beherbergt meist zwei bis drei sehenswerte Expos gleichzeitig, doch nun steht die Schau „Minimal“ bis zum 18. Januar im Fokus. Minimal Art, so besagt es die gängige Literatur, ist eine „Kunstrichtung, die sich seit den 1960er-Jahren v.a. in den USA entwickelte“. Sie entstand, so die Kunstgeschichte, als Gegenreaktion auf den abstrakten Expressionismus. Das Konzept scheint glasklar, doch artikulierte sich Minimal Art auf unterschiedlichste Weise, sodass die Kuratoren der „Minimal“-Ausstellung in Paris viele dieser minimalistischen Spielarten genauestens unter die Lupe genommen haben, dabei auch Korrespondenzen zwischen Exponaten und Architektur der im XIX. Jahrhundert erbauten Bourse de Commerce. Man sollte Minimal Art nicht allzu eng, zu streng sehen, meinte u.a. Kommissarin Jessica Morgan.

Weitere Infos:

„Minimal“ in Bourse de Commerce – pinaultcollection.com
„Richter XXL“ in Fondation Louis Vuitton – fondationlouisvuitton.fr
„Exposition Générale“ in Fondation Cartier – fondationcartier.com

In der Tat, die Expo entfaltet sich in sieben Sektionen: Materialismus, Raster, Monochromie, Balance, Fläche, Licht und Mon-ha. Auf alle Arbeiten und Namen einzugehen, sprengt den Rahmen dieser Vorschau. Zitieren wir nur kurz einige bekannte Künstler: Sol LeWitt, Carl André, Blinky Palermo, On Kawara, Dan Flavin, Bridget Riley, François Morellet, Günther Uecker, Seung-taek Lee, Donald Judd, Robert Ryan, Richard Serra, Brice Marden, Keith Sonnier oder Felix Gonzalez-Torres. Daneben die japanischen Vertreter der Mono-Ha, „l’école des choses“, wie N.-X. Ferrand sie nennt. Mehr als 100 Werke, Bilder, Installationen, Licht-Objekte u.a. von rund 40 bekannten und weniger renommierten Künstlern aus diversen Kontinenten zeugen von der recht lebendigen Bewegung des Minimal Art.

„Cartier“ einmal anders

Wer glaubt, die Fondation Cartier zu kennen, der irrt, denn diese ist von ihrem Standort im 14. Arrondissement in ein riesiges Gebäude im Herzen von Paris am Place Royal umgezogen. Architekt Jean Nouvel hat die früheren „Grands Magasins du Louvre“ zu einem Kunsttempel der besonderen Art umgebaut, sodass nun auf 7.000 m2 Ausstellungsfläche die 600 ausgewählten Arbeiten für die Eröffnungsausstellung bequem Platz finden. Die Sammlung der Fondation Cartier ist weitaus umfangreicher. Es bleibt genug Stoff für kommende Schaus. Ankündigungen hat es bereits gegeben, doch die laufende Expo dreht sich um vier Themenbereiche: Architektur, Verhältnis Mensch-Natur, Brückenschlag zum Handwerk und Verbindungen zwischen Wissenschaft und Technologie. Bei dieser Expo lohnt es sich auch, die umfangreichen Transformationen des Gebäudes genauer in Augenschein zu nehmen. Die Expo ist noch bis zum 23. August 2026 zu sehen.

Andere Ausstellungen, Museen und Galerien wären zu nennen, doch empfehlen wir Kunstfreunden, sich beim nächsten Paris-Besuch auf die beiden Stiftungen und die Pinault-Sammlung „Minimal“ zu konzentrieren.